Full text: Hülfswissenschaften zur Baukunde (Abtheilung 1, Band 1)

  
  
  
  
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900 Elektrizität und Magnetismus. 
System Gleichgew. vorhanden ist. Derselbe Vorgang findet natürlich statt, wenn 
einer oder mehrere der Kondukt. des Systems vor der Verbindung mit den geladenen 
Kondukt. ohne Ladung waren. 
Wird ein Kondukt. mit der Erdoberfläche in Verbindung gesetzt, so setzt sich 
die Elektriz. auf der Oberfläche dieses so gebildeten Systems zweier Kondukt., von 
denen einer die Erde ist, ins Gleichgew. Da die Erdoberfläche als unendlich gross 
gegen die in praxi vorkommenden Dimensionen von Kondukt. angesehen werden 
kann. verschwindet durch diesen Vorgang die Ladung: der: Kondukt. wird entladen. 
In einem elektr. Felde wirkt in jedem Punkte die Kraftresultante derart, dass 
sie die + Elektriz. in ihrer Richtung, die — Elektriz. in entgegen gesetzter 
Richtung zu bewegen strebt. Ist der Raum von einem Nichtleiter erfüllt, so kann 
diese Bewegung nicht vor sich gehen; bringt man aber in einen Theil des Raumes 
einen Kondukt., während der übrige Raum mit einem Dielektrikum erfüllt ist, so 
geht diese Bewegung innerhalb des Kondukt. vor sich, und es wird auf einem 
Theil der Oberfläche desselben + Elektriz., auf einem andern Theil der Ober- 
fläche — KElektriz. angesammelt. Man nennt den Vorgang Erregung der 
Flektriz. durch Influenz oder Vertheilung. Die angezogene Elektriz. nennt 
man — nach Ries — Influenz-Elektriz. der 1. Art, die abgestossene 
Influenz-Elektriz. der 2. Art. 
Befindet sich der den Influenz-Wirkungen ausgesetzte Kondukt. in leitender 
Verbindung mit der Erde, so verschwindet die abgestossene Elektriz.. Wird 
hiernach die Verbindung mit der Erde unterbrochen und der influenzirende Kondukt. 
entfernt, so erhält man die angezogene Elektriz. auf dem influenzirten Kondukt. 
als freie Ladung. 
Das elektr. Asens übt, wie schon erwähnt,. keine Kraftwirkung aul die 
ponderabeln Moleküle des Körpers aus. Wenn dennoch ursprünglich unelektr. 
Körper von elektrisirten Körpern angezogen werden, so ist die voraus gegangen« 
Erregung von Elektriz. durch Vertheilune die Ursache dieser Erscheinung. 
Die Elektrisirung eines Körpers durch direkte Mittheilung oder durch Ver- 
theilung setzt das Vorhandensein freier Elektriz. überhaupt voraus. Freie Elektriz. 
kann aber noch durch andere Vorgänge erhalten werden. Die Erzeugung freier 
Rlektriz. beruht stets auf der Trennung gleicher Quantitäten posit und negat 
Agens aus den einzelnen Raumelem. irgend einer Substanz. Da es sich hierbei 
darum handelt, posit. und negat. Agens unter Ueberwindung ihrer gegenseitigen 
Anziehung zu verschieben, ist zur Elektriz. Erregung em Arbeitsaufwand nöthig 
Die Erzeugung statischer Elektriz. kann dureh folsende Vorgänge stattfinden 
1. Durch gegenseitige Reibung zweier v erschiedenen Substanzen 
an einander, wobei der eine Körper posit., der andere negat. elektr. wird. Voı 
den in der nachstehenden von Ganot angegebenen Reihe aufgeführten 
Substanzen wird jede vorauf gehende + elektr., wenn sie mit einer der nach 
folgenden gerieben wird: Katzenfell. Glas, Elfenbein, Seide, Bergkristall, die 
Hand, Holz, Schwefel, Flanell, Baumwolle, Schellack, Kautschuk, Harz, Gutta 
percha, Metalle, Schiessbaumwolle. 
Das anzegebene Verhalten ist indessen ganz sicher nur bei Körpern, welch« 
in der Reihe weit aus einander stehen. Bei den sich näher stehenden kann unteı 
Umständen eine Umkehrung der angegebenen Elektrisirune stattfinden, in Folge 
zufälliger Beimengungen, oder der jedesmaligen Oberflächen-Beschaffenheit, odeı 
von Temperatur-Einflüssen. 
Man nennt Körper, welche durch Reiben elektr. werden, idio-elektr. Körpeı 
diejenigen, welche diese Eigenschaft nicht haben, an-elektr. Körper. 
3. Dureh Berührung verschiedener Metalle und einiger Nicht 
Metalle. (Volta’scher Fundamental-Versuch.) Bei der Berührung wird ein 
Metall +, das andere — elektr. In der nachstehenden — von Volta aufgestellten 
Reihe wird jedes vorauf gehende in Berührung mit einem der foleenden Metall« 
I elektr.: + Zink, Blei, Zinn, Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Kohle, Graphit, 
Braunstein. 
Die Erscheinung scheint im Widerspruche mit dem Prinzip von der Erhaltung 
der Energie zu stehen; die Erklärung derselben macht daher Schwierigkeiten. Es 
ist wohl wahrscheinlich, dass dabei schwer nachweisbare chemische Aktionen ins 
Spiel treten.
	        
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