Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
408 Sioffe — Teppiche 
Literatur!) ebenso oberflächlich wie lückenhaft. Eine gute Zusammenstellung 
der bisher bekannt gewordenen Teppichtypen gibt Larkin.?) 
Den Versuch, einige Stücke zu datieren, hat Valentiner®) bei Ordnung der 
ersten öffentlichen Sammlung chinesischer Teppiche im Metropolitan Museum in 
New-York unternommen. Nach dem vorliegenden geringen Material unterscheidet 
er drei zeitliche Gruppen: die modernen Teppiche, die Arbeiten aus der Zeit des 
Kaisers Taokuang (1821—1850) und die aus der Zeit von Kienlung (1736—-1795). 
Die Einteilung in drei Perioden mag zutreflend sein, aber aus den oben angeführten 
Gründen glaube ich, daß wir über den Beginn der Technik noch keine Anhalts- 
punkte besitzen. Larkin will sogar die ältesten Teppiche dem 16. Jahrhundert 
zuschreiben. Valentiner trennt nicht die unter westasiatischem Einfluß entstandenen 
Teppichmuster des chinesischen Zentralasiens von den nach östlichen Textilen oder 
vielleicht nach europäischen Vorbildern geknüpften Arbeiten. 
Teppiche in chinesischem Stil 
]Die chinesischen Teppiche sind meistens oblong, aber auch quadratische, runde 
und’ länglich abgerundete Formen kommen häufiger als in irgend einem anderen 
Lande vor. Die Teppiche wurden in den Räumen nur für einzelne Stellen, besonders 
für die heizbare Erhöhung, die nachts als Bett gebraucht wird, dann aber auch als 
Tischdecken, Kissen, Satteldecken, Pferdedecken, bei Prozessionen u. dgl. verwendet. 
  
  
Abb. 584 Teppich, Fond abwechselnd mit Drachen und Symbolen in heller Farbe auf tief dunkel- 
blauem Grunde, dreifache Hakenkreuzborde in Blau auf gelber Seide, im Metropolitan Museum, 
New-York, 17. oder 18. Jahrhundert 
(Aus: Bulletin of the Metropolitan Museum of Art, New-York, Februar 1909) 
Die westlichen Riesenteppiche, zum Belag ganzer Säle, scheinen in China unbekannt 
zu sein. In Tempeln gebrauchen die Betenden beim Niederknien kleine Teppiche. 
Allen Mustern gemeinsam ist eine breite Borde, in der fast stets ein Mäander- 
oder Swastikamuster®) in verschiedenster Ausführung (Abb. 584—588) vorkonımt. 
1) Ripley, The oriental rug book. New-York 1904. Ss, 222—227, Chinese rugs. — 
Beach Langton, How to know oriental rugs, London 1904, S. 219—231, Chinese rugs. 
Eine farbige, eine schwarze Tafel. — Holt, Rugs oriental and oceidental, antique and 
moderne. Chicago 1908, S. 113—115. Chinese rugs. Eine Tafel. — Neugebauer, Hand- 
buch der Orientalischen Teppichkunde, Leipzig 1909, $. 206, Samarkand. — Die „Chine- 
sischen“ Muster (s. 8.398) in westasiatischen Teppichen, die Cihinoiserie in Persien, 
bleiben in diesem Zusammenhange unberücksichtigt. 
2) Larkin, A collection of antique Chinese rugs, London W 104, New Bond Street, 
1910, 7 farbige und 33 schwarze Tafeln mit Teppichabbildungen aus der Sammlung Larkin. 
8) Bulletin of the Metropolitan Museum of art, New-York, Februar 1909, S.20—22. 
3 Abbildungen. 
4) Ähnliche Muster kommen häufig auf westasiatischen Teppichen vor, aber haben 
mit China gar keinen Zusammenhang. Sarre (The Hikite monument of Lovis and 
a carpet design of Asia Minor, Burlington Magazine, Dezember 1908) hat nachgewiesen,
	        
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