Porzellan — Grüne Gruppe lo
Mandschus, die nicht durch ihre feine literarische Bildung, sondern durch Reichtum
und Kraft wirkten.
Technisch kunstvoll sind Teekannen in Form eines chinesischen Schriftzeichens
aus vierseitigen Porzellanröhren in durchbrochener Art zusammmengestellt und be-
malt. Die Stücke sind selten und werden bei guter Erhaltung sehr teuer bezahlt.!)
Etwas delikater sind Ausfüllungen der Fläche mit Blumen und Vögeln nach zeit-
genössischen Gemälden (Abb. 445, 447, 451). Diese Malereien sind oft von japanischen
nicht zu unterscheiden. Im allgemeinen kann die Regel gelten, daß die Chinesen
die ganze Fläche mit Zeichnung füllen, meist ohne irgend eine andere Anpassung an
den zu dekorierenden Raum. Der Japaner dagegen ist stets bestrebt, von der Form
der freien Fläche auszugehen und zunächst mit einigen Linien gleichsam das Grund-
schema der Flächendekoration anzugeben, dem sich die weitere Ausführung an-
zupassen hat. Deshalb läßt auch der Japaner stets viel freien Raum, denn nur
dadurch kann er den Schwung der Linie, besonders
bei Pflanzen und Vögeln, stark betonen. Wie der
Japaner die lebenden Blumen in der Vase nicht nach
Geruch und Farbe, sondern nach der Linienführung
der Stengel und Blüten arrangiert,?) so gilt ihm dieses
Abb. 449 Flötenvase mit Mittelwulst, Abb.450 Große Platte, 55 em, Gemälde der Legende von der Abdankung
drei Landschaften übereinander, ge- der Kaiserin Leyung aus dem 5. oder 6. Jahrhundert auf dem Rücken
trennt durch Mäanderstreifen, 43 em eines Menschen mit grüner Maske getragen, in den Wolken Konfuzius,
hoch, famille verte, grüner Grund im Hause der Kaiser am Tisch; Rand mit Blumen und ausgesparten
mit Kobaltblau und Spuren von Gelb Vogelmedaillons, Porzellan, farbig, vorwiegend grün, rot und schwarz,
und Violett, Porzellan Sammlung Pierpont Morgan, New-York, Marke: Blatt,
Kanghi 1662 bis 1723 Kanghi, 1662—1723
(Aus: Grandidier, La Ceramique Chi- (Originalaufnahme)
noise, Taf. XIX) Text s. 8. 314
Text s. 8. 314
1) Originale in den Morgan-Sammlungen im Metropolitan Museum, New-York, in
der Grandidier Sammlung im Louvre, Paris, u.a.a. O.
2) Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Bd. II, S. 64—69, Blumenbinderei.