488 Zusammenfassung
Verschiedene Dynastien und Tangzeit
Unter dem Einfluß der heimischen Dichtkunst und Mälerei
entstand eine Blüte des nationalen Kunstgewerbes. Die er-
zählenden Darstellungen wurden zu abgeschlossenen Bildern
und das Ornament zuabgepaßten Flächenmustern komponiert. Die
Landschaft erlangte eine selbständige Bedeutung, und die Men-
schen wurden gerne in gebirgiger Szenerie oder am Wasser dar-
gestellt. Das Stoffgebiet wurde durch die Fabeltiere und Götter
und viele andere Motive der Literatur erweitert, Der Mensch
wurde als Persönlichkeit aufgefaßt und individualisiert. Die
primitive sachliche Darstellung wurde abgelöst durch eine
mehr malerische Ausführung unter besonderer Betonung eines
eleganten, weich gerundeten Linienflusses. Die Linearmalerei
wurde in Stein übertragen, und die mechanischen Abzüge als
Vorbild für den späteren Holzschnitt verwendet.
Die Techniken wurden vervollkommnet und das einfache
Zweckgerät immer mehr zu einem prunkvollen Dekorations-
stück entwickelt. Die Verzierungen erlangten eine stärkere Be-
tonung durch erhöhtes, scharf herausgearbeitetes Relief oder
durch farbigen Schmuck. Köstliche Prunkgeräte eines üppigen
Hofstiles haben sich erhalten. Die Totenbeigaben zeigen
Menschen und Tiere in realistischer Plastik.
Buddhistischer Einfluß. Die Gräko-buddhistische Kunst Nord-
indiens erlangte zur Zeit der allgemeinen Aufnahme der Re-
ligion einen maßgebenden Einfluß. Mit den Götterfiguren
kamen auch neue Verzierungsweisen, wie hellenistische Pflanzen-
) ranken und Blattornamente, nach dem Osten. Aus dem Relief
der Buddhastatue entstand die freistehende Menschenfigur.
Persischer Einfluß. Vom luxuriösen Sassanidenhofe in Persien
kamen mit graziösen Formen für Kannen und Geräte auch neue
Dekorationsmotive. Der König zu Pferde auf der in China
unbekannten Löwenjagd, und der Lebensbaum mit dem Gegenüber
von Tieren oder Menschen weisen deutlich auf persische Vor-
bilder hin, die eine nationalchinesische Umgestaltung im Kostüm,
in der Anwendungsart und im kalligraphischen Schwunge der
Linienführung erhielten. Desgleichen lassen die rein dekorativ
aufgefaßten Pflanzen und Ranken, besonders in ihrer konstruk-
tiven Anordnung in Rosettenform, den westlichen Einfluß deut-
lich erkennen. In Japan erhaltene Stoffe, Lacke und Metall-
arbeiten stehen in ihrer Verzierungsart — allerdings stets mit
östlichen Abweichungen in der Einzelausführung — persischen
Arbeiten näher als den späteren Stilen Chinas.
Mittelasiatischer Einfluß. Eingewanderte Glasbläser lernten
das Schmelzen von Glas und die Herstellung von Glasschmelzen,
aber die Technik wurde nicht heimisch und verfiel. Gläser in
syrischer oder persischer Form blieben ein regelmäßiger
Importartikel.
Fortlaufende Rankenmuster auf Steinreliefs ähneln so sehr
Renaissanceornamenten in Europa, daß ein gemeinsames Ur-
sprungsland im Westen von Asien angenommen werden kann.