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286 Eigenschaften und Prüfung des Eisens.
y. Proben mit Formeisen.
Die Probestücke von L-Eisen und T-Eisen werden nach den Vorschriften
der deutschen Marine durch Ausbohren im kalten Zustande in einer Form,
wie sie Fig. 491 angiebt, hergestellt. Um beim T-Eisen diese Form
zu ermöglichen, wird ein enisprenhender Theil des Fusses fort genommen.
Während nun eine
Hälfte eines Probe-
stücks unverändert
bleibt, werden der
andern Hälfte in roth-
glühendem Zustande
nach einander die Ge-
stalten der Fig. 491
gegeben. Bei diesen
Proben darf sich nir-
gends ein rissiges. oder
loses Gefüge zeigen;
ausserdem müssen sich die zugehörigen Formeisen gut schweissen und lochen
lassen, ohne zu reissen; endlich soll das Eisen auch in kaltem Zustande bei
einem Bruche quer zur Faser ein gutes Gefüge aufweisen.
ö6. Proben für Nieteneisen und Kesselniete.
Es werden in der Regel Schleifen-, Stauch- und Lochproben vorgeschrieben.
Das Nieteisen, bezw. der Niet soll sich nach den Vorschriften der deutschen
Marine unter einer Presse oder durch einen Hammer kalt vollständig zusammen
biegen lassen, Fig.492. Hält das Eisen diese Probe ohne Bruch nicht aus und zeigt
ein 2. Stück, welches an einer Seite eingekerbt und langsam über einen Ambos
gebogen wird, in der Bruchfläche kein faseriges Gefüge, mit feinen und seiden-
Fig. 492, 493. Fig. 494. artigen Fasern, sondern ein körniges,
und ein 3. Stück, welches rundum ein-
gekerbt ist und durch einen einzigen
scharfen Schlag gebrochen wird, an der
Bruchstelle kein fein kristallinisches
Gefüge, so ist der zugehörige Theil der
Lieferung zu verwerfen.
Ausserdem soll ein glühend ge-
machter Nietkopf, wie Fig. 493 ver-
anschaulicht, sich platt schlagen lassen und demnächst ein platt geschlagener Niet-
schaft, Fig. 494, sich lochen lassen, ohne dass in beiden Fällen Brüchigkeit
eintritt. Die Höhe des platt geschlagenen Kopfes soll für Nieten bis 10, 20
und 30mm Durchm., bezw. 1,5, 3 und 5mm betragen. — Es bliebe noch zu er-
wähnen, dass nach den Vorschriften der Dampfkessel- Ueberwachungs-Vereine
sich Niete bei der warmen Stauchprobe (d, S. 285) nach erfolgter Stauchung
auch noch lochen lassen und ferner in kaltem Zustande auf ihre halbe Höhe
zusammen stauchen lasssen müssen, ohne in beiden Fällen brüchig zu werden.
f. Brüchigkeits-Proben für Flusseisen.
Für die Prüfung der Brüchigkeit von Flusseisen und Flussstahl in
Form von Blechen und Formeisen giebt es heute noch keine Vorschriften,
welche allgemeine Geltung beanspruchen könnten. Jedenfalls ist es aber em-
pfehlenswerth, mit dem Flusseisen strengere Proben vorzunehmen, als sie vor-
stehend für Schweisseisen erläutert sind. Es ist nämlich vielfach beobachtet
worden, dass Flussmetall allen für Schweisseisen vorgeschriebenen Proben voll-
kommen Genüge leistete und trotzdem bei der kalten Bearbeitung durch Meisseln
usw. oder bei erhaltenen Stössen plötzlich in Stücke zersprang. Deshalb wird es
nicht zu umgehen sein, Flussmetall probeweise zu Stücken zu verarbeiten, deren
Natur dem künftigen Verwendungs-Zwecke desselben entspricht, bezw. mit ihm
Schlag- oder Fallproben vorzunehmen.
In der französischen Marine-Verwaltung, welcher das Verdienst gebührt,
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