Abb. 420 Kumme, Eierschalenporzel-
lan, so dünn wie Papier, mit ein-
gravierten Phönixen und Drachen
unter der weißen Glasur. Im 16. Jahr-
hundert im Besitz des Prinzen Pao
in Peking, und schon damals kaum
ein zweites Stück auffindbar. Auf der
Unterfläche eingraviert: „Hergestellt
unter der Regierung von Yunglo der
großen Mingdynastie, 1403—1425“
(Aus: Bushell, Chinese Porcelain,
Töpferei — Mingzeit
Es entsprach dem in der Mingzeit neu auf-
kommenden Geiste, daß statt der Konzentration
auf die Schönheit der glatten Fläche neue Wir-
kungen durch Betonung von stark herausgearbei-
teten Arabesken, vertieft oder in Relief (Taf. VIII, «),
erzielt wurden. Auch die Form der Gefäße finden
wir in dieser Zeit reichhaltiger und eleganter durch-
geführt (a—f). Die technischen Zufälligkeiten beim
Brennen wurden als künstlerische Schönheitsfehler
(d) geschätzt.
In europäischen Sammlungen dürften Sung-
stücke überhaupt kaum oder nur ganz vereinzelt
vorhanden sein. Mingmarken oder Signaturen bei
Seladons weisen stets auf moderne Fabrikation hin.
Bei unseren heutigen Kenntnissen sind wir nicht
in der Lage, die Echtheit solcher Stücke zu be-
weisen. Eher dürften Mingstücke, besonders aus
der Zeit des umfangreichen Welthandels im 16. Jahrhundert, vorkommen, aber
eine wissenschaftliche Unterscheidung der Arbeiten aus den letzten 250 Jahren
ist nur nach der Qualität, nicht nach der Zeit der Herstellung möglich.
Von den zahlreichen Nüancen des Grün sind einzelne Farben bei hoher Trem-
peratur, andere bei niedriger gebrannt. Für die verschiedenen Tönungen des Grün
gab es besondere Bezeichnungen wie Apfelgrün, Pfaugrün, Gurkengrün usw., die
in den Spezialwerken ausführlich beschrieben sind. Vielleicht empfiehlt es sich,
Farbtafeln herzustellen, um Klarheit über die Farbentöne der Namen zu erlangen.
Stilistisch haben die Farben keine Bedeutung, da es nur durch Mischung und
Feuer entstandene Nüancen einer gemeinsamen Technik sind.
Weiße Glasuren wurden schon in der Sungzeit hergestellt. Unter Yunglo
(1403— 1425) gelang es, einen ganz dünnen Scherben, das sogenannte Eierschalen-
porzellan, zu verfertigen, dessen eingravierte
reiche Zeichnung (Abb. 420) von weißer Glas-
masse überflossen wurde. Eigenartig ist dieForm
des Bechers mit seinen geraden, am Boden scharf
umgebogenen Seiten auf schmalem Randfuß.
Auf dem Boden ist das Siegel von Yunglo an-
gebracht. Schon im 16. Jahrhundert galt ein
solches Stück als eine kostbare Seltenheit.
In den letzten Jahrhunderten wurden
weiße Glasuren nachgemacht, und wenn auch
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weiteren zugeben, daß oft Kenner den Unter- un.
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schied zwischen Sung-und Mingware nicht fest- SI
stellen können. Selbst die in Japan befind- Sg
lichen Stücke, die in der Sungzeit gefertigt sein
sollen, dürften, nach Brinkleys Meinung, erst
der Minszeit angehören. Bei dem in Europa
befindlichen Material gehen wir am sichersten,
wenn alle älteren Stücke dem 17. Jahrhundert
zugeschrieben werden.
Elfenbeinweiß ist außerhalb Chinas stets
mehr geschätzt als im Lande der Herstellung
Abb. 421 Lampe, Phönix auf Schildkröte,
nach antiker Bronze im Pokutulu, mono-
chromgelb, unter Kaiser Chengte,
1506 bis 1522
(Aus: Favier, Peking)
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