318 Töpferei — Kanghizeit
Gruppe des farbigen gedeckten Untergrundes
Statt des Auftragens der Schmelzfarben im zweiten Brande auf die im großen
Feuer erzeugte durchsichtige Glasur, wurden die Farben direkt auf den gehärteten
Scherben als Fond aufgetragen. Während bei der
„grünen Gruppe‘ das Grün in der Zeichnung vor-
wiegend war, kommt bei dieser Gruppe die Malerei
in bunten Farben auf grünem Untergrunde
(Abb. 467) in sanfter Farbe vor; ebenso sind die
wesentlichen Flächen der Berge und des Fasans
ausgeführt. Zweige und Felsumrahmungen sind in
Violett gemalt, und Gelb ist nur ganz bescheiden
auf der Mittelblume und dem Fasan angebracht.
Die farbige Wirkung ist noch durch ein flaches
Relief gehoben.!)
Ganz besonders geschätzt wird der schwarze
Untergrund (famille noire). Auf der eckigen Vase
(Abb. 466) sehen wir die Pflanzen in lebhaftem Grün
in Art der grünen Gruppe, und in hellem Violett
leuchtend hervortreten. Von der Wirkung der zarten
Töne auf dem schwarzen Grunde gibt die farbige
Abbildung (Taf. XIX, a) nur eine ungefähre Vor-
stellung. Schwarze Glasuren (Taf. IX, a) waren in
früher Zeit hergestellt worden, aber seit der Mon-
golenherrschaft scheint die Farbe wenig Beachtung
gefunden zu haben. Brinkley unterscheidet in der
Kanghizeit zwei Arten von Schwarz. Das „metal-
lische‘‘ Schwarz ist entweder in dünner Schicht
aufgebrannt mit einem iridisierenden Glanz von
Dunkelgrün oder Blau, oder es ist mit matter
Wirkung dicker aufgetragen. Das „Spiegel“-Schwarz
hat eine tiefe, glänzend polierte Farbe wie ein
Spiegel.
Der Scherben ist bei dem farbig gedeckten
Untergrund selten ganz weiß und meist rötliches
Steingut. Selbst bei den schönsten schwarzen
en Stücken soll, nach Brinkley, weder der Boden noch
auf schwarzem Grunde, Porzellan, die innere Oberfläche weiße Glasur haben. Die
ölem. (Derartige zwei Vasen wu Stellen sind ebenfalls mit Schwarz bemalt oder
a en mit warmer brauner Glasur. Dementsprechend
Sammlung Pierpont Morgan, New- ist das Weiß in der Zeichnung nicht ausgespart,
York, Kanghi, 1662—1723
(Gismdamahme) sondern mit opaker Farbe aufgesetzt.
Die Fabrikation dieses Stiles ist stets nur
sehr gering gewesen und wurde etwa um 1800
1) Im Englischen wird diese Art „Green Hawthorn“ genannt, und bei schwarzem
Untergrunde „Black Hawthorn“, im Gleichnis mit dem eigentlichen blauen „Hawthorn“.
(S. 305, Anm.). Es ist unbedingt nötig, diese verschiedenen sinnlosen Handelsbezeich-
nungen, die durch irgendwelche Zufälle oder Absichten entstanden sind, auszumerzen.
So wird auch von einem -„Mandarinen-Porzellan“ gesprochen, wobei nur die Bild-
darstellung von Persönlichkeiten, nicht die Farbe berücksichtigt wird; offenbar soll der
Käufer in den Glauben versetzt werden, als wenn es besonders wertvolle Arbeiten für
die Mandarinen wären, während es meist Exportarbeiten sind.