Geschnittene Lacke — Lackschichten — Lackbild 437
dem 16. Jahrhundert sind sehr selten und kommen kaum noch an den Handelsmarkt.
Als Hauptfabrikationsorte gelten Peking und Soochou.
In rotem Lack wurden die kaiserlichen Throne (Abb. 619) geschnitzt. Die
niedrige Sitzbank mit geschnitzten Landschaften auf den Hinter-und Seitenwänden wird.
von einem mächtigen fünfteiligen Setzschirm überragt, der den Thron vom übrigen
Raume abteilt. Hochgestaffelte Berglandschaften sind in das tiefe Relief der hohen
Wände kunstvoll geschnitten, und die roten Flächen sind von Holzrahmen gehalten,
die wiederum von reichem Schnitzwerk bekrönt und unten gestützt werden. Das
kaiserliche Rot in seiner satten Tiefe, durch das Relief belebt, gibt einen farbigen
Hintergrund für die Menschen in ihren buntgestickten Seidenkleidern und den Kaiser
selbst im gelben Staatsgewande. Die Zahl fünf hat hier
eine symbolische Bedeutung wie bei den fünf heiligen
Bergen. Bei einem anderen Thron (Abb. 620) sehen wir
die dreiteilige Treppe vorgebaut. Die Hinterwand mit
Inschriften ist von reich geschnitztem schwarzem. Holz
eingerahmt.
Um uns die Kostbarkeit solcher Geräte klarzumachen,
müssen wir bedenken, welche mühselige Arbeit es er-
fordert, derartig große Flächen in minutiösester Detail-
arbeit herauszuarbeiten. Schon allein der Auftrag der
weichen Lackschichten ist eine langwierige Arbeit. Es
entsprach dem Stile der Minszeit, statt mit breitem
Pinsel, wie zur Zeit der Tangherrscher, auf flotte farbige
Effekte zu wirken, selbst die großen Flächen ebenso sorg-
fältig im einzelnen auszuarbeiten wie ein Puderdöschen
für die Bewohner des Frauenhauses.
Weitere Effekte wurden durch Übereinanderlegen
von farbigen Lackschichten erzielt, die beim Schneiden
wie bei Kameen sichtbar wurden. Auf dem Deckel eines
Kästchens (Abb. 621) ist die schwarze Lackschicht so
tief geschnitten, daß die rote untere Schicht als Grund
für das schwarze Relief sichtbar wird.
Den technischen Höhepunkt dieser Kunstfertigkeit
bildet eine Serie von Lackbildern, die Kaiser Kienlung zur
Erinnerung an seine siegreichen Kriege in vierfarbiger
Lackschicht anfertigen ließ (Abb. 618). Das Relief ist
so tief und kunstvoll geschnitten, daß alle vier Farben
wie auf einem Gemälde wirken. In der obersten roten
Schicht sind die Figuren und die Staffage in vollendeter
Virtuosität geschnitzt. Der Himmel ist in schieferblauer,
das Wasser in olivgerüner und das Erdreich in hell-
blauer Lackschicht ausgeführt. Auf dem Himmel sind
ausgesägte Messingbuchstaben aufgesetzt, um die farbige
Wirkung noch zu erhöhen. Das ganze Bild umschließt
ein Rahmen aus fein gemasertem Teakholz, auf dem
Blumen und Früchte aus Halbedelsteinen, wie Nephrit, Abb. 61
Achat und Lapislazuli, und farbig gefärbtem Elfenbein
aufgelegt sind.
Augenzeugen berichten, daß sie noch die Wände
eines großen Saales im Kaiserpalast zu Peking voll mit
Deckel einer
Büchse, in Relief geschnit-
tener schwarzer Lack auf
rotem Laekgrund ; oben:
Empfang eines Besuches,
Mitte: Prozession des Kai-
sers, unten: Schießübung.
British Museum, London,
diesen Lackbildern gesehen haben, von denen es mehrere Mingstil
Br . (Aus: Bushell, Chinese art,
Dutzend gab. Der Zufall hat zwei dieser technischen Bd. I, Fig. 84)