Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

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Ausführung der mechanischen und technologischen Proben. 285 
y. Lochprobe. 
Diese Probe hat den Zweck zu untersuchen, ob Bleche, L-Eisen oder 
ähnliche Formeisen das Lochen und das Auftreiben der Nietlöcher ohne zu 
reissen, ertragen können. Sie wird gewöhnlich auf mechanischem Wege mit 
Hilfe eines spitzen konischen Dorns ausgeführt. Der Ausfall der Probe hängt 
sehr von der Geschicklichkeit des ausführenden Arbeiters ab. 
6. Schleifen- und Stauchprobe. 
Für die Prüfung von Niet- und Schraubeneisen, welches seines ge- 
ringen Querschnitts wegen sich sehr leicht beliebig biegen lässt, wendet man 
anstatt der beschriebenen umständlichern Biege - Probe zweckmässiger eine 
4g7. andere, die sogen. Schleifen- Probe, an, bei welcher das 
Eisen unmittelbar zu einer Schleife Fig. 486 mit vorgeschrie- 
benem lichten Durchmesser D oder auch ganz, Fig. 487, ZU- 
sammen gebogen wird. Bei Kalt-Proben schreibt man dabei 
den lichten Schleifen-Durchmesser —= der ganzen oder der hal- 
ben Stärke des zu prüfenden Rund- oder Quadrateisen-Stabes vor, 
während man bei Warmproben verlangt, dass sich das Eisen 
ganz zusammen schlagen lasse, obne einen Bruch zu zeigen. 
Ausser der Schleifen- Probe kommt für Nieteisen noch die 
Stauchprobe zur Anwendung. Dabei soll ein Stück Rundeisen, welches doppelt 
so lang als dick ist, in warmem, seiner künftigen V erwendung entsprechenden 
Zustande, sich bis auf ein Drittel seiner Länge zusammen staue hen lassen, ohne am 
Rande Risse zu zeigen. Diese Probe vollzieht sich am einfachsten, wenn man dabei 
ein Rundeisen-Stück in ein Nageleisen steckt, so dass eine Länge = dem 
doppelten Durchmesser hervor ragt und dasselbe auf dem Ambos, wie be- 
schrieben, zusammen staucht. Nach den im Anhange mitgetheilten Normal- 
Bedingungen für die Lieferung von Eisen-Konstruktionen kommen Biege-, 
Ausbreit-, Schleifen- und Stauchprobe in Anwendung. 
Fig. 486, 
  
e. Brüchigkeits-Proben für Kessel-Schweisseisen, 
Die bei Herstellung von Kesseln gebrauchten Formeisen, Bleche, Nieten usw. 
werden in der Regel einer schärferen Prüfung unterw orfen, als solche für das 
zu Brücken und im Hochbau Verwendung findende Eisen nach Vorstehendem 
gebräuchlich ist. 
a. Polter- oder Kalotten-Probe für Bleche. 
Fig. 488. Ein kreisrunds, an den Kanten sauber ge- 
feiltes Probestück wird rothglühend in ein Gesenk mit 
kugelhauben - förmiger Vertiefung geschlagen. In 
der deutschen Marine nennt man diesen Versuch die 
Polter-Probe und verwendet dabei das in Fig. 483 ge- 
zeichnete Gesenk. : In der französischen Marine nimmt 
man den horizontalen Kranz der Kalotte 7 mal so breit, 
als die Blechdicke, und der Uebergang des Kranzes zur 
Kugelhaube wird in einer Krümmung bewirkt, deren Halb- 
  
    
   
   
messer — der Dicke des Bleches ist. Die Hauben-Höhe 
beträgt dabei 5 bezw. 10 oder 15 Blechdicken je nach 
Fig. 489, 490. a”, der Güte des zu prüfenden Bleches; 
a Li ob es töle ordinaire, bezw. superieure 
ze NE E11 ee oder fine ist (8. 166); dagegen bleibt 
TÜRE 100.0 —. al EI der Hauben-Durchmesserunveränderlich 
-L -300. - -3 52 : 
— 30 Blechdicken. 
VRR 3. Börtel- oder Umbörtelungs-Probe 
für Bleche. 
Der innere oder äussere, an der 
Kante sauber befeilte Rand eines Ring- 
stücks wird rothglühend in einem pas- 
senden Gesenk mitte ‚ls Hämmern um 90 9 
gebörtelt. In der deutschen Marine gebraucht man zur Vornahme dieser Proben 
die Gesenke Fig. 489 und Fig. 490. 
   
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