Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

  
  
  
  
  
  
Import — Fabrikation — Gefäße — Emaillefarben — Schneiden 455 
kommt Kaisergelb von Antimon, im Ton wie 
das Gelb des Eies, ein tiefes Blau, ein reiches 
Kupfergrün mit Abschattierungen bis zum 
graugrünen Seladon, ein leuchtendes „Sang-de- 
boeuf‘-Rot, ein zartes Türkisblau und schließ- 
lich, Rosa in verschiedenen Tönen vor. Ein klares 
Kristallglas ist ihnen dagegen niemals gelungen. 
In der kaiserlichen Manufaktur wurden 
unter dem Direktor Hu zur Zeit von Kienlung 
um 1730 so hervorragende Kunstarbeiten mit 
Emaillefarbenauftrag hergestellt, daß 
sie als Vorlagen für gewisse Porzellanarbeiten 
(Abb. 502) benutzt wurden. Die Technik der 
Glasfabrikation bedingte gewisse eigenartige 
Nüancen, die wiederum bei dieser speziellen 
Porzellanart nachgemacht wurden. In echt 
chinesischer Art machte sich Hu unter Be- 
nutzung seines Namens in Art eines Wort- 
spieles eine Künstlerbezeichnung „Zimmer zum 
alten Mond“ (Kuyueh Hsüan) zurecht, die als 
Marke unter seinen Glasarbeiten häufig an- 
gebracht ist und zugleich die Bezeichnung für 
die nachgebildeten Porzellanarbeiten wurde. 
Es waren milchglasartige Gefäße mit farbig 
aufgemalten Mustern (s. 8.335). Diese Technik 
wurde im letzten Jahrhundert nur in sehr roher 
Weise geübt. Es gibt Bilder, die sowohl unter 
als auch über der Glasfläche gemalt sind. 
Etwas feiner sind bis zur Neuzeit kleine 
Schnupftabakdosen ausgeführt worden. 
Die höchste Vollendung der chinesischen 
Glaskunst besteht im Schneiden der über- 
einander geflossenen gefärbten Glasmassen. 
Wie in der Muschel und im Achat verschiedene 
Farbschichten übereinander lagern, so daß 
beim Reliefschnitt, in Art der Gemmen, 
die untereinander liegenden Farben sichtbar 
werden, so haben schon die alten Römer 
künstlich gefärbte Glasschichten übereinander 
gegossen. Um eine gleiche Wirkung zu er- 
zielen, waren in China gefärbte Lackschichten 
(Abb. 618) übereinandergelest. Eine ähnliche 
Ausführung in Glas wurde in China zu großer 
Vollendung gebracht. Das Schleifen und 
Schneiden in hartem Stein war seit Jahr- 
tausenden in Übung, daher war es nahe- 
  
  
   
Abb. 638 Drei Amulette aus farbigem Glas 
mit Glücksinschriften in Relief als Nach- 
bildung von Geldstücken, 3 em. 
British Museum, London 
(Aus: Bushell, Chinese art, Bd. II) 
liegend, das so viel weichere Material in gleicher Weise zu bearbeiten. Bei 
den für den Schliff hergestellten Überfangglasuren in oft sehr lebhaften Farben, 
die in moderner Zeit ins Grelle übertragen sind, mußten, im Gegensatz zu den 
monochromen Gläsern, die ganzen Flächen mit Muster überzogen werden, um 
die Wirkung der unterliegenden Farbschichten zur Geltung zu bringen. Neben 
kleinen Vasen und anderen kleinen Utensilien für den Schreibtisch, Hängern, 
  
 
	        
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