Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
Lack — Technik — Qualität 415 
Erst bei Vermehrung der Schichten wird der Lack undurchsichtig und erhält einen 
eigenen Glanz. Durch Beimengung von Farbstoffen können beliebige Wirkungen erzielt 
werden. Am bekanntesten ist der durch Beimengung von essigsaurem Eisenoxyd 
hergestellte tiefschwarze Lack. Zahlreiche Techniken sind aus Japan bekannt, 
aber es würde zu weit führen, sie-im einzelnen zu erörtern. Außerdem ist es 
zweifelhaft, ob alle Arten auch in China bekannt waren oder zum Teil erst 
in Japan erfunden wurden, da seit- dem 15. Jahrhundert da Im bolE men 
Lehrmeister in der Lackkunst zu übertreffen begann. 
Jedenfalls wissen wir aus der Literatur. !) daß besonders in der Sungzeit die 
Lackkunst in China hblühte. Unter den Mingherrschern wurde die Kunst ebenfalls 
gepflegt, aber es scheint, als wenn damals eine Bevorzugung der glänzenden Por- 
zellane begann und die Lackarbeiten — mit Ausnahme des geschnittenen roten 
Lacks — weniger Beachtung fanden. Aus dem 18. Jahrhundert sagt du Halde: ?) 
„Die gefernißte Arbeit, die zu Canton verfertigt wird, ist lange nicht so gut, 
brauchbar und dauerhaft als diejenige, die teils aus Japan kommt, teils zu Tong- 
king und zu Nang king, der Hauptstadt in der Provinz Kiang nu, zubereitet 
wird. Und das rühret nicht daher, als ob die Künstler nicht ebenso guten Ferniß 
und Gold brauchten, sondern weil sie sich in ihrer Arbeit zu sehr übereilen und 
genug zufrieden sind, wenn sie nur den Augen der Europäer wohlgefällt. Eine 
laquirte Arbeit von ächtem Fermiß muß Zeit haben, und es reicht kaum ein 
Sommer hin, dieselbe zu gehöriger Vollkommenheit zu bringen.‘ 
Heute werden nur gewisse Techniken gepflegt, und viele japanische Arten sind 
unbekannt. Ein Überblick der technischen und ebenso der stilistischen Entwicklung 
kann bei dem spärlich vorliegenden Material nicht erreicht werden. Es ist fraglich, 
ob überhaupt jemals eine Geschichte der chinesischen Lackkunst geschrieben werden 
kann. So muß ich mich darauf beschränken, die zufällig erhaltenen japanischen 
Kunstwerke des 8. Jahrhunderts und moderne Typen zusammenzustellen, um ein 
Bild der vielseitigen Anwendungsarten und der eigenartigen Muster zu geben. 
Einigermaßen beglaubigte Belege aus den dazwischen liegenden Jahrhunderten fehlen. 
!) Bushell, Chinese art, Bd.I, S. 124, Tsao Ch’ao, Ko Ku yao lun, 1387, Buch 8: 
Ku ch’i ch’i lun (Beschreibung von alten Lackarbeiten) — Ch’ing pi ts’ang (Sammlung 
kunstvoller Raritäten), 1595. 
2) J. B. du Halde, Beschreibung des Chinesischen Reichs, 1747, Bd. II, $. 205. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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