Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
Blauweiß Porzellane — Malerei — Persien 279 
Massenfabrikation besser geeigneten Blumen- und 
Brokatornamente. Kommen in der Zeit seit dem 
16. Jahrhundert Figuren vor, so sind sie nicht als 
Bildkomposition gedacht, sondern gleichsam wie 
ein Ornament. (Taf. VI) -auf die Fläche geklebt. 
Die Exaktheit der Form und das Weiß des 
Scherbens scheinen bei den späteren Porzellanen 
von gleicher Güte geblieben zu sein. 
. Auch in Persien ist die Einführung von 
Porzellanen der Mingzeit historisch nachweisbar. 
Schah Abbas der Große (1587—1629). hat ein 
besonderes Porzellanhaus errichtet, in dem noch 
heute!) auf dem Fußboden etwa 500 chinesische 
Porzellangefäße (Abb. 415, 416) stehen, die sämt- 
lich meist auf der Außenseite den roten Stempel 
von 'Schah: Abbas tragen. 
Neben einigen wenigen Seladonarbeiten und 
sehr schönen farbigen Emaillemalereien sind vor- 
wiegend Blauweiß Porzellane vorhanden. Die 
meisten Stücke zeigen eine tadellose Erhaltung. Wir 
sehen große Vasen der verschiedensten Formen bis 
zu einem Meter Höhe, meist nach antiken Bronzen 
hergestellt, ferner Teller, Schüsseln, Kummen und 
Flaschen in bekannter Art. Die schlanken, hohen 
Teekannen mit Ausguß und Henkel lassen deutlich 
persische Metallkannen für Wasser-als Vorbild er- 
kennen. 
Welche Wertschätzung die Porzellane nicht nur 
als Gebrauchsgegenstände, sondern als ästhetische 
Schmuckstücke in Persien fanden, zeigen die er- 
haltenen Wandnischen (Abb. 417), in denen die 
Flaschen und Vasen aufgestellt wurden, um, ein- 
gerahmt von blau- und goldgelacktem Holze, den 
Glanz der leuchtenden Glasuren zu heben. Zur 
Zeit der Chinoiserie wurden in Europa die Wände 
ganz ähnlich mit chinesischem Porzellan dekoriert. 
Alle bisherigen historischen Zuteilungen der 
einzelnen Stücke in europäischen Museen ent- 
behren des unwiderlegbaren Beweises der Richtig- 
keit. Chinesische mündliche Tradition der Händler 
und Experten, chinesische, nur zu oft mißver- 
standene Schriften und die sehr zweifelhaften 
Marken am Boden gaben das Material zur 
Zeitbestimmung. Diesen nicht unanfechtbaren 
Merkmalen gegenüber versuchte ich, zur Er- 
kennung der Stile festeren Boden zu gewinnen 
und sammelte alle mir zugänglichen Abbildungen 
von ÖOriginalstücken, deren Existenz historisch 
nachweisbar ist. 
  
1) Sarre, Denkmäler persischer Baukunst, Abb.41, 
44, Tafel 52 — sowie nach privaten Mitteilungen von 
Sarre. 
Abb. 417 Nische im Kuppelraum des 
Porzellanhauses (Tschini-Chane) und 
Wandnischen aus .Holz mit blau- 
goldener Lackmalerei zum Aufstellen 
von chinesischen Porzellanen, in der 
Moschee des Scheich Safi, erbaut im 
14. bis 17. Jahrhundert, Ardebil, östlich 
von Tebriz, Persien 
(Originalaufnahme Sarre, Berlin, auch 
in „Sarre, Denkmäler persischer Bau- 
kunst“, Abb. 41) 
  
  
  
 
	        
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