Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
    
256 Eigenschaften und Prüfung des Eisens. 
Probestabs während des Versuchs selbstthätig regeln, weil die Dehnung des- 
selben, wenn diese etwa hin und wieder dem Antriebe voreilen sollte, durch 
die dann erfolgende sofortige Verringerung des Momentes der Hebel-Belastung 
veranlasst wird, sich dem Spannungs-Zustande des Stabes anzupassen. Die 
neusten Bestrebungen gehen dahin, die Festigkeits-Maschinen noch vollkommener 
selbstthätig zu machen, in dem Sinne, dass der Probestab selbst die Grösse 
seiner Belastung regelt, damit die vorher festgesetzte Geschwindigkeit seiner 
Formänderung z. B. seine Streckung, in jedem Augenblicke des Versuchs die- 
selbe bleibe. Zur Erreichung dieses Zweckes hat man die Elektrizität heran 
gezogen. Nach den mehrfach genannten Beschlüssen der Münchener und Dres- 
dener Konferenzen !) ist „für praktische Zwecke eine besondere Vorrichtung, 
welche die Maschine selbstthätig wirkend macht, nicht nothwendig.“ 
b. Beispiele neuerer Festigkeits-Maschinen, sowie der zugehörigen 
Einspann- und Mess-Vorrichtungen. 
a. 100t-Maschine von Werder. Fig. 420—425. Diese aus dem Jahre 
1853 stammende Maschine (S. 222) ist liegend angeordnet. Der Antrieb erfolgt von 
einem Wasserkraft-Zylinder A aus, der mit dem Leitgestell Z in einem Stück 
gegossen ist. Das Wasser wird zu diesem Zwecke mit Hilfe einer besonderen 
Druckpumpe aus dem Behälter B, Fig. 420, durch das Rohr r in den Zylinder 
gepresst. Hierbei werden nach Bedarf eine grössere Pumpe von 100 t oder 
eine kleinere von 20 t Kraft, welche durch Vorgelege oder bezw. durch die 
Hebel H, und H, bewegt werden, in Thätigkeit gesetzt. V ist ein Luftventil 
des Zylinders, v® ein Ablass-Ventil des Pumpen-Gehäuses. Der Kolben K des 
Zylinders ist am Kopfe mit einer breiten Gussstahl-Schneide a und 2 der Trag- 
stange T zum Halt dienenden festen Lagerstützen /, u. /, ausgerüstet; ausser- 
dem ist der Kolbenkopf auf dem Schlitten S, welcher auf einer mit dem Zy- 
linder A verbundenen wagrechten Führung f verschiebbar ist, befestigt. An 
der Tragstange T hängt mittels der Bänder b,, d, der im Grundriss U förmig 
gestaltete Kraft messende Wagehebel W, welcher am Kopfe, ebenso wie der 
Kolben K eine Gussstahl-Schneide 8 trägt; ferner hängt an der Tragstange 
eine Vereinigung von senkrechten Querstücken q,, gg und wagrechten Verbin- 
dungs-Stangen s;, 89, $3, $„, welche zur Uebertragung des Kolben-Antriebs auf 
das mit dem Einspann-Kopf e festverbundenen Querhaupt Q dient. Die ge- 
sammte beschriebene Einrichtung mit dem Presskolben, Schlitten und der 
Wage lässt sich ausser durch den Antrieb auch von freier Hand mit Hilfe 
eines auf der Welle p befestigten Stellrades, mittels einer Schnecke, eines 
Schneckenrades o, eines Triebes und der Zahnstange z in der wagrechten Füh- 
rung f verschieben. 
Das Leitgestell Z und die Führung f ruhen fest auf dem Untergestell @. 
Der obere Einspann-Kopf e steht in Verbindung mit dem festen Querhaupt Q,, 
welches an beliebiger Stelle der langen Gestellbank @,, Fig. 424, befestigt 
werden kann, so dass auch die Probung von Stücken grösserer Länge mög- 
lich ist, 
. Ausser der Stahlschneide 8 besitzt der Wagebalken W noch 4 andere 
Schneiden: 2 Schneiden, an denen er mittels der Bügel 5, und db, aufgehängt 
ist, und 2 andere, y; und ys, Fig. 421, welche sich in den Oeffnungen befinden, 
die im Wagebalken für die Querstücke qg, und gs ausgespart sind. Den 
Schneiden y; und y, liegen entsprechende Schneiden ö, und ö,, Fig. 423, der 
Querstücke gegenüber. Die mittlere Schneide 8 des Wagebalkens liegt etwas 
unter der wagerechten, welche durch die erwähnten andern 4 Schneiden des- 
selben verläuft; beim Antriebe des Kolbens K muss also ein Drehmoment ent-. 
stehen, welches den Wagebalken mit der Wagschale W, zu heben sucht. 
Bei der Kraftmessung wird die Schale derart belastet, dass die auf der obern 
Wagebalken-Fläche angebrachte Libelle zum Einspielen gelangt. Ein Gewicht 
von 2 kg auf der Wagschale W! hält einem Presskolben-Drucke von 1 t das 
Gleichgewicht. 
1) A. 2.0: 8.4: 
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
 
	        
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