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Ozon. Galvanische Polarisation. Gautherot. 151
Schönbein selbst, ist es im Jahre 1864 schliesslich
ausser Zweifel gesetzt worden, dass man es hier mit
zwei Modificationen des Sauerstoffs zu thun hat, welche
eine grosse chemische und elektrische Wirksamkeit be-
sitzen und durch ihre Vereinigung den sogenannten
gewöhnlichen Sauerstoff constituiren. Eine genügende Er-
klärung über alle diesbezüglichen Vorgänge ist bisher noch
nicht gegeben worden. Das bei der Wasserzersetzung ent-
bundene Antozon vereinigt sich mit Wasser zu Wasser-
stoff-Superoxyd, dessen Auftreten an der negativen Elek-
trode zuerst 1853 durch Meidinger nachgewiesen wurde.)
Auf der Volumsverminderung, welche bei der Bildung des
Ozons und des Wasserstoff-Superoxydes stattfindet, beruht
die von Faraday gemachte Wahrnehmung. Die Ozono-
metrie oder Bestimmung des Ozongehaltes der Luft hat für
die Meteorologie eine gewisse Bedeutung erlangt, da die
chemischen und organischen Vorgänge auf der Erdober-
fläche durch denselben in hohem Masse beeinflusst werden.
99. Christian Friedrich Schönbein, Professor in
Basel, geboren 18. October 1799, gestorben 29. August
1868, klärte auch das Wesen einer Erscheinung auf,
deren erste fragmentarische Beobachtung bis auf das
Jahr 1802 zurückgeht. Gautherot bemerkte nämlich,
dass zwei Gold- oder Platindrähte, welche durch einige
Zeit mit einer galvanischen Kette in Verbindung gewesen
waren, auf der Zunge die galvanischen Geschmacks-
empfindungen erregten, wenn ihre beiden Enden mit-
einander berührt wurden.?) Dieselbe Wahrnehmung wurde
bald nachher von Ritter gemacht, welcher darauf
die Construction einer sogenannten Ladungssäule grün-
1) Ann. d. Chem. u. Pharm., Bd. 88, 1853. — ?) Histoire du
Galvanisme, Bd. 1, S. 209.