Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

Blauweiß. Porzellane — Verbreitung IT 
Fläche übertragen wurden (Taf. VID). Wir finden eine sehr sorgfältig ausgeführte 
Zeichnung. Die Muster sind nicht, wie bei den späteren Arbeiten unter Wanli 
und in den folgenden Jahrhunderten, in flüchtiger Weise handwerksmäßig auf- 
gepinselt, sondern sorgfältig, unter geschickter Anpassung an den freien Raum, mit 
spitzem Pinsel von Künstlern gemalt. 
Eine gleichgute Zeichnung schmückt zwei Teller (Abb. 413,414) im Münchner 
Nationalmuseum, die in deutlicher und schöner Schrift auf dem Boden die 
Marke Chenghua (1465—1488) tragen. Im British Museum!) befindet sich genau 
das gleiche Motiv der Hasenjagd, aber an der viel flüchtigeren und unkünstlerischen 
Zeichnung können wir sofort die spätere Ausführungszeit erkennen, wenn auch die 
gleiche Chenghua-Marke auf den Boden gemalt ist. Bis in die moderne Zeit blieb die 
Sitte bestehen, alte Stücke zu kopieren, und es wäre ein Zeichen der Unachtsamkeit 
    
Abb. 413 Abb. 414 
Abb. 413—414 Teller, Blauweiß Porzellan, mit besonders schöner Glasur wie „Wasser“. Abb. 413 Hasenjagd, 
Frau und Mann zu Pferde, Blumenornament auf Rand, Abb. 414 drei Männer, eine -Bildrolle besehend, die 
zwei Diener halten, Rand mit acht Glückssymbolen und den acht symbolischen Zeichen (Pakua), im Bayrischen 
Nationalmuseum, München; Rückseiten gut gezeichnet Marke: Chenghua, 1465—1488 
(Originalaufnahmen) 
Text s. 8. 272, 277, 280 
gewesen, wenn nicht auch die alte Marke wiedergegeben worden wäre. Im Reichs- 
museum von Amsterdam weist eine kleine Kumme die gleiche Qualität in Zeichnung 
und Glasur auf wie das Münchner Stück. 
Die bisher allgemein — auch von Bushell und Brinkley — ausgesprochene 
Meinung, daß im 17. Jahrhundert bessere Qualitäten hergestellt worden sind als 
vorher, scheint mir nur begrenzt richtig. Im Vergleich mit den Arbeiten unter Wanli 
aus dem 16. Jahrhundert mag diese Angabe wohl gelten, aber damals bestand bereits 
eine durchaus minderwertigere Massenfabrikation für den Export, während im 15. Jahr- 
hundert jene schönen Stücke für den inländischen Markt erfunden wurden, die durch 
ihre technische und ästhetische Qualität mit Recht die Bewunderung chinesischer 
Liebhaber erresten. 
Wenn wir außer der sauberen Zeichnung mit ihren individualisierten Einzel- 
heiten, besonders: in dem Ausdruck der Köpfe und der lebendigen Impression der 
Bewegung (Abb. 413), noch die wunderbare, tiefschimmernde ‚Wasser‘ -Transparenz 
1) Abbildung bei Hodgson, How to identify old Chinese Porcelain, Chikago 1907, 
Taf. XI. 
  
 
	        
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