Einfarbige Glasuren — Braun, lila und andere Farben 285
Die Anwendung der blauen Farbe unter der Glasur (5. 270) und des aufgestreuten
Blaupulvers (S. 306) zur Erzeugung von Flächen sind Beweise, daß es nicht gelungen
war, vorher eine in der Masse gefärbte blaue Glasur herzustellen.
Die Richtigkeit dieser Annahme bestätigen auch Reiseberichte, die Mendoza!)
1589 zusammengestellt hat. Er erzählt von den „Kräme und Laden darinnen die
irrdischen Geschirr, die man Porcellanas nennet, verkauffet werden, von allerhandt
Gattung und Farben, als roht, grün, vergult, gelb, welche so wenig gelten, daß man
fünfftzig Stück umb vier Realen oder acht Batzen kauffen kan“. Hier wird Blau nicht
aufgeführt, und wir können daher wohl annehmen, daß blaue Glasuren nicht aus-
geboten worden sind.
Was in der älteren Literatur als Blau bezeichnet wird, ist nichts anderes als
eine blaue Variante des grünen Seladons.
Lila wird zwar nicht als monochrome Glasur, aber mit Weiß und Rot als
entmischte Glasur (s. 8. 299) erwähnt. In der Sungzeit wurde es bei Chün yao an-
gewendet, und in der Yuanzeit soll es besonders mit blutroten Flecken oder Wolken
vorkommen. In der Mingzeit sollen sehr schöne Stücke hergestellt worden sein,
aber wohl erst im 17. Jahrhundert, denn Hsiang bildet in seinem Katalog aus der
Mitte des 16. Jahrhunderts kein Stück ab. Bei entmischten Glasuren erscheint der
Grund oft tief stahlblau oder lila, über dem gleichsam ein leichter, weiß geaderter
Wasserschaum mit leuchtendem Glanze liegt (clair de lune).
Statt Porzellan wird ein feiner rötlicher Steingutscherben wie in der früheren
Zeit verwendet. Marken kommen nicht vor, und da die Fabriken bis in das 18. Jahr-
hundert hinein tätig waren, kann nur die Qualität der sorgfältigen Technik, der
Feinheit des Scherbens, der Reichtum und die Zartheit der Farbe und der Glanz
der Glasur unterschieden werden, während die Zeit der Entstehung nicht feststellbar
ist. Vasen oder andere große Stücke sind in clair de lune auch aus jüngerer Zeit
sehr selten, aber Schalen und Kummen finden sich häufiger.
Lapis-Lazuli-Blau soll ebenfalls schon in der späten Mingperiode
hergestellt worden sein, aber die beste Herstellung gehört erst einer späteren Zeit
an. Auch en Kobaltblau — genannt Chiao ching — das durch Mischung
von Kobaltsilikat mit der weißen Glasur entsteht, soll in der Mingzeit geglückt
sein, nur ist kein Stück und keine Abbildung erhalten.
Während alle diese Farben in hoher Temperatur erzeugt wurden, ist das
Türkisblau, das von den Chinesen nach den Federn des Königsfischer Vogel
„Isuise“ genannt wird, erst im zweiten Brande bei geringerer Temperatur auf-
geschmolzen. In einer kaiserlichen Porzellanbestellung um 1570 wird diese Farbe
genannt, aber kein Stück ist erhalten. Es ist eine der delikatesten monochromen
Glasuren, aber trotz ihrer Herstellung bis um 1820 sind gute Arbeiten sehr selten.
Die besten Stücke tragen eine Marke.
1) Johann von Mendoza, Eine neuwe, kurtze, doch warhafftige Beschreibung deß
gar großmächtigen, weitbegriffenen bißhero unbekandten Königreichs China. Franck-
furt am Mayn, 1589. S. 30. (Vier Realen von 1589 sind gleich einer Silbermenge im
Gewicht von etwa 20 Markstücken.)