256 Töpferei — Sungzeit
Die farbigen Abbildungen geben keinen guten Anhalt für die Nüance der
Farbe, da sie nicht nach Originalen, sondern nach älteren, vielleicht abgeblaßten
farbigen Malereien kopiert sind. Echte Stücke haben schon vor Jahrhunderten
zu existieren aufgehört. Dagegen sind sowohl in der Yuanzeit als auch besonders
unter den Minsherrschern zahlreiche Nachahmungen der Kuantöpfereien hergestellt
worden, von denen nicht anzunehmen ist, daß sie schlechter als die älteren Original-
arbeiten waren. Das blaue Gefäß (Taf. III, e) in seiner ausgesprochen blauen Farbe
dürfte eine spätere Kuanrepeti-
tion darstellen.
Eigenartig ist ein Becher
(Abb. 394, e) mit geraden Seiten-
flächen, auf breitem Untergestell.
% \ Wir würden ihn als Schokoladen-
y ' tasse bezeichnen, aber die Scho-
A kolade war damals auch in
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Europa noch nicht bekannt. Eine
Freskomalerei erklärt die ältere
Erfindung der Form zum Ge-
brauch als Lampe (Abb. 395).
Eine Verbindung der gla-
sierten Fläche mit dem unglasier-
ten braunen Steingutscherben
zeisteine Tuschpalette (Taf. IV,«),
die die Silhouette einer antiken
Vase nachbildet.
Auf allen abgebildeten Stük-
ken finden wir eine unregelmäßige
und weit geaderte Krackung der
Glasur.
Ebenfalls in Kaifengfu, der
Osthauptstadt der Sungherrscher,
wurde das Jung yao gebrannt.
Es war etwas schwerer, aber
weist sonst keine besonderen
Eigentümlichkeiten auf. Die Gla-
sur war grün in verschiedenen
Abb. 395 Bodhisatva, kniend vor Buddha mit brennender Schattierungen ohne Krackung.
Öllampe, herausgeschnitten aus Freskomalerei aus der Ruine Der Scherben war fein und
zu Idikutsehari, Turfan, 8. Jahrhundert
(Aus: Grünwedel, Bericht über archäologische Arbeiten in dunkel. Der rote Ring auf dem
Idikutschari. Bayr. Akad. d. Wissensch., 1906, Taf. VI) Boden der Gefäße kommt wie
bei Kuantöpfereien vor.
Von besonderer Bedeutung ist das Lungchüan yao, zu dem auch das
Ko yao gehört. Es wird hergestellt in Fabriken im Lungehuandistrikt in Chekiang,
in ausgesprochen seegrüner, nicht bläulicher Farbe (Taf. IV,c,d,e, IIl,d). Teilweise
ist die Glasur gekrackt, aber niemals sind die Risse der Krackung gefärbt. Die
Öfen sollen um die Mitte des 13. Jahrhunderts begründet und wiederholt verlegt
worden sein. Bis 1620 waren sie noch in Betrieb.
Oft wurden Reliefs nach archaistischen Linearornamenten, Blumen oder Ranken
angebracht, auch Hochreliefs von Göttern, Phönixen u. dgl. kommen vor. Besonders
beliebt waren zwei Fische auf dem Boden. Teile der Gefäße blieben auch unglasiert.
Die Formen sind wieder alten Bronzegefäßen nachgebildet (Abb. 396). Aber
nirgends finden wir die massige Ausführung der prähistorischen Zeit, sondern