Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

248 Töpferei — Sungzeit 
Kriege um Töpfe geführt haben.!) Bock?) gibt für grüne, blaue und braune 
chinesische Töpfe mit Reliefverzierung, je nach der Größe, dem Muster, dem Alter 
und der Erhaltung, Preise von 100 bis 3000 Gulden an. In alten Ruinen von 
Java hat man Scherben gefunden und desgleichen mit chinesischen Münzen des 
10. und 11. Jahrhunderts’) zusammen in Singapore. 
Valentyn *2) berichtet in seiner Geschichte der Molukken: „Zu ihren vor- 
nehmsten Juwelen und teuersten Schätzen gehören auch die ‚‚pinggan batoe“, 
sehr dicke graue Porzellanschüsseln, deren Farbe mehr ins Hellgrüne geht, unten 
einen Finger, doch an den Seiten wohl einen halben Finger dick, mit glatt ge- 
bogenen Seiten, usw.“ „Dieselben werden nur bei großen Festlichkeiten und wenn 
sie dem Satan opfern, zum Vorschein gebracht. Viele bleiben in der Erde ver- 
borgen, weil es öfters vorkommt, daß sie es sogar ihren Kindern nicht mitteilen, 
wo sie verborgen sind.“ „Es muß schon ein großer König sein, der so eine 
Schüssel auf einer einzigen (ma ma cur?) besitzt.‘ 
Auch Zauberkräfte wurden den Seladonen in verschiedenen Ländern zu- 
geschrieben; sie sollen bei Gift die Farbe verändern und Glück bringen. So 
berichtet Chardin,?) daß beim König von Persien jedes Stück auf der Tafel von 
Gold oder Porzellan ist. ‚Die grünen Porzellane (Martabani) seien so wertvoll, 
daß eine Schüssel allein an 5000 Mark koste. Sie sollen Gift entdecken durch 
Veränderung ihrer Farbe.“ 
Während wir aus den verschiedenen Zitaten die Verbreitung und Wertschätzung 
der Seladons in weiten Teilen der Welt feststellen können, sind die Angaben über 
die Fabrikationsstätten nicht erschöpfend. Bis vor kurzem galt China als alleiniges 
Ursprungsland. Der türkische Polyhistoriker Hadschi Chalfa®) (gestorben 1658) 
gibt in Dschihäm Numä an, daß noch zu seiner Zeit Seladonschalen und Gefäße 
in Martaban hergestellt und in die Welt verschickt wurden. Diese Angabe be- 
stätigte Lindschotten und Duarte Barbosa. Martaban ist einer der 16 Staaten 
des alten Königreichs Siam. Die modernen Forscher bezweifelten die Richtigkeit 
dieser Fabrikationsstätte, bis durch neuere Ausgrabungen nachgewiesen wurde, daß 
in Sawankalok, 200 Meilen nördlich von Bangkok in Siam, ?) allerdings weit entfernt 
von dem auf dem Wege nach Indien gelegenen Martaban, Seladonware tatsächlich 
hergestellt worden ist. Es sind die Öfen mit Haufen von Scherbenresten sowie die 
Ständer zum Brennen im Ofen gefunden worden. Der Beginn der Fabrikation kann 
  
  
  
  
  
  
  
1) Graborski, Die djawets oder heiligen Töpfe der Oloh ugadju, Zeitschrift für 
Ethnologie, Bd. 17, S. 121. 
2) Bock, The Head-Hunters of Borneo, 8.197. — Bock, Unter den Kannibalen auf 
Borneo. Jena 1882, 8. 225. 
3) Crawfurd, A desceriptive dictionary of the Indian Archipelago and the adjacent 
countries, London 1856, 8. 359. — Marsden, The History of Sumatra, London 1811, 8.299. 
Schüsseln aus China, schwer und sehr teuer. 
#4) Müller-Beeck, Einige Mitteilungen über Seladone. Mitteilungen der Deutschen 
Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Bd. II, 1885, S. 19. 
5) Jacguemart, Histoire de la C&ramique, Paris, 1875, S. 170. 
6) Karabacek hat 1885 (Zur muslimischen Keramik. Österr. Monatsschrift für den 
Orient 1884, $.33) hierauf zuerst aufmerksam gemacht, aber die Richtigkeit wurde bestritten 
und China als alleiniges Produktionsland behauptet. — Müller-Beeck, s. oben unter ?). 
7) Lyle, The Place of manufacture of Celadon Ware, Man., 1901, 8. 40. Abbild. von 
ausgegrabenen Fabrikresten in Provinz Sawankalok in Siam. Fundbericht von dem 
Konsularassistenten Lyle, Siam, vom 12. Mai 1900. — Journal of the Royal Anthropological 
Institute, 1903, 8.2898. — Hobson, Wares of the Sung- and Yuan-Dynasties. Burlington 
Maeazine, Juni 1909, III, S. 163. — Read, A chapter in the history of Celadon, Japan 
Society 1910, IX, verlegt die Siamfabrikation in das 11. Jahrhundert und weist auf Ahnlich- 
keiten mit japanischen Teezeremonie-(Chanoyu-)geräten der gleichen Zeit hin. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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