Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
  
  
  
  
  
96 Darstellung des Eisens. 
massgebend. Um den Zusatz grosser Roheisenmengen zu ermöglichen, hat man 
neuerdings versucht, Wind in das flüssige Metallbad einzublasen!), 
In der Regel wird das am leichtesten schmelzbare Roheisen zuerst ein- 
gesetzt, geschmolzen und stark überhitzt. Dann werden nach und nach die 
Schmiedeisen-Stücke, Schrott u. dgl. in kleinen Mengen dem Roheisenbade, in 
welchen sie sich auflösen, hinzu gefügt. 
Etwaige Erzstücke müssen ganz zuletzt und ebenfalls nach und nach bei- 
gegeben werden, damit das Bad nicht zu sehr abgekühlt und ein heftiges Kochen 
desselben vermieden werde. Um das Auflösen der Zusätze und die gleichmässige 
Mischung zu befördern, wird das Bad mit eisernen Stangen umgerührt. Die 
Temp. des Bades wird unterdessen durch angemessene Regelung der Gas- und 
Luftzufuhr mehr und mehr gesteigert, bis sie gegen Ende des Verfahrens so 
hoch geworden ist, dass der Haken schon nach kurzem Durchrühren vorne 
abschmilzt. 
Hat man sich nun durch Probenahmen (vergl. weiterhin) von der ge- 
wünschten Beschaffenheit des Flussmetalls überzeugt, und ist das Bad vollkommen 
dünnflüssig geworden, so erfolgt, unter starkem Rühren, durch Zusatz von vorher 
erhitztem Eisenmangan oder Spiegeleisen, zuweilen auch von Siliecium-Eisen 
(S. 71) die Desoxydirung und Kohlung. Damit ist das Verfahren beendet; 
der Abstich kann erfolgen uud zu diesem Behufe wird das Luftventil etwas 
geschlossen, damit die Flamme weniger oxydirend wirkt und das Stich- 
loch geöffnet. Gewöhnlich — bei Formguss regelmässig — lässt man das 
Flussmetall in eine Sammelpfanne laufen, von welcher aus die Gussformen 
gespeist werden. 
Die Dauer eines Satzes einschliesslich aller Neben- und Ausbesserungs- 
Arbeiten pflegt 8—10 Std. zu betragen, so dass binnen 24 Stunden etwa 2—3 Sätze 
gemacht werden können. Abbrand 6—9%, bei Erzzusatz kleiner. Wenn man 
den Eisengehalt des Erzes nicht mit in Rechnung zieht, kann man sogar mehr 
Metall ausbringen als das Gewicht des Satzes betrug. Brennstoff-Verbrauch 
unter sehr günstigen Verhältnissen 0,4 t Steinkohle, gewöhnlich 0,6—0,8t auf 1 t 
Martin-Eisen. Martin-Schlacken werden vielerortsder Hochofen-Möllerung zugesetzt. 
Bei basischer Ausfütteruug des Ofens stellen sich die Betriebs-Ergebnisse 
ungünstiger, hauptsächlich weil viel Kalkzuschlag erforderlich ist und grössere 
Ausbesserungs-Arbeiten nöthig werden. Das basische Verfahren hat in Flamm- 
öfen aus dem Grunde nur in vereinzelten Fällen Anwendung gefunden z. B. 
in Creuzot und Alexandrowsky?), weil die Rohstoffe des Einsatzes in der Regel 
wenig phosphorhaltig sind und weil die Entphosphorung in der Bessemer-Birne 
vortheilhafter ist. Trotzdem kann dem basischen Flammofen-Verfahren noch 
eine Zukunft bevor stehen, besonders wenn es sich um die Erzeugung von sehr 
weichem Flusseisen von grosser Reinheit und um Verarbeitung von viel Schrott 
und gewissen Sorten von phosphorhaltigem Roheisen handelt). 
Bei der chemischen Untersuchung des Martin-Verfahrens beschränkt man 
sich in der Regel auf die Analyse des Einsatzes und des fertigen Eisens. Als 
Beispiel geben wir nachstehend die nach Kollmann’s*) Untersuchungen an- 
gefertigte Tabelle über Darstellung von Martineisen auf der Gutehoffnungs-Hütte 
Chemische Zusammensetzung. 
  
  
  
  
  
  
GES ER PER ARNE n, 
Der Dina. . . Se 200.2... 0490, GAR] 6000 008 
Nach 7—3 Std. bei höchster Temp. des Bades . . 0,06 0,15 0,09. | 0,02... |: Spur 
Nach Zusatz von 0,3 t Mectaerz . : 2:2... 2.1005 | Spur | 0,09 | 0,02 
  
  
Nach Zusatz von 70 kg Eisen - Mangan mit 60 %u | 
Mangan enthalten die gegossenen Blöke . . . 0,10 | Spur | 0,09 |. 0,02 
ERSCHIENEN Il | | 
1) Würtemberger’s Verfahren. D. R.-P. No. 13 679. 
2) Ueber das Martin-Stahlwerk zu Alexandrowsky bei Petersburg. Vergl. Stahl und Eisen 
1382, 8. 478, 599 u. 1883, S. 184. 
3) Gillott. Der basische Herdschmelz-Prozess. Stahl u. Eisen 1885. 
4) Dr. Kollmann. Die Eigenschaften, Darstellung und Verwendung des Flusseisens. 
Zeitschr. des Ver. z. Beförderg. des Gewerbefl. 1880, S. 211. 
0,37 
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