Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
Zeitbestimmung — Ting yao — Ju yao 253 
im 17. und 18. Jahrhundert gegenüber dem 12. Jahrhundert eher zu- als ab- 
genommen hat und andererseits die ersten Versuche im frühen Mittelalter recht 
primitiv gewesen sein können. Dazu kommt, daß viele Seladone aus Siam und 
Korea ausgeführt wurden und in den letzten Jahrhunderten auch aus Japan. 
In Europa befinden sich fast 
durchweg Gebrauchsgeschirre ein- 
facher Formen und Farben, während 
die Abbildungen (Taf. IV) einer chi- 
nesischen Sammlung, die Hsiang im 
16. Jahrhundert publiziert hat, ganz 
andere Formen und Farben zeigen, 
deren Herstellung eine bisher unbe- 
kannte bewundernswerte Kunst offen- 
bart. 
Chinesische Schriftsteller!) rüh- 
men die Produkte aus sieben Fabri- 
kationsstätten, nach denen die Fabri- 
kate benannt wurden. Mit dem Worte 
„Xa0“ bezeichnet der Chinese keine 
bestimmte Qualität, sondern nur et- 
was „Gebranntes‘“, also jede Art von 
gebranntem Ton. Ich behalte in 
diesem Falle das chinesische Wort bei, 
weil die Ware auf dem internationalen 
Kunstmarkte unter diesem Worte 
bekannt ist und wir kein genau gleich- 
bedeutendes Wort im Deutschen be- 
sitzen. 
Ting yao wurde im Norden 
von Petschili fabriziert. Die Blüte- 
zeit der Fabrik war von 1111—1125, 
später wurde die Fabrikation in Hang- 
chou fortgesetzt. Es war feines Stein- 
gut oder Halbporzellan, meist in 
weißer (Taf. III d,c u. Abb. 391-393), 
wesentlich seltener in rotvioletter, den 
roten Weintrauben ähnlicher Glasur 
(Taf. IV,f), die selten gekrackt ist. 
Mitunter wurde auch eine Tiefe er- 
reicht, die dem schwarzen Lack ähn- 
lich sah (Taf. IX,a). Auf 100 weiße 
Stücke kommen vielleicht 10 violette 
und ein schwarzes. 
      
  
  
  
  
  
        
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Abb. 391 RBRäuchergefäß, Imitation einer Bronze aus 
der Choudynastie, jadeweiße Glasur mit Reliefmustern, 
(Ting yao) Sungzeit 960—1280 
(Aus: Favier, Peking) 
  
Abb. 392 Kultgefäß in Form eines Elefanten 
mit Gurtendeckel, nach alter Bronze im Pokutulu, 
13!/2 em lang, glänzendweiß wie Hammelfett. Gla- 
sierte Töpferei (Ting yao) Sungzeit, 960—1280 
(Aus: Bushell, Chinese Porcelain XVL Century) 
Es wird. erwähnt, daß häufig die Gefäße beim Brennen im Ofen verkehrt standen, 
so daß der Boden mit Glasur bedeckt war und die Brandstelle am oberen Rande des 
Gefäßes sich befand. Um den unglasierten Rand zu verdecken, wurde eine sil- 
berne oder kupferne Einfassung heraufgesetzt. Imitationen — neue Ting yao — 
1) Hirth, Ancient porcelain: a study of Chinese mediaeval industry and trade, 
Shanghai 1888. — Hippisley, A sketch of the history of ceramie Art in China, Smith- 
soniam Institution 1902. — Bushell, Ühinese porcelain Sixteenth-century coloured illu- 
strations with Chinese M. S. Text by Hsiang Yuan-T’ien, Oxford 1908. 83 farbige Tafeln. 
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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