Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

Flusseisen-Erzeugung. 21 
zu Oberhausen. Der Einsatz von 5t bestand aus 0,4t grauem Roheisen, 3 t Fluss- 
eisen-Blockenden, 1 Flusseisenblech- Abfällen, 0,6 t Schw eisseisenblech- Abfällen. 
e. Probennehmen beim Bessemern und Martiniren. 
Obwohl der Verlauf eines Satzes beim Bessemern nach dem Aussehen der 
Flamme unter Anwendung des Spektroskops genau verfolgt werden kann, so 
pflegt man doch ausserdem vor beendigter E ntkohlung durch Pr obir ender Flussmasse 
und der Schlacke von der Beschaffenheit des E rzeugnisses Kenntniss zu nehmen. 
1. Beim sauren Verfahren taucht man häufig eine kalte Eisenstange tief 
in das Metallbad ein und zieht sie bald wieder heraus. Dann haftet an der 
Stange eine Schlackenkruste, in welcher sich auch kleine Eisen-Kügelchen vor- 
finden. Nachdem man die Stange in Wasser getaucht, die Schlacke mit einem 
Hammer abgeschlagen, zerklopft und die E isenkügelchen aus ihr abgesondert 
hat, kann man nach dem Aussehen der Schlacke und ferner aus dem Ver halten der 
Eisen- Kügelchen auf dem Amboss unter einem Hammer sich die gewünschte 
Kenntniss verschaffen. 
Mit abnehmendem Kohlenstoffgehalt des Eisens nimmt der Eisengehalt 
der Schlacke zu; diese wird dann schwärzer und blasiger, während sie bei 
geringerem FEisengehalt zwar an der Oberfläche ebenfalls schwärzlich 
aussieht, jedoch, wegen des reichlicheren Mangangehalts, olivengrünen bis grau- 
grünen Br uch zeigt. Die Güte des Eisens muss man nach dem Widerstande 
schätzen, welchen die Kügelchen dem Hämmern entgegen setzen. Kohlenstoff- 
ärmeres Eisen lässt sich leicht und ohne Kantenrisse zu bekommen, platt 
schlagen, während härtere Sorten reissen 
Die sicherste Kenntniss von der Beschaffenheit des Erzeugnisses erlangt 
man durch Schmieden eines besonderen Probeblocks oder eines Blockstückes 
(vergl. Sehmiedeprobe unter D). Beim sauren Verfahren wird die ee 
häufie nicht vorgenommen, dagegen regelmässig beim basischen Verfahren 
hier giesst man vor dem Spiegeleisen- Zusatz, während des Ablassens der an 
Phosphors äure reichen Schlacke, einen kleinen” Probeblock. Diese mit Schlacke 
gemischte Probe erhält unter ‘dem Hammer ein sehniges Gefüge; bei reinem 
Eisen erscheint der Bruch seidenartig, während phosphorhaltiges Eisen kristal- 
linisch bleibt. Nach dem Verhalten des Eisens beim Brechen und dem Aus- 
sehen der Bruchfläche — glänzende Streifen deuten auf Vorhandensein von 
Phosphor — wird man demnach zu beurtheilen haben, ob die Entphosphorung 
weit genug vorgeschritten oder ein fortgesetztes Nachblasen erforderlich ist !). 
2. Das Martin- Verfahren hat den besondern Vorzug, dass es öftere 
Probenahmen gestattet und demnach auch schon aus diesem Grunde die sichere 
Erzeugung eines Eisens von genau vorgeschriebener Beschaffenheit ermöglicht. 
Vor Entnahme einer Probe ist es ratlısam, das Bad mıt einer Krücke durch- 
zurühren, weil der Kohlenstoff-Gehalt in den verschiedenen Tiefen des Bades 
wechselt. Auf österr. Werken wird z. B. die mittels eines kleinen Schöpf- 
löffels entnommene Probe in eine runde Form gegossen, der erhaltene Kuchen 
unter dem Dampfhammer zu einem Stabe von 3—5mm Dicke verarbeitet und 
noch bei Gelbwärme in Wasser gehärte. Aus der Biegungsfähigkeit des 
Stabes schliesst man auf den Härtegr ad des Bades. In England lässt man 
die Schöpfprobe erkalten, biegt sie bis zum Bruche und schätzt den Kohlenstoff- 
gehalt usw. des Erzeugnisses nach dem Bruch-Aussehen, ob mehr Sehne als 
Korn, grobkörnig oder feinkörnie usw. In Frankreich werden meist ziemlich 
grosse "Proben entnommen, zu Vierkantstäben gehämmert, gehärtet und gebogen. 
In Deutschland, wie auch in Schweden nimmt man Proben, wie beim 
Bessemern und auch Schöpfproben. Eine Ausnahme macht man bei Krupp, wo 
ein Probeblock von 100 x 400mm gegossen, erhitzt und unter dem Dampf- 
hammer bis auf einen Querschnitt von genau 39,2 mm im Quadrat verarbeitet 
wird. Ein 200 mm langes Stück dieser Probestange wird rein gefeilt, mit Vor- 
sicht im Ofen auf Gelbhitze gebracht, in Oel gehärtet und alsdann zerbrochen. 
1) E ine besondere chemische Kontrolle, die sich für das Thomas- und Martin-Verfahren 
empfiehlt und die es gestattet, in der Zeit von nur !/a Stunde den Phosphorgehalt auf 0,01 9, 
genau zu bestimmen, hat We ding angegeben. Stahl u. Eisen, 1897, 8. 118. 
11. T 
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