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Abb. 655 Weihrauchgefäß
in antiker Bronzeform, auf
drei geraden Füßen, mit
aufrechtstehenden Hen-
keln, Deckel mit Knauf
durchbrochen gearbeitet,
vergoldetes Metall mit
antiker Ornamentik in
farbigem Zellenschmelz auf
blauem Grunde, 47 em hoch,
im Art Museum,Springfield,
" Mass., Sammlung G.W.
V. Smith, 18. Jahrhundert
(Originalaufnahme)
Verrenkung des Halses, der Form des Kopfes und der
Ausarbeitung der Flügel das Studium der Natur erkennen.
Aber die Bewegungslinie des Tieres wird nicht in groß-
zügigem Rhythmus erfaßt, sondern die Einzelteile des Ge-
Abb.657 . Bauchige Vase mit
langem Hals, vergoldetes Kupfer
mit Schmetterling- und Streu-
blumenornament in farbigem
Zellenschmelz auf türkisblauem
Grunde, 55 em hoch, im Art
Museum, Springfield, Mass.,
Sammlung G. W.V. Smith,
18. Jahrhundert
(Originalaufnahme)
Glasschmelzen — Zellenschmelz
völlig verloren, der zusaınmengeschrumpfte Kessel wird
von den Nebenteilen erdrückt und der mächtige Knopf
beherrscht die Gesamtform. Im einzelnen aber ist die
Verzierung der farbigen Emaille und die Ausführung
der feuervergoldeten Bronzemontierung in hervor-
ragender Durcharbeitung bewirkt.
Die Verehrung der antiken Kultgeräteformen ver-
anlaßte Nachahmungen (Abb. 654, 655) in der neuen
Technik, aber die Umgestal-
tung geschah im Geiste des
Zeitstiles, der jedes Gefühl für
monumentale, großzügige For-
men verloren hatte. Die glän-
zende Ausarbeitung des klein-
lichen: Details und die hervor-
ragende Technik in liebevoller
Durcharbeitung ist zu bewun-
dern. Stilistisch bedeuten diese
Arbeiten ein Mißverstehen der
alten Formen, die kopiert wer-
den sollten, und das Auf-
kommen eines neuen natura-
listischen Beobachtens.
Bei dem stilisierten Kraniche
(Abb. 654) können wir in der
fieders und Kopfes in natura-
listischer Treue, soweit es die
Technik gestattet, wiederge-
geben und lose aneinander-
gefüst.
In ähnlicher naturalistischer
Auffassung umringelt in un- Abb.656 Schlanke Vase mit
: Si = . . langem Hals, 60 em hoch,
ruhiger Linienführung ein chi- ae
nesischer Drache in leuchtender ee [uno
Goldbronze den blauen Emaille- Wellen in feuervergoldeter
körper einer Vase, deren fast es
überschlanke Form die elegante Mass. Saum 6, W-V; Smith,
Grazie des letzten Jahrhunderts (Originalaufnahme)
bezeichnet (Abb. 656).
In natürlicher Weiterentwicklung dieses nationalen
Stiles werden die bisherigen Flächenmuster des west-
lichen Vorbildes verlassen und naturalistisch be-
lebte Motive anderer Techniken, sogar ganze Ge-
ınälde, nachgebildet. So finden wir (Abb. 657) Schmetter-
linge zwischen Blumen nach Stoffmustern kopiert und
Pflanzenmalereien (Abb. 658) übertragen. Wie auf den
Tonvasen (Abb. 405) ist das alte Motiv (Bd. I,
Taf. II, d) der aus dem Wasser aufsteigenden Blüten