Rote Porzellane — Einfarbige Glasuren 281
Kreisen ermessen. In Wirklichkeit wurde das Rot aus Kupfer gewonnen. Unter dem
kunstliebenden Kaiser Hsüante (1426-1435) scheint die Blütezeit dieser Technik ge-
wesen zu sein. Zur Zeit Wanlis (1573—1620) wird bei Bestellungen des kaiserlichen
Hofes vereinzelt von Rot unter der Glasur gesprochen, aber keine Originale oder Ab-
bildungen sind erhalten. Im
16. Jahrhundert verdrängte
jedenfalls das Eisenrot über
der Glasur die wahrscheinlich
sehr schwierig erzeugte alte
Kupferunterglasurfarbe, und
nur selten finden sich Ar-
beiten, an denen beide Aus-
führungen von Rot vorhanden
sind (Abb. 419).
Früchte und Fische
(Taf. X, a, f)} sind beliebte
Motive, die in ihrer leuch-
tenden Farbe von den weißen
Wellen sich wirkungsvoll ab-
heben. . Statt in überladener
D ; s 5 i Abb. 419 Kumme, mit Wellenmuster am inneren Rand und
ekorierung sind hier die Fischen außen und innen, Fische in Kupferrot unter der Glasur
und andere Fische in Eisenrot, Grünschattierungen, bräunlichem
roten Flächen sparsam und se Violett und Kobaltblau über der gekrackten Glasur, Sammlung
schmackvoll angebracht. Ein „Salting, London, Marke: Chengte (1505—1521)
2 s : (Aus: Dillon, Some notes on the origin and the development of
Büchschen, ın Gestalt eines the enamelled porcelain of the Chinese, Buürlington Magazine,
Cash mit viereckigem Loch MN
zum Durchziehen einer Schnur, \
hat mit spitzem Pinsel in Rot die Schriftzeichen der Münze (Abb. 424, b) aufgemalt.
Auch reichere Kombinationen von Blau und Rot, vermutlich beide Farben
unter der Glasur, kommen vor (Taf. X, e). Allerdings ist nicht mit Sicherheit bei
den nur in Abbildung bekannt gewordenen Stücken festzustellen, ob das Rot
unter oder über der Glasur ist; aber aus der frühen Zeit der Herstellung (s. S. 284)
und der hohen Wertschätzung im 16. Jahrhundert können wir auf Kupferrot unter
der Glasur schließen.
Farbige, in der Masse gefärbte Glasuren
Die grünen Seladonglasuren wurden in Fortsetzung der Sungtechnik an
verschiedenen Orten hergestellt.!) In den kaiserlichen Werkstätten von Chingtechen
wurden 1430 etwa 25 Öfen, welche (1368) zur Anfertigung großer Fischbassins ein-
gerichtet waren, für das Brennen von Seladonglasuren umgestaltet, um für den Hof so-
genannte „Kuan yao“ zu produzieren. Diese Töpfereien unterscheiden die Chinesen
von der alten Kuanware (8. 255). Hirth gibt an, daß die alten Sungscherben rot oder
rötlichbraun waren, während: seit der Mingzeit ein weißer Scherben gebrannt wurde.
Mit dem Fall der Mingdynastie (1644) hörte die Fabrikation auf, aber unter
Kanghi (1662—1722) kam sie zu neuer Blüte und wurde bis zum heutigen Tage
gepflegt. Im 18. Jahrhundert wurde an Stelle des gefärbten oder weißen Steingut-
scherbens eine rein weiße Porzellanmasse verwendet, auf der die Glasur dünner auf-
getragen wurde als früher. Diese Arbeiten sollen des funkelnden Scheines und
tiefen Glanzes, die bei den alten Stücken bewundert werden, entbehren.
1) Sehr ausführlich beschrieben bei Brinkley, Bd. IX, Kap. IX. Monochromatie
Glazes. S. 250—8328.