Full text: Hülfswissenschaften zur Baukunde (Abtheilung 1, Band 1)

  
1066 Die Lichtpaus-Verfahren. 
Lichts geschützten Stellen (die unter der Zeichnung liegenden) unverändert 
Eisenoxyd — bleiben. Nun sind die hier in Betracht kommenden Eisenoxydul- 
Salze (oxalsaure, zitronensaure, weinsaure etc.) in Wasser unlöslich und bilden 
gleichzeitig mit rothem Blutlaugensalz den schönen intensiven blauen Nieder- 
schlag des Turnbullsblau; hingegen ist das Eisenoxyd-Salz in Wasser lös- 
lich und ereiebt mit dem rothen Blutlaugensalz keinen Niederschlag. Darnach 
muss beim Belichten unter einer positiven Zeichnung und demnächstigen Aus- 
waschen eine Kopie in weisser Zeichnung auf blauem Grunde entstehen. 
Man kann auch, nach dem Vorgange Herschels, bei diesem Kopir-Verfahren 
die Entwickelungs- oder Färbungs-Flüssigkeit des Ferrid-Cyankaliums schon s0- 
gleich mit der Eisenoxyd-Lösung gemischt auf das Papier bringen und 
es findet dann der Niederschlag des Turnbullsblau schon während der Belichtung, 
und entsprechend dem Fortschreiten der Reduktion des Eisenoxyd-Salzes zu Kisen- 
oxydul-Salz, statt. Es sind dann die Kopien nach der Belichtung zur Entwicklung 
und Fixirung der weissen Linien nur noch mehrere mal in reinem klaren Wasser 
auszuwaschen um sodann als fertig oetrocknet zu werden. Das Uyanotyp- 
Verfahren in dieser speziellen Art und Weise ausgeführt, ist dasjenige, 
welches seit 1867*) in Frankreich und England in Anwendung steht, später auch 
Einsane in Deutschland gefunden hat. Selbstverständlich erhält man nach dem- 
selben bei Benutzung eines - nach ireend einem Verfahren hergestellten 
Nevativs ein Positiv: blaue Zeichnung 
Mit oxalsauren Eisenoxyd-Salzen haben vornehmlich: Halleur 1553, Phyp- 
son 1861. Dr. Zöller 1860, Dr. Schwarz 1863, Dr. Vogel 1376 und Willis 
auf weissem Grunde. 
Versuche angestellt. 
Alle Lösungen mit Ferrid-Oxalaten sind sehr lichtempfindlich, liefern aber nie 
ein sensibilisirtes Papier von einiger Haltbarkeit, so dass es unmöglich ist, solches 
Papier auf längere Zeit im voraus zu präpariren; man muss die Präparırung immer 
stets kurz vor dem Gebrauche ausführen. 
Lösungen zur Selbstausführung der Präparirung lichtempfind- 
lichen Eisenpapiers**) sind später in den Handel gebracht von: 
1. H. Dolmetsch, Baumeister in Stuttgart, 1875—76. Das mit der Dol- 
metsch’schen Lösung präparirte Papier war nur wenige Tage haltbar. Dolmetsch 
empfahl seine Lösung auch zum Präpariren von ungeleimtem (K upferdruck-) 
Papier; von demselben wird die Lösung vollständig aufgesaugt und so bei der 
Belichtung die allerdings länger genommen werden muss ein intensiv 
deckendes blaues Negativ erzielt, nach welchem man wieder Positive blau auf 
weiss — kopiren kann. Diese negativen Kopien lassen sich aber, der leichten Zer- 
reissbarkeit des ungeleimten Papieres wegen, besonders bei grossen Blättern nur 
sehr schwierig, kaum durchführbar, behandeln. 
2. Kuno Mair in München, 1875 (System Beaurain). Das präparirte Papier 
war noch weniger haltbar, als das mit Dolmetsch’scher Lösung präparirte. 
3, Romain Talbot in Berlin, 1876. Die Lösung war zusammen gesetzt und 
geliefert von Prof. Dr. Vogel. Das präparirte Papier war nur wenige Stunden 
in maximo 4 Std. haltbar, lieferte kein reines weiss und nur ein leichtes 
blau. Auch zersetzt sich die Lösung selbst bei Aufbewahrung im Dunkeln. 
Haltbar präparirte Papiere haben angefertigt und in den Handel gebracht: 
l. Zuerst Marion fils & Gery in Paris, 1863 die sogen. „Papiers au 
Ferro- Prussiate,“ i | 
2. Marion & Co. in London. 
. Oskar Kramer in Wien, 1876. Diese Papiere wurden nach dem Verfahren 
des Ingenieurs W. Seyfert und unter dessen Leitung hergestellt, später nach dem 
Verfahren des Ingenieurs v. Itterheim in Winterthur (jetzt in Wien). 
4. Ingenieur J.Kolk in Berlin, 1876, welcher bereits 1866/67 Cyanotypien fertigte. 
5. A. Messerli in Zürich, 1876. 
Nach dem Prinzip des Sir John Herschel’s 
  
  
ı Cyanotyp-Verfahrens (mit ceitronensauren 
Eisenoxyd-Ammoniak) erzeugte Lichtpausen iı \ ı Linien auf blauen 
      
dem Namen Photocalques im Jahre 1867 zu uf Pariser Weltauss Ing 
**) Hier se rleich hinzu gefügt, dass man im Durchschnitt zum Präpariren von Pap 
pro 1 qdem 0,3—0,4 em Lösung, d. i. pro 1am 30—40ccem rechnen kann, dass 1 sung zum 
25 —35 an Papier ausre 
    
   
   
   
  
    
   
  
  
  
  
  
    
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
   
  
    
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
    
  
   
   
   
  
  
   
   
  
    
  
  
  
  
  
   
    
   
   
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