Bearbeitung — Ohrgehünge — Armbänder — Ketten 343
Schmuck — Abzeichen — Siegel — Zepter
Dem seltenen Nephrit war schon am Ende des zweiten Jahrtausends v. Chr.
eine symbolische Bedeutung beigelegt. Im Yiking!) heißt es: „Der Himmel ist
Jade, ist Gold.“ Der chinesische Begriff, der mit Himmel übersetzt wird, umfaßt
alles Leben in der Natur, alle in der Welt wirkenden Naturkräfte. Wie die himm-
lischen Kräfte unwandelbar und unzerstörbar sind, so auch der Jadestein. Dieser
Wertschätzung entsprach die Verwendung bei den Staatshandlungen des Kaisers,
als Abzeichen der Würde, im Gebrauch bei feierlichen Handlungen und als Glücks-
symbol. Erst später, als immer größere Massen des früher so seltenen Steines ins
Reich kamen, wurde die Anwendung allgemeiner.
Aus der Verehrung des Materials entstanden abergläubische Ideen. J ade sollte
das Leben verlängern und sein Tragen Glückskraft geben. Deshalb wurden An-
hänger aus diesem Material stets am Gürtel getragen, die nur in Zeiten der Trauer
abgelegt werden durften.?) Seine Eigenschaften wurden mit den Idealen der Philo-
sophen verglichen. So spricht Konfuzius von ihm im Buch der Riten als dem Symbol
der Tugend; sein Glanz entspricht der Wohltätigkeit, seine Zähigkeit der Tapferkeit,
seine Reinheit der moralischen Reinheit, sein Klang der Weisheit. ‚In der ganzen
Welt lebt kein Mensch, der ihn nicht schätzen würde wie das Recht.“ Er ist solide,
stark und fest wie die Weisheit, hart und nicht leicht verletzt wie die Gerechtigkeit.
Körperlicher Schmuck?) ist im Altertum
nicht nachweisbar. Im Shiking wird nur ein Ohr-
schmuck aus einem in das Ohrloch zu steckenden
Stöpsel mit einer Platte von Jade oder Perlen, die
Abb. 505 Hängender
Ohrsehmuck, gemalt
von Jen Yueeh Shan,
8 Mitte 12. Jahrh., auf
, einem Porträt der
Prinzessin Wang
Chao Chuen. 33 v.Chr.
(Aus: Wada, Die
Schmuck- und Edel-
steine bei den Chi-
einen Teil des Ohres bedeckte, erwähnt. Durch den
Einfluß der malaiischen und türkischen Völker kam in
der Hanzeit die Sitte auf, den Schmuck direkt an
nesen, Taf. 6)
das durchbohrte Ohr zu hängen (Abb. 505). Die chi-
nesische Morallehre verbot jede Verletzung des von den
Eltern geschenkten Körpers, und daher hörte die Sitte der Durchbohrung des
Ohrläppchens wieder auf.
Fingerringe waren in uralter Zeit bekannt. Am Kaiserhof mußte die Erwählte
des Harems mit silbernem Ring an der rechten Hand erscheinen, und sobald sie
sich Mutter fühlte, erhielt sie einen goldenen Ring für die rechte Hand. -, kimee
aus Nephrit oder mit eingefaßten Steinen sind etwa seit Christi Zeit in Gebrauch.
Sie scheinen aber als Schmuck selten verwendet worden zu sein und wurden später
meist als Geschenk zwischen den Verliebten benutzt. Heute tragen vornehme Frauen
Ohr- und Fingerringe und bestreuen das Haar mit farbigen Steinen und Perlen.
Armbänder waren seit dem Ende der Hanzeit bekannt: sie waren von Silber,
Gold und Nephrit, auch mit eingelegten Steinen. Die glatten, runden Reifen, aus
einem Stück Stein geschnitten, sind noch heute im Gebrauch. In der Provinz Fuhkien
wurden, nach de Groots Angaben, den Toten Armbänder mitgegeben. Halsbänder
sind in China nicht verwendet worden, aber Schulterreifen aus Metall kommen
auf Bildern vor. Dagegen sind lange Perlenketten, die bis zum Gürtel
herabreichen, noch heute ein Zeichen der Würde. Sie werden aus den ver-
schiedensten Materialien hergestellt, so aus Bernstein, Metallen, auch in dünner
> 1) De Groot, The religious system, Bd.I, Buch I, 8. 271. — Wörtlich heißt die
Übersetzung der chinesischen Stelle nach Angabe von Tsai: „Chien ist Himmel, ist Jade,
ist Gold usw.“ Chien ist ein Symbolwort für alle positiven Naturkräfte,
2) De Groot, The religious system, Bd. I, Buch I, 8. 489.
3) Wada, Die Schmuck- und Edelsteine bei den Chinesen.
4) Unsere ähnliche Sitte dürfte wohl aus einer gemeinsamen alten Quelle stammen.