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Flusseisen-Erzeugung.
h. das Giessen und die weitere Behandlung der Rohblöcke.
1. Die gebräuchlichen Anordnungen der mit Wasserdruck betriebenen Giess-
krahne, die entweder als Drehkrahne, Fig. 91, 110, eingerichtet sind, oder sich als
Rollkrahne, Fig. 105, 106, auf Schienen bewegen, sind im Vorstehenden schon
erläutert).
Die aus Eisenblech hergestellte Giesspfanne, Fig. 113, 114 wird mit feuer-
fester Masse ausgestrichen, sorgfältig getrocknet und endlich in umgestülpter
Lage durch ein Koks- oder Gasfeuer bis zur beginnenden Rothgluth erhitzt.
Die Entleerung erfolgt durch eine Bodenöffnung e in der Nähe der Pfannen-
wand, zu welchem Ende der Zapfen z mit Hilfe eines Hebelwerks gelüftet wird.
Dıe gusseisernen oder gussstählernen Formen für Rohblöcke f — coquillen
— werden beim Giessen meist so aufgestellt, dass die Blockaxe senkrecht zu
stehen kommt und derartig gestaltet, dass der fertige Block wie eine abgestumpfte
Pyramide mit abgerundeten Kanten erscheint. Die grössere Endfläche der
Pyramide liegt oben, damit das Ausheben der Blöcke leicht von Statten geht.
Das Verhältniss der Blocklänge zur Blockstärke hängt nicht allein von der
Art seiner späteren Verarbeitung durch Schmieden oder
Walzen ab, sondern auch von der Rücksicht, welche
man auf Erzielung eines diehten Gusses nehmen muss.
Meistens pflegt das Verhältniss etwa 3:1 zu sein, wo-
bei die Länge entsprechend grösser zu wählen ist, da-
mit die Form nicht ganz bis zum Rande gefüllt zu werden
braucht. Die Form ist dabei gewöhnlich oben und unten
offen, erhält aber eine ebene Platte als Unterlage. Nur
wenn das Giessen, um dichte Güsse zu erzielen, unter
Druck von oben her erfolgen soll (vergl. unter i.) muss
die Form ganz geschlossen hergestellt werden.
2. Die fertig gegossenen Blöcke werden in Wärm-
öfen oder in sogen. Ausgleich-Gruben (soaking
pits) dergestalt erhitzt, dass ihre weitere Verarbeitung
durch Hämmern oder Walzen erfolgen kann. Die Wärm-
öfen sind Flammöfen mit unmittelbarer Feuerung oder auch
Gasfeuerung; vorzugsweise benutzt man solche Oefen, deren
Abhitze man zum Kesselheizen verwenden kann.
Weil die Flusseisen-Blöcke ein leichtes Fortrollen
auf einer etwas abschüssigen Bahn ermöglichen, so giebt
man dem Ofen neuerdings einen nach dem Fuchs hin
ansteigenden Herd von bedeutender Länge, setzt die
Blöcke an der kältesten Stelle, also am Ende des Herdes
ein und rollt sie allmählig der Herdflamme bezw. dem
Gasstrome entgegen, bis in die Nähe der Feuerbrücke,
wo sie unter Zuhilfenahme maschineller Vorrichtung
heraus genommen werden. Solche Oefen nennt man Rollöfen. Zur Erleichterung
des Einsetzens der Blöcke ist ausserhalb des Ofens unmittelbar vor der Thüröffnung
meistens eine Wasserdruck-Hebevorrichtung angebracht. An beiden Langseiten be-
finden sich viele kleine Thür-Oeffnungen zum Einführen von Eisenstangen behufs des
Fortrollens der Blöcke. Die Rollöfen haben oft eine bedeutende Grösse. So hat z.B.
jeder Ofen in Kladno, der mit 2 neben einander liegenden Treppenrosten für Stein-
kohlenfeuer versehen ist, Raum für 80 Blöcke, welche in 2 Reihen neben ein-
ander eingesetzt werden und je 10 Stunden im Ofen bleiben. Für 1t Blöcke
verbraucht man in Rollöfen etwa 2ks Steinkohlen, wenn die Blöcke kalt, 100 ke,
wenn sie heiss eingesetzt werden.
Das Verfahren die Blöcke ohne Anwendung besonderer Brennstoffe
in engen, aus schlechten Wärmeleitern gebildeten Räumen, sog. Ausgleich-
Fig. 118, 114.
1) Vergl. Litteratur-Angaben am Fuss zu 8. 99. Ferner: Daelen. Ueber verschiedene
Systeme von hydraul. Krahnen für Stahlwerke. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ingen. 1884, S. 74.