1068 Die Lichtpaus- Verfahren.
auch in Anwendnng gebracht worden war, erhielt doch 1880, weil Niemand Ein-
spruch erhob, Golas in Neuilly ein deutsches Reichs-Patent auf ein Rezept zu
einer Präparir-Lösung und deren Anwendung, die durchaus dem Poitevin’schen
Prinzip entspricht.*) Seit dem 30. Nov. 1832 ist jedoch dies Patent wieder gelöscht
und das Verfahren zu Jedermanns Benutzung frei.
Es haben dann Ingenieur A. Bertsch in Gundershofen i. Elsass 1881, und Ingen.
J. Kolk in Berlin 1884 die Präparation dieses Tintenbilder-Papiers noch wesentlich
verbessert und beide ein einigermaassen haltbar präparirtes Papier zu dem
Verfahren in den Handel gebracht**).
Die Chrom-Photographie (Verfahren mit Chromsalzen) entwickelte sich
wie folet: Im Jahre der Entdeckung der Daguerreotypie (1839) beobachtete
MungeoPonton, dass Chromsäure und ihre Salze in Berührung mit organischen
Stoffen, Papier, Holz ete. lichtempfindlich seien, und dass die belichteten Stellen
unlöslich werden. dahingegen die unbelichteten löslich bleiben, entsprechend dem
chemischen Vorgange, dass bei der Belichtune die Chromsäure zu braunem
Chromsuperoxyd und endlich, bei langer Belichtung, zu grünem Chromoxyd
reduzirt wird.
Ferner fand der Erfinder der Silberpapier-Photographie Fox Talbot 1852,
dass Chromoxyd den Leim (Gelatine) verbe und ihn dann unlöslich in heissem
Wasser mache. Er wandte daher eine Leimlösung versetzt mit doppelt-chrom-
sanrem Kali (Chrom-Leimlösung) an, überzog eine Stahlplatte mit diese: Lösung,
liess dieselbe im Dunkeln trocknen, belichtete sie unter einer Zeichnung, löste die
unbelichteten Theile dann in warmem Wasser Tort und erhielt so ein Bild in
nacktem Metall auf mit unlöslicher Leimschicht bräunlich überdecktem Grunde
Er ätzte die frei liegenden Stellen des Metalls mit Säure tief, druckte in deı
Kupferdruck-Presse und erzielte auf solche Weise Stahldrucke, ähnlich den
Stahlstichen.
Die vorstehend angeführten zwei hoch wiehtiven Beobachtungen wurden von
andern Experimentatoren, z. B. Hunt, Halleur, Pretsch, Swan, Woodbury,
Albert. Willis und vielen andern erfasst, weiter verfolet und sind so zu ver-
schiedenen heute sehr wichtigen Druckverfahren entwickelt worden, z. B. dem
Lichtdruck oder der Alberty pie, der Photolithographie, dem Piement
oder Kohledruck, der Photogravure, dem Woodbury- oder Relief-
druck ete.***), ferner aber auch zu einigen vorzüglichen Lichtpaus-Verfahren, als
dem 1865 +) von Willis erfundenen „A nilindruck“, der von Dr. Sobacchi 1879
beschriebenen und von Pizzigehelli ausgeübten und benannten „Anthrakot) pie“,
der „Negrographie“ von v. Itterheim und einigen andern untergeordneten
Verfahren. worüber (wie ebenso über die Verfahren mit Uransalzen, deren Be
sründer Burnett, 1840, ist) an späterer Stelle gehandelt wird.
Schliesslich ist hier noch des Verfahrens mit Platinsalzen, der „Platinotypie'
zu eedenken, welche von William Willis jun. inBromley erfunden und deren
Ausübung demselben im Juni 1573 für Eneland. Frankreich und Belgien patentirt
worden ist. Der Erfinder brachte 1578 den ersten und 1880 den zweiten Veı
besserungs-Nachtrag bei den Patentämtern ein. Dies patentirte Verfahren ward
streng? eeheim cehalten, aber seit einigen Jahren von . der Platinotype vom
pagnie in London dem Publikum gegen eine jährliche Lizenzgebühr von ca. 40 M
zur Ausübung überlassen. Zu Anfang 1552 reichten indess Josef Pizzighelli und
Arth. Baron Hübl (k. k. Hauptleute der Genie- u. Artillerie-Waffe) der Photo
graphischen Gesellschaft in Wien eine theoretisch - praktische Abhandlung übeı
Platinotypie ein, welche nach stattgefundener Prüfung mit der Voigtländer-Medaille
in Gold prämiütrt, darauf von der Photoer. Geseslischaft in Druck eeleet und zum
300% dest. Wasser, 10 g Gelatine, 20cm Eisenchlorid in Syrups Konsistenz, 108 Weiı
und 10 £ schwefelsaures Eisenoxyd.
Man verel.: 1. Deutsche Bauzeitg., Jahrg. 1884, 8. 406 — 407 2%. Photogr. Woche:
Dr. F. Stolze, Jahrg. 1884, S. 413—415 und 417
Vergl. auch S. 1058
Man vergl. über den Anilindruck ausführliche ınd zutreffende Mittheilungen an folger
Ste en: Deutsche Bauzeitung 1878 8. 20% I) 1879 S. 29 ) )] Photoer. N ı
A. Moll, Jahrg. 1878, S. 85—88 Photoer. Wochenblatt von Dr. F. S Jahrg. 1879, S. 18
Jahrg. 1884, S. 413 415 und 417.
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