64 Grabmonumente
ein Löwenpaar erhalten, das neben den Pfeilern den Eingang flankierte. Auf
mächtigem eckigem Sockel (Abb. 89) stand einst der zähnefletschende Löwe; jetzt
liegt er herabgestürzt daneben. Wir sehen auf dem Sockel nur die abgebrochenen
Pranken und daneben den Körper, dessen Kopf noch ganz vortrefllich erhalten ist.
Im Zusammenhange mit der Erörterung der vielfachen Beziehungen mit der römischen
Kultur (Bd. I, 8. 75) hatte ich bereits auf die auffallende Ähnlichkeit dieses Löwen
mit römischer Art hingewiesen. Jedenfalls haben wir hier ein typisches Stück bester
Hankunst, die von der Darstellung der Löwen auf gleichzeitigen Spiegeln (Bd. I,
Abb. 88 und 89 Oben: Torsäulen aus Stein mit Flachreliefs und In-
sehriften; unten: einer der Steinlöwen und daneben das Postament mit
den abgebrochenen Klauen. Hinter den Säulen Ruinen des Grabmales
der Familie Wu am Fuße des Berges Tzuyunschan, südwestlich von
Chiahsianghsien, Shantung, 147 n. Chr.
(Aus: Tei Sekino, Mortuary shrines of ancient China, Kokka, Heft 227)
Text s. S. 63 und 64
8. 104, Abb. 37, 39) und späteren buddhistischen Kultbildern völlig abweicht. Hier
scheint noch hellenistischer Geist die Form zu beleben.
Auf Steinreliefs, Bronzespiegeln und Töpfereien aus der Hanzeit hatten wir
die chinesische Verarbeitung eines mittelasiatischen Mischstiles kennen gelernt
(Bd. I, 8. 46-67). Besonders auffallend war die sichere Beherrschung der Menschen-
formen auf Steinreliefs, und daneben die Überlieferung erstarrter Typen auf
Töpfereien. Der nach hinten gewendete Bogenschütze war durch den anspringenden
Löwen als Nachahmung westlicher Vorlagen bestimmt. Auf Grabpfeilern (Abb. 90)
finden wir die gleiche Darstellung wieder. Auf anderen Reliefs sind verschiedene
Tiere — außer dem Widderkopf (Abb. 95) — im scharfen Profil dargestellt