Ju yao — Kuan yao 255
Kuan yao oder kaiserliche Ware — so betitelt, weil der Kaiser die Fabrik
zu Kaifengfu in Honan begründete — wurden die Produkte einer Fabrik genannt,
die nur in den Jahren von 1107—1126 tätig war und dann wegen politischer Sorgen
nach Hangchou, welches Marco Polo besuchte und Quinsai nannte, verlegt wurde.
Es war Steingut (Taf. IV,«a u. Abb. 394), von geringer Qualität in blauweißer (claire
de lune, chinesisch : Yuch pai), hell- und dunkelgrüner sowie jener besonders geschätzten
bläulichgrünen Farbe, die mit dem ‚„‚Himmel nach dem Regen“ verglichen wurde. Die
Krackung wurde damals zum ersten Male mit zinnoberroter, vereinzelt auch mit
d
Abb. 394 Glasierte Töpfereien (Kuan yao), a Wassergefäß, Zikadenmuster, graviert unter Glasur, kopiert
nach Shaosing Chienkutu, gedruckt 1132-1162, graublau, gekrackt, b Opfergefäß nach alter Bronze im
Pokutulu, graviert in Relief, blau in grauem Ton, klar und durchsichtig wie ein kostbarer Saphir, aus dem
Kaiserl. Palast in Peking im 16. Jahrhundert, e Räuchergefäß mit aufreehtstehenden Henkeln und drei
Warzenfüßen, nach Bronze der Tangzeit, 13 em breit, purpurn, blau in grauem Ton, gekrackt, d Pinselständer
in Form von Bergen, auf Holzgestell, 13 em breit, nach einem Gemälde in Grün und Gold, von Li Ssuhsun
um 713, blaugrün wie der Himmel nach dem Regen, gekrackt, gekauft im 16. Jahrhundert für 20 Taels,
e Gefäß auf Untersatz, graviert mit Ornamenten, nach roter Lackarbeit der Sungzeit, bläulichweißer Ton
eines Eies, £f Becher mit 18 Rillen, gekrackt, fahles Purpur-Blau, in Nanking bei Prinz Hsü im 12, Jahrhundert,
Sungzeit. 960—1280 ’
(Aus: Bushell, Chinese Porcelain, XVI. Century)
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schwarzer Farbe vor dem letzten Brennen im Ofen eingerieben. Charakteristisch
ist besonders bei Schüsseln eine Brandmarke am Boden in Gestalt eines ausgesparten
Ringes, der durch die Natur des rötlichen Scherbens oder durch Eintauchen in Eisen-
lösung beim Brennen rot wurde. Spätere Imitationen färbten nachträglich den Ring
mit Rot. Die Produktion war sehr gering. Als Vorlagen wurden, wie bei anderen
Fabriken, antike Bronzen verwendet.
bildet auf Taf. III ein ähnliches Stück ab, das er als Graburne bezeichnet und der Sui-
periode (581—618) zuschreibt. Dagegen scheinen mir die zwei sehr schlanken
Graburnen mit Vogeldeckeln auf Taf. VI sehr merkwürdig auszuschen. Die Zuschreibung
der Sungzeit dürfte kaum richtig sein. Alle Linien sind so unpraktisch schlank und die
einzelnen Teile sd unproportioniert, daß an spätere, nicht mehr dem Zweck dienende
Nachbildung gedacht werden muß. Allerdings kann ich nur nach dem Stil der Silhouette
meine Vermutung aussprechen, da ich die Stücke selbst nicht gesehen habe.
= ne nn eg