BE
Musikinstrumente — Harfe — Gitarre 429
— Harfe (Kin) der Barbaren (Hou) —, daß
wir hier ein aus dem Auslande eingeführtes
Instrument haben. Es soll von den Völkern des
Nordens und Westens übernommen worden sein.
Als Beweis des Aufkommens in späterer Zeit
ist charakteristisch, daß es nicht für den
Gottesdienst Verwendung fand, sondern in Ge-
meinschatt mit Tamburins nur Gesänge be-
gleitete. Die Ausführung wechselte in den
Landesteilen und zu den verschiedenen Zeiten.
Ähnlich ist ein Instrument mit rundem kleinem
Schallkörper mit Schlangenhaut und langem
Hals, das besonders in moderner Zeit allgemein
Verwendung findet.
Für unsere Untersuchungen am ‚be-
deutungsvollsten ist eine Lautenart mit aus
PIE
>
0
ER
e
$
Sn
©
©
Holz gefertigtem plattem Schallkasten von er
geringer Höhe, mit vier oder :fünf Saiten b: & &
(Pipa). Sie hat eine ähnliche Verbreitung 2)
gefunden wie die Gitarre in Europa und auch
eine gleiche Beliebtheit in allen Volkskreisen
7
2}
.®
no
erlangt. Es ist daher nicht verwunderlich, BIT BED AZ
wenn eine ganze Reihe dieser Instrumente, 4 BR: 2) ER
verschieden in Form und Verzierung, in Japan YYS EN .o :
erhalten ist. j BR: > er
Re ()
Die Pipa soll zur Hanzeit durch die RR: ER
Hiungnuvölker Zentralasiens (Bd. I, 8. 44) ein- 98 8 ® €
geführt worden sein. Die Ausführung der ovalen
Form (Abb. 609, 610) ähnelt so auffallend der
griechischen Cithara und die Abart (Abb. 611)
in runder Form (Yue kin) der Citharista,
daß wir eine Übertragung aus dem Westen
in den letzten Jahrhunderten vor Christus,
zu der Zeit der vielfachen Reformen, an- Abb. 609 Viersaitige Gitarre (Pipa) Rück-
Ä > ichtie e : seite von 610, aus Sandelholz, mit Holzein-
nehmen können. Noch wichtiger als die lagen in geometrischen Figuren, im Kaiser].
Übereinstimmung der Formen der Instru- Schatzhause an Japan, 8. Jahr-
. s . . ° under
mente ıst die der musikalischen Theorien. (Aus: Toyei Shuko, Bd. V)
sr RE Text 5. 8.429, 4:
„Die Verwandtschaft des chinesischen Musik- Ten
systems!) mit demjenigen des Pythagoras
ist durch so zahlreiche Analogien belegt, daß man kaum umhin kann, an
einen ursächlichen Zusammenhang beider zu denken. Es mag dahingestellt
sein, ob der griechische Gelehrte von seinen Reisen nach Ägypten und dem
Orient die Grundlage seiner Theorie als fertiges Geschenk in die Heimat zurück-
brachte oder ob wir für beide Systeme eine ältere gemeinschaftliche Wurzel,
etwa in Indien oder Babylon, zu suchen haben. Wir werden jedenfalls kaum
iehlgehen, wenn wir die harmonische Musik des heutigen Europa und die
harmonielose der modernen Japaner als späte Blüten eines Baumes neben-
einander stellen.“
!) Zitiert nach Abraham und Hornbostel, Studien über das Tonsystem der Japaner,
5.321. — Chavannes, Des rapports de la musique grecque avec la musique chinoise.
Appendix, Bd. III, Traduction mömoires historiques de Sse-matsien, $. 630—645.