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438 Lack- und Holzarbeiten — Zweites Jahrtausend
Meisterwerke nach Deutschland!) verschlagen.. Unsere Abbildung zeigt die
siegreiche Erstürmung der Festung Touliomen auf Formosa ım Jahre 1788
durch den General Fu Kang Ugan, der als Dank vom Kaiser die Herzogswürde
erhielt. 2)
Aus dem 18. Jahrhundert sind Wandschirme in ansehnlichen Größen vorhanden,
deren Flächen zeitgenössische Gemälde in verschiedenen Techniken zieren. Die
schwarz gelackte Holzfläche ist mit Farben und Goldmalerei bedeckt, deren
Wirkung wesentlich unterstützt wird durch Gravierungen oder vertiefte Reliefs.
Häufig ist eine Art Kreideschicht auf das Holz als Unterlage für die Lackmalerei
gelegt, in die Muster graviert und mit Farbe ausgefüllt worden.
Auf einem reichen zwöltfteiligen Schirm (Abb. 622) finden wir eine Malerei nach-
gebildet, die taoistische Szenen darstellt. Eingefaßt ist das belebte und bunte Bild
durch eine Borde mit einzelnen Blumenarrangements, die in ihrer naturalistischen
Ausführung zu den stilisierten Bergen gar nicht passen. Statt daß die Borde das Bild
zusammenschließt und in. ruhiger Einfachheit in der Wirkung steigert, stört sie
vielmehr durch die vielerlei Einzelheiten die Gesamtwirkung und trennt die ein-
zelnen Flügel statt sie zu verbinden.)
Die gleiche Art der Umrandung finden wir auch bei einem anderen Wandschirm
(Abb. 623, 624), der nur Landschaften mit Blumen, Vögeln und Vierfüßlern aufweist.
Dieser Stil ist eine Nachahmung der Nadelmalereien, die wir als Wandbekleidung
kennen gelernt haben (8.401). Der Chinese hatte im zweiten Jahrtausend das
rhythmische Gefühl für symmetrische Flächenfüllungen verloren. Das malerische Emp-
finden verdrängte immer mehr die geometrischen und konstruierten Motive der Tang-
zeit. Die Bilder, die in der Einzelausführung lebendig und wahr wirkten, wurden
oblatenartig nebeneinander gesetzt und mehr nach ihrem bedeutungsvollen Inhalte
als nach rein ästhetischem Empfinden vereint. Sowohl die Wandschirme als auch
die meisten Arbeiten des Kunstgewerbes der Mingzeit erwecken keine einheitliche,
1) Eins im Besitz von Stübel, Dresden, das andere im Völkermuseum, Berlin;
eine ähnliche Schnitzerei, aber einfacher in rundem Rahmen, bei Georg Liebermann,
Berlin.
2) Franke hatte die Freundlichkeit, die Verse wörtlich zu übersetzen: „Von der
Erstürmung Tou-lio-m&n’s erreichte uns heute die Siegesbotschaft. — Bei eiliger Folge
kamen über das Meer andere Meldungen nach Shan-yin. — Von hundert Schlachten,
die alle gewonnen wurden. — Alle unsere Minister können ihre Freude nicht bergen. —
Im Südosten (eine poetische Anspielung auf den Aufenthaltsort von Kienlung) steht alles
und lauscht mit Staunen. — In Wahrheit wird uns berichtet, daß die wilden Anführer
gefangen. — Fu K’ang Ugan hat uns die Erstürmung Tou-lio-mön’s berichtet. Zur
Erinnerung an dieses Ereignis haben wir mit eigenem kaiserlichen Stift dies im Jahre
Ting-wei (1787—1788) geschrieben.“
Zur Erklärung fügt Franke hinzu: „Im Sheng wu ki, Kap. 8, 9.28ff., und im
Tung hua lu, Kienlung, Kap. 105—107, wird erzählt, daß im Januar 1787 auf Formosa ein
oroßer Aufstand ausbrach, gegen ‘den die kaiserlichen Truppen machtlos waren. Daher
berief Kienlung den Generalgouverneur von Shensi und Kansu, Fu K’ang Ugan, zum
Oberbefehlshaber, der im Oktober, über Amoy kommend, am kleinen Küstenplatze
Lu-Kiang (Lokkang) westlich von Chang-hua landete, die Rebellen nach dem Osten
zurücktrieb, die Städte Kia-yi und Chang-hua eroberte und vom 2.—11. Januar 1788
die letzten Festungen der Feinde, darunter Tou-lio-m&n, den Sitz des Rebellenführers,
erstürmte.
3) Ein ähnlicher zwölfteiliger Schirm vom Jahre 1690 gibt aus der Vogelperspek-
tive einen Einblick in den Sommerpalast des Kaisers Kanghi, der auf einem Thron
sitzend zwei Tänzerinnen zuschaut. Der Rand ist durch Reserven mit Landschaften und
Stilleben gebildet. Aus der Speck von Sternburg-Sammlung, jetzt im Metropolitan-
Museum, New-York. Abbildung im Bulletin of the Metropolitan-Museum of Art. 1909.