Full text: Hülfswissenschaften zur Baukunde (Abtheilung 1, Band 1)

  
  
  
  
  
   
   
   
    
    
  
   
  
  
  
   
  
    
  
   
  
   
  
     
   
  
    
   
    
   
   
  
    
  
    
    
  
  
    
   
  
  
  
  
   
   
  
    
  
  
   
  
     
   
  
  
  
   
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Allgemeines. 
Theil Il.: Wetter-Vorausbestimmungen: Prognosen. 
Bearbeitet von Möller, Regier.- Baumeister in Hamburg. 
I. Allgemeines. 
Die Bestrebungen, das kommende Wetter im voraus zu erkennen, sind sehr 
alt, und die Erfahrungen auf diesem Gebiete sind nicht unbedeutend. Doch gehören 
tiefer eehende Bemühungen, die Witterungs-Erscheinungen auf ihre 
Ursachen zurück zu führen und in ihrer Gesammtheit und wechselweisen 
Abhängigkeit, also gleichzeitig an vielen Orten eines grossen Länder-Komplexes zu 
erkennen, ganz der Neuzeit an. Die Alten verstanden nicht durch kunstfertige 
Statistik das geistire Auge zu schärfen ‚und für Unterschiede empfänglich zu 
machen: es fehlte auch an einem Austausch der Ansichten, und es entwickelte sich 
kein Wissen. welches Gemeingut jedes Lernenden hätte werden können. Die ver- 
schiedenen Beobachter eieneten sich nur persönliche Fertigkeiten im Erkennen 
des jeweiligen Witterungs-Charakters an, die mit den Personen selbst wieder zu 
Grab getragen wurden. 
Erst mit dem nicht weit zurück liegenden Zeitpunkte, wo die Wissenschaft 
sich der Wetter-Beobachtungen annahm, wurden die Kenntnisse und Erfahrungen 
intensiv und extensiv gefördert. Man beschäftigte sich zunächst mit solchen Er- 
scheinuneen und Voreängen, welche am fruchtbringendsten erschienen. Es wurden 
die Beziehuneen zwischen Wind-Richtung und -Stärke, Bewölkungs-Grad, Nieder- 
schläeen und Luftdruck - Vertheilung geprüft. Man fand, dass an Orten relativ 
niedrieen Luftdrucks sogen. schlechtes Wetter sich zeigte, während im Umkreise, 
und zumal an Orten des höchsten Luftdrucks besseres, zuweilen wolkenloses 
Wetter auftrat. Ferner erkannte man, dass die Gebilde niedern Drucks, welche 
man „Depressionen“ nannte, ihren Ort schnell wechseln, und gewisse Zugstrassen 
verfolgen, dass aber die Gebilde hohen Drucks weniger beweglich sind. Es ergab 
sich, dass man mit einiger Sicherheit aus dem Auftauchen einer schlechtes Wetter 
verkündenden Depression über Nord-England für 1 bis 2 Tage die Witterung von 
Nordwest und Zentral-Europa bestimmen könne. 
Man eine nun in den Untersuchungen weiter, gewann ein Bild von den Vor- 
sängen in den untern Schichten der Atmosph., und suchte gleichfalls in grössern 
Züeen die sichtbaren Erscheinungen für die höhern Luftschichten zu verfolgen. 
Die teleeraph. Mittheilungen über die Elemente des Witterungs-Zustandes von den 
Stationen eines halben Welttheils an eine Zentralstelle gesendet, genügten, um 
mit etwa 80°/, Sicherheit, das Wetter für ein beschränktes Gebiet, z. B. ein einzelnes 
Land auf 30-40 Stunden im voraus angeben zu können, wobei selbstredend die 
Ankündigungen für die verschiedenen Theile des Landes verschieden lauten müssen, 
je nachdem sogen. „Wetterscheiden“ sich bilden. Diesem Erfolge und dem Wunsche 
praktischer Verwerthung desselben wird die Gründung „Meteorologischer Institute“ 
für ausübende Wetterkunde verdankt. 
In Deutschland bildet die als Reichs-Institut‘ in Hamburg errichtete „Deutsche 
Seewarte“ die Zentralstelle für Wetterkunde. Die dazu hier eingehenden Sammel- 
Telesramme werden zusammen gestellt und nach Gruppen an die: Wetterwarten 
und Zeitunsen des Binnenlandes befördert. Die Depeschen der kontinentalen 
nicht der entferntesten Stationen laufen bei der Seewarte Mitte Vormittag 
ein, diejenigen von England etwas später; es findet sofort die Weiter-Beförderung 
statt, so dass z. B. in Berlin schon um Uhr Nachm. ein ganzes Sammel- 
Telesramm mit erläuterndem Text über die Bewegung der Depressionen u. 8. W. 
einzutreffen pflegt. 
Die heutive ausübende Meteorologie verfolgt die Verschiebung der 
Witterungs-Verhältnisse, und bemüht sich durch Statistik die wahrscheinlichsten 
„Wetterbahnen“ fest zu legen, dieselben zu gliedern und durch feinere Unter- 
scheidungen aus veränderten allgemeinen Wetterlagen auch entsprechend ver- 
schiedene Resultate abzuleiten. Um diese Leistungen zu verwirklichen bedürfen 
die meteorologischen Zentral-Stationen eines gut auseebildeten Netzes von Einzel- 
Beobachtunes- Stationen, zumal gegen Westen hin, ferner auscedehnter telegr. Ver- 
ort. weil die Wetterbahnen vorzugsweise ihre Richtung von W. nach 
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