Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
VI. Lack- und Holzarbeiten 
Literatur — Technik 
Totenbeigaben aus Ton, Waffen und Kultgefäße aus Bronze sowie Schnitzereien 
aus Stein sind in China vereinzelt aus vorchristlicher Zeit, häufig aus der Hanzeit 
und zahlreich aus dem ersten Jahrtausend gefunden worden, aber von Holz- 
geräten scheint nichts erhalten zu sein. Was in China bisher an Lackarbeiten 
und Holzschnitzereien bekannt geworden ist, gehört frühestens der Mingzeit an. 
Wieder vermittelt uns Japan die Kenntnis von Werken aus älterer Zeit. In 
Tempeln und vor allem im kaiserlichen Schatzhause Shosoin zu Nara sind hervor- 
ragende Kunstwerke, wenigstens aus dem 8. Jahrhundert, in vortrefflichem Zu- 
stande erhalten. Da die Vollendung und die Variationen der Techniken sowie die 
abwechslungsreichen Motive eine jahrhundertelange Übung der Kunst voraussetzen, 
und diese auf dem Inselreiche nicht stattgefunden hat, so können wir die japanischen 
Schätze als Importstücke oder Nachbildungen der chinesischen Kunst ansehen. 
Auf einem Bilde aus dem 4. Jahrhundert von Ku Kaichih (Bd. I, Abb. 81) sitzt eine 
Frau vor einem Spiegel, während eine Dienerin ihr die Haare ordnet. In der Mitte des 
hohen Spiegelgestells ist ein breiter offener Kasten angebracht, der außen schwarz und 
innen rot bemalt ist. Auf der Erde stehen noch mehrere runde und eckige Kästen, 
unter denen einer ein Streublumendessin in Rot auf Gelb aufweist. Die Malerei ist 
nicht mehr genügend erhalten, um die Muster genau zu erkennen, auch können 
einzelne Farben nachgearbeitet sein, aber immerhin lassen Form, Zweck und Dar- 
stellung die Kästen als Lackarbeiten erscheinen. Wir finden also schon im 
4. Jahrhundert die Toilettenutensilien aus Lack hergestellt. 
Im übrigen sind wir auf die literarischen Nachrichten angewiesen, die wieder- 
holt Holz- und Lackarbeiten erwähnen, jedoch für unseren Zusammenhang der 
Stilentwicklung gar kein Material beitragen. Aus dem Jahre 632 v. Chr. hörten wir 
bereits (8. 192) von roten Türen und Musikinstrumenten als Abzeichen der Würde. 
Der Zweck des Gerätes wird erwähnt, es wird vielleicht auch gesagt, daß ein ‚rot 
lackiertes Präsentierbrett‘“1) Verwendung fand, aber wir hören nicht, ob es nur mit 
roter Farbe bemalt, mit durchsichtigem Lack überzogen oder aus rotgefärbtem 
Lack gefertigt wurde. Wir erfahren niemals, wann und welche Muster auf- 
kamen und in welchen Techniken der Lackmalerei sie ausgeführt wurden. Da keine 
Muster erwähnt werden, müssen wir für die vorchristliche Zeit eine glatte un- 
verzierte Lackschicht annehmen, die als Schutz, aber noch nicht als Schmuck 
hergestellt wurde. 
Jedenfalls geht die Verwendung von Holzgeräten in die älteste Zeit zurück, 
denn z. B. der Name einer Vasenform „Lei“ (8. 129) galt zuerst für eine Holzvase 
und wurde erst später auf eine wohl nachgebildete Bronzeform übertragen. ?) 
!) Grube, Pekinger Totengebräuche. Extract from the Peking, Oriental Society 
Journal, Bd. IV, S. 21. Peking 1898. (Anthropolog. Ges.) 
2) Diese Mitteilung verdanke ich Chavannes, nach Übersetzung aus Pokutulu, 
Kap. XII 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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