Vorwort.
VI
von uns vor einem glänzenden Publikum stehen, ohne
Ahnung von dem heimlichen Lauscher, der an ihren
Gaben theilnimmt, ohne Entree bezahlt zu haben.
Das ist das Telephon.
Wir betreten die Ateliers eines grossen Mode-
geschäftes in einem modernen Babel, in einer der Millionen-
städte unseres Welttheils. — Da klappern und schnurren
im weiten Saale 20, 30, 40 Nähmaschinen ohne Rast
und Ruhe im Dienste der mächtigsten Herrscherin
aller Zeiten, im Dienste der Mode. Ein helles, wohl-
thuendes Licht erfüllt den Raum, lässt alle Farben
wärmer und glänzender, alle Körper voller und pla-
stischer erscheinen. Was aber bewegt diese zahllosen
Räder und Rädchen? Woher stammt das angenehme
und klare Licht in diesen zahlreich auf Candelabern
vertheilten oder zu traubenförmigen Gebilden vereinigt
von der Decke herabhängenden Wunderlämpchen? Wir
sehen weder Riemen noch Räder, weder Kerzen oder
Oelvasen noch Gasrohre, wie sie unserer Meinung nach
von jedem maschinellen Betriebe, von jeder Lichtquelle
untrennbar. Nur ein scheinbar regelloses Netz feiner
Drähte hängt, dem Gewebe einer Riesenspinne ver-
gleichbar, in der Luft. Der Führer bemerkt unseren
fragenden Blick und spricht: »Das ist die elektrische
Kraftübertragung. «
Viele Meilen von hier, im wilden Hochgebirge,
fern von den Sitzen der Industrie hat das Kind des
ewigen Gletschers, der reissende Waldstrom, einen mäch-
tigen Wasserfall gebildet. Kein Lehrbuch der Geographie
wusste um sein Dasein, nur wenigen Waldbewohnern
war er bekannt und selten verirrte sich der Fuss eines