Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
452 Glas — Erstes Jahrtausend 
Spiegel!) aus Jadestein sollen schon 645 und 485 v. Chr. mit Bambus- 
täfelehen zusammen in Gräbern gefunden worden sein, aber kamen später ganz 
aus der Mode. Die Einführung der Bronzespiegel, in der Mitte des 4. Jahrhunderts 
v. Chr., haben wir bereits (8. 160) kennen gelernt. Eiserne Spiegel werden in der 
Literatur zuerst um 300 v. Chr. erwähnt, aber später hört jeder Hinweis auf. In der 
Zeit der Liangdynastie (502—556) waren Glasspiegel im Osten bekannt. Plinius 
erwähnt schon Spiegel als Glas von Sidon. Aus dem Westen werden auch die 
Glasspiegel nach. China gelangt sein. 
Schließlich sind die Zellenschmelzarbeiten an dem einzigartigen Spiegel (Abb. 640) 
und-dem Schwerte des Kaisers Shomu (Abb. 340) aus dem 8. Jahrhundert im kaiser- 
lichen Schatzhause in Japan zu erwähnen, da die Emaillearbeiten mit zerstoßener 
Glasmasse hergestellt werden. Als die Glasfabrikation aufhörte, konnte auch wegen 
Materialmangels die Zellenschmelzfabrikation "nicht weiterleben (s. 8. 459). 
  
u b c d 
Abb. 637 Glasgefäße, syrisch oder persisch? a Spucknapf (?) dunkelblau, b Schale mit Scheibenvertiefungen, 
weißliehblau mit zartem, bräunlichem Ton, ec Flasche mit Henkel und Ausguß, weißlichblau mit zartem, 
bräunlichem Ton, d Glas mit Buckeln, dunkelblau, auf silbervergoldetem Fuß, mit Reliefverzierung 
Im Kaiserl. Schatzhause Shosoin, Nara, Japan, 8. Jahrhundert 
(Aus: Toyei Shuko, Bd. III) 
Text s. S. 451 
„Gegen Ende der Tangherrschaft war die Zentralgewalt nicht mehr imstande, 
den inneren Aufständen zu begegnen. Rebellen zerstörten 877 Kanton, die blühende 
Metropole des Überseehandels. Nach arabischen Berichten wurden kostbare Waren- 
lager erbeutet und 120 000 Mohammedaner, Christen, Juden und Perser getötet. 
Damit war der arabische Handel zerstört und China von dem Seeweltverkehr ab- 
geschnitten.“ (Bd.I, S. 193.) 
Diese politisch traurige Zeit scheint auch für die Glasindustrie verhängnisvoll 
seworden zu sein. Die Fabrikation und der Import hörten auf. Die alten Schätze 
dürften schon damals verloren gewesen sein, denn als im 11. Jahrhundert die um- 
fangreichen kaiserlichen Sammlungen angelegt wurden, zählte der große Katalog 
keine Glasarbeiten auf. 
Einen nicht zu unterschätzenden Einfluß dürfte das Aufkommen der Tee- 
zeremonien, für die die feinen Steingutarbeiten und glasierten Töpfereien ausschließ- 
lich zur Anwendung kamen, ausgeübt haben. Letztere entsprachen dem nationalen 
Geschmack der ästhetisierenden Sungzeit. Das Glas kam außer Mode. Seine Fabri- 
kation wurde vergessen. Künstlerisch konnten allerdings selbst die importierten 
Stücke keinen Vergleich mit den besten Töpfereien der Zeit aushalten. 
1) Hirth, Chinese metallic mirrors. With notes on some ancient specimens of the 
Musee Guimet, Paris, Boas Anniversary volume, New-York 1906, S. 208—256.
	        
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