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kommt Kaisergelb von Antimon, im Ton wie
das Gelb des Eies, ein tiefes Blau, ein reiches
Kupfergrün mit Abschattierungen bis zum
graugrünen Seladon, ein leuchtendes „Sang-de-
boeuf‘-Rot, ein zartes Türkisblau und schließ-
lich, Rosa in verschiedenen Tönen vor. Ein klares
Kristallglas ist ihnen dagegen niemals gelungen.
In der kaiserlichen Manufaktur wurden
unter dem Direktor Hu zur Zeit von Kienlung
um 1730 so hervorragende Kunstarbeiten mit
Emaillefarbenauftrag hergestellt, daß
sie als Vorlagen für gewisse Porzellanarbeiten
(Abb. 502) benutzt wurden. Die Technik der
Glasfabrikation bedingte gewisse eigenartige
Nüancen, die wiederum bei dieser speziellen
Porzellanart nachgemacht wurden. In echt
chinesischer Art machte sich Hu unter Be-
nutzung seines Namens in Art eines Wort-
spieles eine Künstlerbezeichnung „Zimmer zum
alten Mond“ (Kuyueh Hsüan) zurecht, die als
Marke unter seinen Glasarbeiten häufig an-
gebracht ist und zugleich die Bezeichnung für
die nachgebildeten Porzellanarbeiten wurde.
Es waren milchglasartige Gefäße mit farbig
aufgemalten Mustern (s. 8.335). Diese Technik
wurde im letzten Jahrhundert nur in sehr roher
Weise geübt. Es gibt Bilder, die sowohl unter
als auch über der Glasfläche gemalt sind.
Etwas feiner sind bis zur Neuzeit kleine
Schnupftabakdosen ausgeführt worden.
Die höchste Vollendung der chinesischen
Glaskunst besteht im Schneiden der über-
einander geflossenen gefärbten Glasmassen.
Wie in der Muschel und im Achat verschiedene
Farbschichten übereinander lagern, so daß
beim Reliefschnitt, in Art der Gemmen,
die untereinander liegenden Farben sichtbar
werden, so haben schon die alten Römer
künstlich gefärbte Glasschichten übereinander
gegossen. Um eine gleiche Wirkung zu er-
zielen, waren in China gefärbte Lackschichten
(Abb. 618) übereinandergelest. Eine ähnliche
Ausführung in Glas wurde in China zu großer
Vollendung gebracht. Das Schleifen und
Schneiden in hartem Stein war seit Jahr-
tausenden in Übung, daher war es nahe-
Abb. 638 Drei Amulette aus farbigem Glas
mit Glücksinschriften in Relief als Nach-
bildung von Geldstücken, 3 em.
British Museum, London
(Aus: Bushell, Chinese art, Bd. II)
liegend, das so viel weichere Material in gleicher Weise zu bearbeiten. Bei
den für den Schliff hergestellten Überfangglasuren in oft sehr lebhaften Farben,
die in moderner Zeit ins Grelle übertragen sind, mußten, im Gegensatz zu den
monochromen Gläsern, die ganzen Flächen mit Muster überzogen werden, um
die Wirkung der unterliegenden Farbschichten zur Geltung zu bringen. Neben
kleinen Vasen und anderen kleinen Utensilien für den Schreibtisch, Hängern,