Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

4 Einleitung. 
Schweissbarkeit usw. des Roheisens und schmiedbaren Eisens werden weiterhin 
unter B. und D. gegeben; an dieser Stelle soll nur bemerkt werden, dass im 
allgemeinen Mangan einen günstigen Einfluss äussert, während Silicium von 
nur geringer Bedeutung ist. Phosphor und Schwefel sind schlimme Feinde des 
Eisens und stehen sich in ihren Wirkungen gegenüber. Der schädliche Ein- 
fluss von Phosphor tritt namentlich bei kalter Bearbeitung des Eisens hervor 
— befördert Kaltbruch — und ist, weil er mit wachsendem Kohlenstoffgehalt 
zunimmt, im Stahl am fühlbarsten, während der Einfluss von Schwefel mit 
abnehmendem Kohlenstoffgehalt an Stärke gewinnt und daher die Festigkeit 
des Schmiedeisens — besonders in der Glühhitze durch Veranlassung von 
Rothbruch — stark vermindert. Hierzu kommt der erschwerende Umstand, 
dass bei der Darstellung des Eisens der Abscheidung des Schwefels und Phos- 
phors sich grosse Hindernisse in den Weg stellen, während die Absonderung 
von Silicium und Mangan sich in einfacher Weise vollzieht. 
Mangan spielt eine grosse Rolle bei der Darstellung des Roheisens (vergl. 
unter B. II.), weil es die Schlacke flüssig macht und namentlich, weil es die 
Aufnahme chemisch gebundenen Kohblenstoffs befördert und die Ausscheidung 
von Graphit erschwert. Silicium steht im Gegensatz zu Mangan, weil es die 
Ausscheidung von Graphit befördert; es ist daher für die meisten Darstellungs- 
arten des schmiedbaren Eisens, wo es auf die Entfernung von Kohlenstoff aus 
Roheisen ankommt, von Bedeutung. Andre häufig im Eisen auftretende Stoffe, 
besonders Kupfer, Kobalt und Nickel haben nur untergeordnete Bedeutung, 
weil sie regelmässig in so kleinen Mengen auftreten, dass ein schädlicher Ein- 
fluss nicht zu befürchten steht. Chrom und Wolfram, auch wohl Arsen, 
werden zuweilen dem Eisen absichtlich zugesetzt, um demselben besondere 
Eigenschaften zu verleihen (vergl. unter C.). 
IV. Chemischer Vorgang beim Oxydiren des flüssigen Roheisens. 
Die Frischarbeit bildet den vornehmsten Theil bei allen Arten der 
Eisendarstellung. Abgesehen von geringen Veränderungen, welche einzelne Ver- 
fahren bedingen, nimmt dieselbe auch überall den nämlichen, chemischen Verlauf. 
Die fremden, im Roheisen enthaltenen Körper, hauptsächlich also Silicium, 
Mangan, Phosphor und Schwefel, nebst einem Theile des zu entkohlenden Eisens 
selbst, werden vom Sauerstoff der Luft — durch Gase oder Sauerstoff abgebende 
Körper — oxydirt und die sich ergebenden Eisen-Verbindungen oxydiren ihrer- 
seits wieder den Kohlenstoff, der als Kohlenoxyd gasförmig entweicht. Das, 
am leichtesten oxydirbare, Silicium bildet zuerst mit Sauerstoff Kieselsäure und 
letztere mit entsprechenden Mengen der gleichzeitig entstehenden Oxydule von 
Mangan und Eisen ein Silikat, die Schlacke. Ist das anfangs eisenärmere 
Silikat — das Bisilikat — in das eisenreichste Silikat — das Singulo-Silikat 
— übergegangen, so oxydirt sich endlich auch das Roheisen selbst und das 
dadurch entstehende Eisenoxyd-Oxydul, welches im Eisensilikat löslich ist, 
wirkt in gelöstem Zustande auf den Kohlenstoff des Roheisens, so dass Kohlen- 
oxyd gasförmig entweichen kann. Da das Eisenoxyd-Oxydul im Mangan-Silikat 
nicht löslich ist, also auf die Entkohlung nicht einzuwirken vermag, so wir 
letztere um so mehr verzögert, je manganhaltiger das Roheisen ist. 
Die Absonderung von Silicium und Mangan vollzieht sich hiernach in ein- 
facher Weise. Weit schwieriger gestaltet sich die Abscheidung des Schwefels, 
namentlich aber die des Phosphors. Phosphor und Schwefel oxydiren aller- 
dings bezw. zu Phosphorsäure und schwefliger Säure, nnd es gelingt auch bei 
entsprechender Dauer der Entkohlung, bezw. bei Anwendung eines mangan- 
haltigen Roheisens, den Schwefel in die Schlacke überzuführen. Die Beseiti- 
gung des Phosphors aber hängt von ganz besondern Umständen ab. Es findet 
nämlich nach den bisherigen Erfahrungen die Ueberführung des Phosphors als 
Phosphorsäure in die Schlacke in der Regel nur statt, wenn die Temperatur 
während des Vorganges niedrig bleibt, während bei hohen Wärmegraden die 
etwa erfolgte Abscheidung stets wieder rückgängig gemacht, d. h. der Phosphor 
in das Eisen zurück geführt wird, wenn nicht für die Bildung einer stark 
basischen Schlacke Sorge getragen werden kann. 
  
  
 
	        
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