Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
  
  
  
  
    
   
   
  
  
   
  
   
  
   
   
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
    
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
     
108 Darstellung des Eisens. 
Gruben oder Durchweichungs-Gruben (vergl. Fig. 110, 111) gleich- 
mässig durchzuwärmen, ist zuerst im Jahre 1882 von John Gjers in Middels- 
borough auf den Darlington Steel und Iron Works versucht und seitdem auf 
vielen Hütten, deren Betriebsweise eine ununterbrochene rasche Verarbeitung 
der Blöcke verlangt, eingeführt worden. Gjers!) legt für jeden Block eine be- 
sondere mit feuerfesten Steinen umgebene, durch einen Schiebedeckel s zu be- 
deckende Kammer an, Fig. 115, und alle Kammern lagen in einem Doppelkreise 
in der Nähe des Giesskrahns, so dass derselbe die Blöcke aus der Giessgrube 
entnehmen und in die Ausgleich-Kammern einsetzen konnte. Später richtete Gjers 
Ausgleich-Kammern ein, welche in einem Wagen in einem vertieften Kanal der 
Hüttensohle fahrbar waren?). Cooper?) zu Linthorpe hat diesen Kanal zu 
einem vollständigen, die Giessgrube mit dem Walzwerk verbindenden gemauerten 
Tunnel ausgebildet. 
Die Blöcke bleiben etwa 20—30 Min. in den Gruben; in dieser Zeit geben 
sie einen Theil ihrer Wärme an die feuerfesten Steine ab und erhalten durch 
und durch eine gleichmässige Hitze. Die verbleibende Wärme der Kammer 
kommt den Blöcken des nächsten Satzes zugute; gleichwohl ist die durch 
Ausgleich-Gruben den Rollöfen gegenüber erzielte Brennstoff-Ersparniss keine 
sehr bedeutende, weil erstere nicht, wie die Rollöfen, ihre Abhitze zum Kessel- 
heizen hergeben können. Neuerdings hat man in Teplitz und Witkowitz mit 
heizbaren Ausgleichgruben Versuche gemacht). 
Von den Wärmöfen oder Ausgleichgruben ge 
Fig. 115. langen die Blöcke sofort unter den Hammer oder zum 
Walzwerk. Ueber mechanische Vorrichtungen zum Ver- 
bringen der Blöcke zwischen Ofen undWalzwerk weiterhin. 
Früher hielt man allgemein die Bearbeitung der 
Blöcke unter dem Dampfhammer für das wirksamste 
Diehtungs-Verfahren. Weil das Schmieden aber eine 
zeitraubende und darum kostspielige Arbeit ist und 
viel Brennstoff für öftere Erhitzung der Blöcke ver- 
langt und weil man inzwischen gelernt hat, dem Un- 
diehtwerden der Blöcke möglichst schon beim Giessen 
zu begegnen, so begnügt man sich heute häufig damit, 
die Arbeit des Dichtens mit der Formgebungs- Arbeit 
zu verbinden, indem man die Blöcke nach der erstmali- 
gen Anwärmung, bezw. Wärme-Ausgleichung zuerst auf 
schweren sog. Blockwalzen dichtet und roh formt, 
dann nochmals anwärmt und ihnen darauf in Vor- und Fertigwalzen ihre end- 
liche Gestalt giebt. Ausführlichere Beispiele über das Walzen vergl. unter 
C., Formgebung. 
Grosse schwere Blöcke werden auch heute noch unter dem Dampf- 
hammer gedichte. Der grösste, für solche Zwecke dienende Hammer 
von 80 t Gewicht ist in den 70er Jahren zu Creuzot in Frankreich er- 
baut worden. Fig. 116 giebt die allgemeine Einrichtung der dortigen 
Hammerhütte. Der Hammer steht mitten in einer 17 m hohen Eisenhalle im 
gusseisernen Gestell @ gelagert. Das Fundament F ruht in 11 m Tiefe unter 
dem Boden auf einem Felsen; auf demselben ist zunächst 4 m hohes Zement- 
Mauerwerk hergestellt; dann folgt eine Eichenholz-Bettung von 1m Höhe und end- 
lich der aus 11 Theilen zusammengesetzte, 622 t schwere Hammerstock. Zylinder- 
Durchm. 1,9 m; Kolbenhub bis 5 m; Kolbenstangen-Durchm. 36m, 4 Eisenblech- 
  
  
Krahne K, jeder durch eine 60pferd. Dampfmaschine betrieben — 2 an jeder 
Seite des Hammers — bedienen denselben; 3 der Krahne besitzen 100 t, der 
vierte 160 t Tragkraft. Der Halbm. des Ausleger-Kreises beträgt 9,35 m. Jedem 
Krahne entspricht ein Glühofen O0. Schienengleise verbinden die Hammerhütte 
mit der nahe gelegenen Stahlhütte, in welcher die Blöcke erzeugt werden. 
1) D. R. P. No. 21 716. 
2) D. R. P. No. 22 803. 
3) D. R. P. No. 25.486. 
4) Heizbare Durehweichungs-Gruben. Stahl u. Eisen 1885, S. 530. — Durchweichungs-Gruben 
für Radreifen. Daselbst 1886, S. 65. 
    
 
	        
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