Monochrome Glasuren — Lungchüan yao — Chün yao — Chien yao 259
weißlicher und blaßgrüner Glasur in vielen Zwischentönen. Diese Fabrik hatte die
meiste Abwechslung an Farben, und hier wurden auch zuerst jene buntscheckigen
Zufallsfärbungen hergestellt, die auf die Behandlung der Flamme im Ofen zurück-
zuführen sind.
Die Farben von den abgebildeten Stücken sind alle monochrom. Entmischte
Glasuren aus dieser Zeit sind bisher nicht bekannt geworden. Da aber viele derartige
Porzellane im 17. und 18. Jahrhundert als Nachahmungen der Chünware bezeichnet
werden, so ist der Rückschluß berechtigt, daß die Technik damals tatsächlich be-
kannt war. Daß die reichen Farben der jüngeren Zeit schon alle existierten, ist
allerdings nicht anzunehmen ($. 298),
Das Zinnoberrot wird besonders gerühmt, das polychrom mit anderen Farben
zusammentfloß, Ebenso wird ein claire de lune im Spiel der Lichter und Schatten
der verschieden durcheinander gesprenkelten (weiß und lila) Farben gerühmt, In
diesen Schilderungen können wir den Beginn jener herrlichen. Farbenmischungen
erkennen, die mit Virtuosität bei den Nachahmungen im 17. und 18. Jahrhundert
zur Vollendung gebracht wurden.
Gefleckte Glasuren (Taf. VIIH) werden schon der Kuan- und. Koware
zugeschrieben, aber nichts ist erhalten. Diese, eigentlich durch den Zufall
von Brennfehlern entstehenden Flecke dürften zur Zeit der Herstellung wenig
beachtet worden sein, aber sie wurden später als Seltenheiten bewundert
und gesammelt. Brinkley führt zum Beweise ihrer Seltenheit an, daß unter
den vielen im 15. und 16. Jahrhundert von den kunstliebenden Regenten
Japans geschenkten Tempelschätzen sich nicht ein einziges geflecktes Seladon-
stück befindet.
. Die elegante Form der Stücke erinnert kaum noch an ihre bronzenen Vorbilder,
und doch ist die komplizierte Bildung der Lampe in Gestalt eines Drachens
(Abb. 397, a) nicht der zerbrechlichen Keramik, sondern dem zäheren Metall-
material entsprechend.
Der Scherben war ein rötlich braunes Steingut. . Viele, besonders ältere
Stücke, haben ein ganz eigenartiges Erkennungszeichen in eingravierten Zahlen
auf dem Boden (Taf. IV,h); sie werden von chinesischen Kennern : besonders
geschätzt.
Die Fabrikation hat während einer Dauer von 300 Jahren ihre Qualität
sicherlich oft verändert, so daß wir nicht wissen, was von den als Chün yao be-
zeichneten Stücken dem 10. oder 13. Jahrhundert oder erst noch späteren Zeiten
angehört.
Chien yao aus den Fabrikstätten zu Chienyang in Fuhkien war besonders
berühmt in seiner Blütezeit um 1260. Die Teebecher mit gelblichen Perlen oder
Tropfen haben wir als Temmokuform mit „‚Hasenfell“-Glasur bereits (8. 252) kennen
gelernt. Im 14. Jahrhundert wurden diese Stücke nicht mehr hergestellt und sollen
auch später in China niemals nachgeahmt worden sein. In moderner Zeit sind viele
japanische Imitationen auch teilweise in ansehnlicher Qualität auf den Markt ge-
kommen, Alle Stücke, die außer dem fließenden Perlmuster Dekorationen wie
Blumen, Ranken usw. aufweisen, sind derartige Nachahmungen. Unter dem
gleichen Namen, Chien yao, wurden auch in der Mingzeit Töpfereien anderer Technik
hergestellt,
Neben diesen sieben hauptsächlichen Fabrikationsstätten der Sungzeit
sei noch eine kleinere Privatwerkstatt in der Nachbarschaft von Kaifengfu
in Honan erwähnt, deren ‚Produkte Tung Ching yao (östliche
Seladonware) genannt wurden. Die reich gegliederte Vase (Taf. IV,b) mit.
den malerischen Blumengravierungen zeigt bereits einen reifen keramischen Ge-
schmack,