Blauweiß Porzellane — Verbreitung 275
In Europa verbreitete sich die Kenntnis von Porzellan allmählich im Laufe des
15. Jahrhunderts. 1487 schickte der Sultan von Ägypten einige Vasen an Lorenzo
de Medici, die „Porzellan“ genannt werden, aber — nach Cosmo Monkhouse, Bur-
lington Catalogue — nur Seladon waren, ebenso wie das Gefäß des Erzbischofs Warham
im New College zu Oxford. Das älteste noch erhaltene blauweiße Porzellan ist im
Besitz der Familie Trenchard und wurde 1506 von Philipp von Austria an Sir Thomas
Trenchard geschenkt (Abb. 411).
Im 16. Jahrhundert waren be-
reits blauweiße Porzellane in Italien
so bekannt, daß man eine Art Ma-
jolika, mit blauem Schnörkelwerk
bemalt, „Alla Porzellana“ nannte.
Zuerst (etwa um 1515) begann Vene-
dig derartige Nachahmungen herzu-
stellen, dann, mit weniger Erfolg,
Ferrara (1575). Mehrere Stücke des
sogenannten „Mediciporzellans‘‘, die
um 1558 in Florenz, unter der Re- 4
gierung des Herzogs Francesco, aus-
geführt wurden, sind z. B. im British
Museum aufbewahrt. Es ist eine
Art Steinzeug mit Glasfritte. — Die
Holländer begannen in Delft!) am
Ende des 16. oder im Anfang
des 17. Jahrhunderts ihre glänzen-
den Fayenceimitationen chinesischer
Porzellane,
Während in China gewöhn-
liche Porzellane zahlreich und sehr
billig waren, wurden in Europa,
noch im Anfang des 17. Jahrhun-
derts, einfache Exportarbeiten als
seltene Kostbarkeiten angesehen und b
in Gold, Silber und Bronze wie Edel-
Abb. 411 „Trenchard*kumme, 21 cm weit, blau und weiß,
steine montiert (Ta£.VI,o). Die älte- Porzellan mit 4 außen: Lotos und b innen: Fischen; eng-
t i lte D teil ee bl lische Montierung mit Stempel von etwa 1546, nach
ste gemälte Darstellung eines au- Überlieferung 1506 von Philipp, Vater von Karl V.,
weißen Tellers fand ich in der Pina- an Sir Thomas Trencehard gegeben; noch jetzt im Besitz
der Familie. Um 1500
kothek zu München auf einem (Aus: Gulland, Chinese Porcelain, Bd. II, Abb. 487)
Pleydenwurff zugeschriebenen Ge- a,
mälde aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts: „Die mystische Vermählung der heiligen Katharina“, aber die Aus-
führung des Porzellans ist in der Malerei so ungenau, daß kein Muster zu erkennen
ist. Dagegen ist ganz deutlich eine gerippte blauweiße Schale ebenfalls in der
Pinakothek auf einem Bilde aus dem Jahre 1616 von Hendrick van Balen gemalt.
Auf einem Bilde von Franz Franck (1581—1642) im Louvre zu Paris steht eine
blauweiße, tiefe Kumme mit Fuß und eine kugelförmige Flasche mit langem Halse
zwischen Kristall- und Goldgefäßen.
Eine interessante Gruppe von Mingporzellanen hat Willem van Haecht auf
einem großen Bilde?) so sorgfältig gemalt, daß wir auf der Vergrößerung des kleinen
!) Havard, Histoire de la Fayence de Delft, Paris 1878.
2) W. Martin, Een Schilderij van Willem van Haecht in het Mauritshuis Bulletin
van den Ned. Oudheidk. Bond. 1908. — Abbildung des ganzen Bildes „Atelier von Apelles“.