406 Stoffe — Stickereien und Gewebe
auf der Brust (Bd. I, Abb. 315). Farbige Stoffe
kamen in Mode, besonders gelbe, und rote für
den Hof (Bd. I, Taf. IX, b). Mit zunehmendem
Luxus wurde das ganze Gewand mit farbigen
Stickereien überladen. Auf einem Hofkleide
(Abb. 578) sehen wir unten das alte Wellen-
muster in modern bewegter, farbiger Unruhe
mit einer Felseninsel in der Mitte, an der
die Brandung aufspritzt. Drachen steigen aus
dem Wasser empor, und ein Drache vorn auf
der Mitte der Brust bildet den Mittelpunkt.
Die ganze Fläche ist mit Wolkenmotiven und
Glückssymbolen verschiedener Art gefüllt.
Auch Privatkleider werden für festliche
Gelegenheiten in ähnlicher Weise reich bestickt.
Das Untergewand (Abb. 580) ist in schmale
Streifen mit Blumen und zwei breitere mit
Drachen oder Blumen eingeteilt und von
Blumenborden abgeschlossen. Das Obergewand
(Abb. 579) zeigt Drachen und Phönixe zwischen
Wolken und unten einen Wellenabschluß. In
ähnlicher Weise ist der ärmellose Überhang
verziert (Abb. 581). Auf der Brust ist das
alte traditionelle Emblem durch einen vier-
eckigen Abschluß von dem übrigen Stofidekor
besonders abgetrennt. Zurfarbigen Wirkung des
Kostüms gehört auch die mit den blauschillern-
den Federn des Eisvogels und mit Perlen und
Abb. 583 Priester mit gesticktem Um- Metalldrähten reich dekorierte Kappe (Abb. 582).
hang von der linken Schulter unter Eine verzierte Krone aus Silber mit Fisur,
den rechten Arm gehend, modern ; . ” :
(Aus: Price, Rambles with a camera... Blumen und reichem Perien-, Kristallen- und
island of Amoy) ; SR :
(Biptiotnek Er nk mambure) Steinenschmuck ist in Japan aus dem Anfang
des 8. Jahrhunderts erhalten.!)
Selbst das Priestergewand (Abb. 583) er-
hielt luxuriöse Ausstattung. Außer der Verwendung von kostbaren Brokatstofien
und Stickereien wurde der Umhang mit gestickten Borden geschmückt, die an ältere
Sitten erinnern (Bd. I, Taf. III, b, e).
Neben den heiligen Tieren kommen die verschiedensten Symbole vor.
So finden sich häufig die Schriftzeichen für Glück und langes Leben, die
acht Strichsymbole des Pakua (Bd. I, 8. 33), das dualistische Yin- und Yang-
zeichen, die acht musikalischen Instrumente, die acht kostbaren Dinge und die
zwölf Ornamente; ferner die buddhistischen und die taoistischen Glückssymbole.
Vor allem werden die Pflanzenmotive in unendlicher Kombination immer von
neuem verwendet.
Die auf den Porzellanen abgemalten Muster finden sich auch meist auf Stoffen
wiedergegeben; nur verlangte die Technik des Webens gewisse Ausgestaltungen
der Vorlagen. In der chinesischen Kunst gibt es kaum einen Vorwurf, der nicht in
irgend einer Technik auf den Seidenstoff übertragen ist.
1) Kokka, Abbildung, Heft 157. Krone einer Bodhisatvafigur am Hokkedo-Altar im
Todaijikloster, Provinz Yamato. — Münsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Bd. II,
Fig. 135.
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