Full text: Die Baukunst. Das Kunstgewerbe: Bronze, Töpferei, Steinarbeiten, Buch- und Kunstdruck, Stoffe, Lack- und Holzarbeiten, Glas, Glasschmelzen, Horn, Schildpatt, Bernstein und Elfenbein (Band 2)

Fundorte — Perlen — Einlagen — Schnitzerei — Figuren 481 
hen Elfenbein 
Im Chouli?) wird die südliche Provinz Kingchou, die ungefähr mit den heutigen 
Provinzen Hunan und Hupei übereinstimmt, beschrieben. Als Handelsprodukte werden 
unter anderem Felle und Elfenbein erwähnt. Im zweiten Jahrtausend v. Chr. sollen 
ı noch Elefantenhorden am Jangtsekiang gehaust haben. Unter dem Kaiser Chöngwang 
ae (1115—1079) kam eine Gesandtschaft aus dem südlichen selbständigen Staate Yüe- 
= chang, die mit anderen Sachen einen Elefanten brachte. Eine alte Legende berichtet, 
daß im 7. Jahrhundert v. Chr. dem Könige von Chu gesagt wird, daß er in seinem 
I Lande Elfenbein habe. 2) Elefanten werden daher in antiker 
= Zeit in den damals noch unabhängigen Südstaaten Chinas 
gehaust haben, aber sie müssen noch in vorchristlicher Zeit 
ausgestorben sein, denn als die südlichen Provinzen seit 
dem 3. Jahrhundert erobert wurden, gab es dort keine 
Dickhäuter mehr. Vielmehr begann der Import vom Süden 
2 und Westen. Schon unter den Geschenken der syrischen 
ol Gesandtschaft von 166 (S. 381) wird Elfenbein aufgeführt, 
und in vielen Tributlisten der folgenden Jahrhunderte 3) 
sind Elefantenzähne angegeben. Später brachten auch 
Araber?) und Europäer das begehrte Material.) 
Eine künstlerische Verarbeitung finden wir ebenfalls 
ılgsıen aus antiker Zeit im Chouli®) erwähnt. Bei Beschreibung 
- der Waffen aus dem ersten Jahrtausend v. Chr. wird 
bemerkt, daß der Führer ein Abzeichen mit Elfenbein- 
verzierung hatte. Die Handtabletten des Hofzeremoniells 
(5. 346) wurden seit der Hanzeit nur noch aus dünnen 
Elfenbeinplatten hergestellt. Angeblich sollen die Befehle a 
: > , . . Abb. 671 Europäer (?) mitVoll- 
des Kaisers auf ihnen niedergeschrieben worden sein. bart.in antikem chinesischem 
Für Kultgefäße oder Gebrauchsgegenstände wurde das Kostüm,Elfenbein geschnitzt, 
e 5 z 5 Bart dunkel gefärbt, auf euro- 
kostbare Material nicht verwendet, sondern es blieb ein päischer Holzmontierung, 
schmückendes Ornament. Besonders geschätzt wurde es nm A non 
für kunstvolle Schnitzereien, da das widerstands- Dan 
fähige, aber leicht zu bearbeitende Material in seinen a ahraundenn 
zarten Tönen von gebleichtem Weiß bis Dunkelgelb- nn 
lichbraun einen eigenen Reiz besitzt. ‚‚Elfenbeinweiß“ 
war eine so geschätzte Farbennüance, daß es später in Porzellan (8. 301) nach- 
gemacht wurde, wobei zu beachten ist, daß mit Vorliebe plastische Figuren so 
hergestellt worden sind. Wir können daraus schließen, daß Elfenbeinschnitzereien 
in Menschen- und Göttergestalt als Vorbild für die Sitte gedient haben. Aus dem 
17. oder 18. Jahrhundert fand ich in München ein kleines Figürchen (Abb. 671), 
das im Stil der gleichzeitigen Bronzen und Porzellane gehalten ist. In China 
selbst haben Elfenbeinschnitzereien niemals die Bronzen und Holzfiguren verdrängen 
können. Sie blieben stets Luxusarbeiten des vornehmen Privathauses. 
  
  
  
  
1) Hirth, The ancient history of China, New-York 1908, 8. 121, 127. — Import 
aus dem Süden s. S. 479 Anm. 1. 
noe °®) Hirth, Ancient history, $. 214. 
3) Vgl. 8. 476, Anm. 1 und 4, 8.477. — Laufer, Amber in Asia, 8. 233. 
ters 4) Hirth, Die Länder des Islam, S. 20, s. 8. 477. 
ee 5) De Bry, 1598, S. 40, Portugiesen brachten Elfenbein, s. S, 454, Anm. 2. 
6) Hirth, Ancient history, S. 164. 
Münsterberg, Chinesische Kunstgeschichte II 31 
 
	        
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