Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

  
  
  
  
6 Allgemeine Geschichte des Eisens und der eisernen Tragwerke. 
Das Schweissen des Stahls nennt man Gärben und den Schweissstahl wohl 
auch Gärbstahl. 
Die Reinigung der Flusseisen-@ussblöcke — bei denen vor dem Gusse 
sich die flüssige Schlacke von selber durch ihr geringes spezifisches Ge- 
wicht abgesondert hat, welche aber in Folge von Gas-Ausscheidungen während 
des Gusses Blasenräume enthalten — erfolgt durch die Arbeit des Dichtens, 
ebenfalls unter Hämmern oder Block-Walzen, wobei den Blöcken nur die für 
die spätere Formgebung im Walzwerk erforderliche Gestalt gegeben wird, falls 
sie solche nicht durch den Guss in eisernen Formen — Coquillen — sofort 
erhalten haben. 
Das gedichtete Fluss-Metall wird, ohne weiteren Verbesserungs-Arbeiten unter- 
worfen zu werden, durch die Formgebung in Walzeisen oder Blech übergeführt. 
Grosse Stahl-Schmiedestücke oder stählerne Achsen, sowie andere Gebrauchsstücke 
grösserer Art usw. werden auch durch unmittelbaren Guss des Flussstahls in ent. 
sprechenden Masseformen (s. unt. C.) hergestellt. Der Erzeugung von eigentlichem 
Gussstahl (aus Schweissstahl oder Flussstahl) für feinere Formstücke (auch für 
Werkzeug-Stahl) geht stets noch eine Verbesserung durch Umschmelzen sorg- 
fältig ausgewählter Stahlstücke in feuerbeständigen Tiegeln vorauf. Den auf 
letztere Weise durch Giessen aus Tiegeln in feuerfesten Masseformen dar- 
gestellten Gussstahl, mit welchem Namen vielfach fülschlich auch der Flussstahl 
belegt wird, nennt man zur Unterscheidung von gewöhnlichem Stahl- Formguss 
(Stahl-Faconguss), welcher unmittelbar, ohne vorher gegangene Verfeinerungs- 
Arbeiten in Masseformen gegossen wird, Tiegel-Gussstahl. 
Das durch die Formgebung in Handelswaare umgewandelte schmiedbare 
Eisen geht von der Hütte in die Werkstatt, wo es weiter verarbeitet, und 
mit Hilfe von Verbindungsmitteln (Nieten oder Schrauben) zu den mannigfaltigsten 
eisernen Tragwerken (Konstruktionen) zusammengesetzt wird. — 
A. Allgemeine Geschichte des Eisens und der eisernen 
Tragwerke. 
Litteratur. 
1. Einleitung zu Karstens Handbuch der Eisenhüttenkunde und System der Metallurgie. 
III. Aufl. 1841. 
Geschichte des Eisens in Pe rcey-Wedding’s Metallurgie. 1864. 
Baer. Das Eisen, seine Geschichte, Gewinnung und Verarbeitung. 1862. 
Liger. La feronnerie ancienne et moderne. 1875. 
Dr. Ludwig Beck. Die Geschichte des Eisens in technischer und kulturgeschichtlicher 
Beziehung. 1. Abtheilung. Von der ältesten Zeit bis um 1500 v. Chr. 1884; 
Andree. Die Metalle bei den Naturvölkern. 1884. t 
7. Alsberg. Die Anfänge der Eisenkultur. Sammlung gemeinverständl. wissenschaftl. Vorträge; 
herausgeg. v. Virchow und v. Holzendorff. XX. Ser. Heft 476/477. 1886. 
Die vorstehend aufgeführten sind ganze Werke; Aufsätze und Einzelschriften 
sind im Text an geeigneter Stelle vermerkt. 
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I. Das Eisen in vorgeschichtlicher Zeit. 
Gediegene Metalle werden es gewesen sein, an denen der Mensch zuerst 
seine Kunst versuchte, ohne Zweifel also Gold und Kupfer. Silber, Zinn und 
Eisen werden zwar auch in gediegenem Zustande angetroffen, aber viel seltener; 
dies gilt namentlich von Silber und Eisen. Gediegenes Kupfer wird im Feuer 
viel leichter flüssig als Gold, Silber und Eisen und lässt sich selbst ohne Hilfe 
von Feuer zu allerlei Formen aushämmern. Die Gewinnung des Kupfers aus 
seinen Erzen ist dagegen weit schwieriger als die Gewinnung des Eisens, — 
Zinn, nächst Blei das weichste und leicht schmelzigste der Metalle, ist in der 
Natur nor an wenigen Orten in grösseren Mengen vertreten und diese Orte 
liegen weit ab von jenen Länderstrichen, in denen vermuthlich die Wiege der 
Kultur gestanden hat. Das Zinn kann daher eine Anziehungskraft auch erst 
ausgeübt haben, nachdem in den ältesten Kulturstaaten die Versuche seiner Ver- 
schmelzung mit Kupfer zur Erfindung der Bronze geführt hatten. 
  
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