Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

496 Lack- und Holzarbeiten — Tangzeit 
Musikinstrumente, 
Die alten Quellen berichten, daß schon im 23. Jahrhundert v. Chr. die Musik 
erfunden worden sei. Im 10. Jahrhundert v. Chr, hatte sie eine solche allgemeine 
Verbreitung und Bedeutung erlangt, daß ihre Kenntnis ein wichtiges Fach in der 
Schule bildete. 
Im Chouli werden die verschiedenen Arten der Beschäftigung aufgeführt. Unter 
den sechs freien Künsten steht nach der Beachtung des Ritus an erster Stelle die 
Ausübung der Musik, und zwar vor dem Rechnen, Schreiben, Bogenschießen und 
Wagenlenken. !) 
Die weithin tönenden Schlaginstrumente von der großen Kriegspauke auf hoher 
Bergesspitze und der Kriegstrommel auf dem Wagen des Kaisers bis zum Cimbel 
des Rottenführers haben wir bei den Waffen (8.204) kennen gelernt. Es waren 
Signalkünder, keine Melodienwerkzeuge. Die großen Tempel- und Palastglocken 
(8. 151—155) wurden als Zeichen des Stundenanfangs und des Beginns des Gottes- 
dienstes, und die Klangplatten, Trommeln und Schellen in ähnlicher Bedeutung an- 
geschlagen. Beim gravitätischen Einherschreiten ertönten die Jadesteine (Abb. 507) 
des Klangregulators auf der Hofkleidung, und Glöckchen und Schellen bildeten den 
Schmuck der Kleider, Vorhänge und Tierzäumung. 
Die Instrumente der melodischen Musik waren Saiteninstrumente, Flöten, 
kleine Trommeln und Glocken. 
Die chinesischen Schriften?) enthalten sehr ausführliche Listen über die zahl- 
reichen Abarten der Instrumente, aber eine Entwicklungsgeschichte der künstlerischen 
Formen fehlt. In alten Büchern ist das Schema der Instrumente in Konturlinien 
recht oberflächlich angegeben, ohne irgendwelche Rücksicht auf das Material und den 
verzierenden Schmuck. Allerdings wird schon frühzeitig die Anbringung von Edel- 
steinen erwähnt, aber keine genauere Mitteilung über die Art und den Stil existiert. 
Wieder ist es die Schatzkammer des japanischen Kaiserhauses, die uns Original- 
instrumente, wenigstens aus der Tangzeit, erhalten hat. Aber wie wir gleich sehen 
werden, sind nur gewisse Typen in üppiger Ausführung vertreten, und gerade die 
ältesten Instrumentformen fehlen. Europäische Sammlungen enthalten nur selten 
ostasiatische Musikinstrumente und haben sie niemals unter dem ästhetischen 
Gesichtspunkte gewählt. Auch dürfte es heute kaum möglich sein, in den Besitz 
älterer Stücke als aus den letzten Jahrhunderten zu gelangen. 
Das älteste Saiteninstrument ist eine liegende Harfe (Kin); sie besteht 
aus einem Brett mit überspannten Seidenfäden, die an beiden Enden über 
feste Stege laufen. Die chinesischen Schriften berichten, daß Kaiser Fuhi um 
2500 v. Chr. dieses Instrument zuerst einführte. Es war über zwei Meter lang und 
  
  
  
  
  
  
1) Plath, Beschäftigung der alten Chinesen. Bayr. Akademie der Wissenschaften, 
München 1869, 8.4. _ 
2) Eine kurze Übersicht der Instrumente gibt: Kraus, La musique en Japon, 
Florenz 1878. — Piggott, The Music and Musical instruments of Japan, London 1893. — 
Piggott, The Musik of the Japanese, Asiatic society of Japan, Tokyo 1891. — Abraham 
und Hornbostel, Studien über das Tonsystem und die Musik der Japaner. Internationale 
Musikgesellschaft, 1903, Januar/März, untersuchen auch chinesische Instrumente und 
geben S. 342 u. 343 eine Literaturübersicht. — Knosp, La Musique Indo-Chinoise, Mercure 
musical et bulletin francais de la Societ& Internationale de Musique, 1907, September. — 
Soulie, La Musique en Chine. Bulletin de l’association amicale Franco-Chinoise, Paris 1910, 
März bis April 1911, I.-V. — Cordier, Bibliotheca Sinica, Literaturangaben, 8. 1572—76, 
3154—56. — Leroux, La musique japonaise classique, Societe franco-japonaise de Paris, 
1910, Juni/September, S. 17—57, und Beiheft mit Tafeln. 
  
  
  
  
  
  
 
	        
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