Formerei. 117
Für grobe Zerkleinerung, namentlich von Tiegelscherben, Chamottesteinen für
Stahlgussformen, dienen Vorrichtungeu, wie sie bei der Aufbereitung der Erze
(8: 59) benutzt werden, vornehmlich Pochwerke und Steinbrech - Ma-
schinen. Zum Mahlen von Masse und Lehm, sowie auch von Kohle und
feuerfesten Stoffen dienen Kollermühlen oder Kollergänge, Trommeln
und Schleudermühlen oder Desintegratoren.
Fig. 119, 120 stellen einen Kollergang dar. Auf einer stehenden Welle ist
ein ringförmiger Trog befestigt, in welchem 2 eiserne sog. Läufer von etwa Im
Durchmesser mit wagrechter Achse in beweglichen Armen gelagert, ruhen.
Die Welle macht etwa 20 Umdrehungen in 1 Min. und versetzt dabei die
Läufer ebenfalls in Drehung; einige feste Schaufeln leiten die seitlich aus-
weichenden Stoffe den Walzen wieder zu. In grösseren Giessereien gebraucht
man solche Vorrichtungen als Lehm-, Sand- und Mörtelmühlen und benutzt für
das Zerkleinern der Kohle sog. Trommel-Vorrichtungen, bestehend aus
einer sich um eine liegende oder geneigt stehende Achse drehenden Trommel,
in welcher eiserne Kugeln rollen. Eine solche Trommel macht etwa 30-60
Umdreh. in 1 Min., erfordert etwa ®/, Pfdkr. und besorgt bei einem Durchm.
von 0,6—1,0m den Bedarf für eine tägliche Leistung von 3—4t Gusswaaren.
Die von Carr!) erfundenen Schleuder-Mühlen zum Zerkleinern und
Mischen des Formsandes mit andern Sandarten wie auch mit Kohle besitzen als
wesentlichsten Bestandtheil 2 mit grosser Geschwindigkeit (900 Umdreh. - in
1 Min.) nach entgegengesetzten Richtungen in einander laufende Scheiben, in
denen je 2 hervor stehende Bolzenreihen im Kreise angeordnet sind. Durch
diese Bolzenreihen werden die Stoffe geführt, wobei sie in Folge der erhaltenen
starken Schläge und Bewegungen zerkleinert und gemischt werden. Zum Mischen
von Lehm finden auch die von Schlickeysen eingeführten Thonschneider
— eine senkrecht sich drehende Welle mit’einer Reihe von über einander liegen-
der schraubenförmig gekrümmter Messer besetzt — vielfache Anwendung.
c. Hilfsmittel der Formerei.
1. Die Formen werden meistens nach Modellen, häufig auch nach
Schablonen hergestellt. Kerne formt man in hölzernen, gewöhnlich zweı-
Fig. 121. theiligen Kästen, den Kernk ästen, Fig. 121, in denen
der betreffende Kern-Hohlraum gebildet ist, oder nach
Schablonen. Das Einlegen eines Kerns, bezw. die An-
fertigung desselben im Kernkasten oder nach der
Schablone kann man umgehen, wenn es angängig ist,
einzelne Theile der Form so anzuordnen, dass sie die
Wirkung des Kerns ersetzen. Solche Formtheile
nennt man Kernstücke. Kernkästen und Modelle
werden nach den nämlichen Regeln angefertigt.
Modelle werden gewöhnlich aus Tannenholz, oft
aus Metall, selten aus Blei, Gips, Wachs oder dergl. gefertigt. Meistens ist jedes
Modell in mehre Theile zerlegbar, derart, dass man diese vor dem Gusse leicht
aus der Form heben und auch wieder zusammen setzen kann. Modelle aus
Wachs (für Buchstaben oder dergl.) können durch Schmelzen aus der Form
entfernt werden. Metall gebraucht man vielfach zur Herstellung von Theilen
hölzerner Modelle, z. B. für anzusetzende Verzierungen, auch zum Röhrenguss usw.
Um die Lage eines Kerns äusserlich anzuzeigen, versieht man das Modell mit
entsprechenden Ansätzen, Kernmarken oder Kerndrückern, Fig. 125,
genannt, welche gleichzeitig den Zweck haben, Vertiefungen in die Form zu
drücken, um die Stellung des Kerns in derselben zu markiren.
.Holzmodelle erhalten zum Schutze gegen Feuchtigkeit vor dem Gebrauche
gewöhnlich einen Schellack-Ueberzug.
Schablonen — aus Holz, Eisen oder Holz mit Eısenbeschlag — werden
vorzugsweise bei der Lehmformerei, jedoch vielfach auch in Sand und Masse
gebraucht (vergl. unter d.2). Sie leisten vorzügliche Dienste, wenn es sich um
!) Rittinger. Aufbereitungs-Kunde, 2. Nachtrag. 1873. 8.10.
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