Jade — Name — Fundorte 341
etwas höheres spezifisches Gewicht und entsprechend größere Härte, Nephrit ist
kein Mineral, sondern ein sekundäres, sehr hartes Gestein aus äußerst feinfaseriger,
strahlsteinartiger Hornblende. Die Umbildung zu Nephrit erklärt sich durch starken
dynamischen Druck, der in jedem Faltengebirge vorkommen kann. Früher nahm
man ein einheitliches Ursprungsland an, aber jetzt hat man verschiedene Fundorte
festgestellt; so in den Serpentinbrüchen von Jordansmühle in Schlesien und bei
Jestri Levante in den ligurischen Alpen, ebenso in Alaska, Sibirien, Neuseeland und
anderen Orten, dagegen nicht in Amerika.
In jungsteinzeitlichen Pfahlbauten des Bodensees sind kleine Beile aus Nephrit
gefunden worden, und die Südseeinsulaner gebrauchen noch heute das Material für
Waffen und Werkzeuge. In den Staaten Südeuropas, in Kreta, Troja, Mesopotamien
und Sibirien hat man Nephritwaffen und Idole gefunden, dagegen in Zentral-
amerika nur Arbeiten aus Jadeit.
Jadeit ist ein dichter Pyroxen. Während Nephrit grün, grünlichgrau, auch
weiß, gelblichgrau und bräunlich in vielen Zwischennüancen vorkommt, in poliertem
Zustande etwas fettglänzend aussieht und sich auch fettig anfühlt, ist Jadeit mehr
srünlichweiß und grün mit geringem Glasglanz. Die dem Laienauge nicht wahr-
nehmbaren Unterschiede sind erst vor wenigen Jahrzehnten festgestellt. Bei den
Chinesen wie bei den Europäern ist stets ein gemeinsamer Name für die ganze
Gruppe dieser verschiedenen harten Steingebilde in Anwendung gewesen. Yulet)
vermutet sogar, daß die von Marco Polo bei seiner Reise (1272) durch Khotan ge-
nannten Steinfunde von Jasper und Calcedon ebenfalls den von dem Chinesen Yü
bezeichneten Steinarten angehörten. Die Perser sprechen von Yashu, das wahr-
scheinlich dem griechischen f@onız entspricht.
In China selbst kommt kein Nephrit vor. Der Import aus Khotan in Ost-
turkestan?) wird zum ersten Male unter dem König Wuti (140—86 v. Chr.) in chinesi-
schen Schriften erwähnt. Die Wertschätzung am Kaiserhof war so groß, daß z. B.
der Kaiser Taitsung besondere Einkäufer (780) nach Khotan sandte. Der Stein
wird sowohl mit der Hand im Fluß gesammelt, als auch dort und in Yarkand im
Bergbau gewonnen. So war es schon, als der Benediktinermönch Goes?) 1602 von
Indien nach China reiste. Er beschreibt ausführlich, wie in Khotan die beste Qualität
des „Marmors“, für den er damals noch keinen europäischen Namen wußte, aus
den Flüssen gefischt und schlechtere in harter Arbeit aus den Bergen gewonnen
wurden. In chinesischen Schriften sind öfters andere Plätze erwähnt, aber die Unter-
scheidungen zwischen den gefundenen Steinsorten sowie zwischen Fund- und Han-
delsplätzen sind ungenau. Ein Beweis durch Augenzeugen ist nur für Khotan er-
bracht. In den ältesten Zeiten sollen die chinesischen Waffen aus Yü gefertigt
worden sein, und es ist möglich, daß schon damals Nephrit darunter verstanden
wurde. Originalstücke aus so früher Zeit sind nicht bekannt geworden; die
Yüwafien sollen erst im 3. Jahrhundert außer Mode gekommen sein. *)
In dem Chouli wird der Yüstein als Schmuck wiederholt beschrieben, aber
die Herstellung von größeren Stücken, wie Becher und Siegel, begann erst, als
Shihuangti (221—209 v. Chr.) die Staaten unter seinem Zepter vereint hatte.
Die großen Stücke mußten stets dem Kaiser angeboten werden, der sie
sehr teuer bezahlte. Was der Kaiser ablehnte, konnte dann anderwärts ver-
!) Yule, The book of Ser Marco Polo, London 1903, 2. Auflage, Bd. I, S. 193.
2) Sven Hedin hat 1895 die Hauptfundorte im alten Flußbett des Yurun Kash im
Nordosten von Khotan besucht, wo Chinesen das in kleine Parzellen geteilte Gebiet in
Art der Goldgräber bearbeiten.
3) The Bishop Collection, Bd. I.
4) Hirth, Chinesische Ansichten über Bronzetrommeln, S. 18.