112 Darstellung des Eisens.
Theil eines Siemens-Tiegelofens. Er enthält gewöhnlich 3 bis 4, je mit
einem maschinell beweglichen Deckel versehene Herd - Kammern a, von denen
jede 4 bis 6 Tiegel, in zwei oder drei Reihen hinter einander gestellt, auf-
zunehmen pflegt. Unterhalb der Tiegel sind in der eisernen Herdplatte durch
Thondeckel verschliessbare Oeffnungen bd angebracht, welche bei vorkommendem
Leckwerden von Tiegeln zum Ablassen des Flussmetalls und der Schlacke dienen.
Die Luft tritt aus dem Regenerator-Paar durch einen wagrechten Kanal,
woselbst sie kurz vor Eintritt in die Herdkammer, um die Flamme zu erzeugen,
mit dem aus dem andern Regenerator-Paar entströmenden Gase in gehöriger
Geschwindigkeit und Richtung zusammen trifft. Im Siemens - Tiegelofen, mit
18—20 Tiegeln a 25—30ks Einsatz und einer Leistung von 2—3t Gussstahl in
24 Min., braucht man für die Erzeugung von 1t etwa 1,2—1,6t Steinkohle,
dagegen im Schachtofen für ein egleichwerthige Leistung etwa 2,5—8,0t Kokes.
Das Schmelzen einschliesslich Ein- und Aussetzen der Tiegel dauert bei
Gasfeuerung etwa 4 Stunden, bei grossen Kokes.-Schachtöfen 5—6 Stunden.
Während des Schmelzens wird der Zustand des Flussmetalls durch Einsenken
eines Risendrahtes untersucht, zu welchem Zwecke der Deckel eines jeden Tie-
gels eine kleine Oeffnung hat.
Ist die Schmelzung vollendet und hat die Gasentwickelung aufgehört, so
lässt man den Stahl noch eine Weile im Ofen „abstehen“ (vergl. S. 109), um
der Gefahr des Steigens in der Form möglichst zu begegnen. Die Engländer
nennen diesen Vorgang „killen“, tödten des Stahls, und führen ihn bei Er-
zeugung von edlem Stahl mit grosser Vorsicht durch, um die Reduktion bezw.
Ausscheidung von Oxyden und Gasen vor dem Gusse vollständig zu bewirken.
Hierauf wird der Ofendeckel entfernt, der Tiegel. event. unter Zuhilfenahme von
Hebevorrichtungen, mit einer Zange aus-
gehoben und zur Giessstätte befördert.
Dort wırd der Inhalt mehrerer Tiegel
in eine Form gegossen oder in einer
Giesspfanne vereinigt, aus ‘welcher dann
der Guss bewirkt wird. Das Giessen
aus mehren Tiegeln erfordert grosse Ge-
schicklichkeit, weil der Stahl gleich-
Fig. 118.
Sohle d.Giesshauses
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N KL; IA mässig fliessen soll und nicht unter-
g 0:9 brochen werden darf, damit nicht in
Folge von Oberflächen-Oxydation unganze
Stellen im fertigen Guss entstehen. Die Arbeiter entleeren daher ihre Tiegel ge-
wöhnlich in strenger Aufeinanderfolge in eine Rinne, von welcher aus das Flussmetall
in die Form gelangt. Ueber Eigenschaften des Tiegelstahls vergl. unter D.!)
1. Allgemeine Uebersicht der Erzeugnisse der Flusseisen-Darstellung
und ihre Verwendungs-Gebiete.
Es kommen in Frage: Tiegel-Gussstahl, Flammofen - Gussstahl,
Martin-, Bessemer- und Thomas-Eisen und die verschiedenen Schlacken.
1. Nachstehende Tabelle (nach Ledebur) zeigt die chemische Zusammen-
setzung einiger bekannten Tiegel-Gussst ahl-Sorten:
Chemische Zusammensetzung in /o.
| Cu. Co
Sorten. no en |
I ee Si... | Mn. | RB: | S N
|
| Werkzeugstahl von Kapfenberg . We | 0,92 | 0,09 | 0,12 | 0,02 | 0,005 Spur
En sl. | en I
je
X;
2. | Werkzeugstahl von Etienne
| 1,00 | 0,06 1008 | 0,02 | 0015 | Spur
3. | Marine-Geschltzstahl von Fr. Krupp. 050 01 016 | 00 | 0m | 026
4. | Eisenbahn - Wagenrad von Fr. Krupp iM Ri | Be en N,
En. 0 | ner 0 | ORT ae
5 | Herzstück von Bochum (Formguss). . | 1,31 | 0,09 | 0,98 | 0,13 0,05 0,26
|
1) Die ausführlichsten Mittheilungen über Einzelnheiten der Tiegel-Gussstahl-Darstellung
finden sich in Wedding. Darstellung des schmiedbaren Eisens, $. 606 IE:
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