Full text: Eisen und Eisenkonstruktionen in geschichtlicher, hüttentechnischer und technologischer Beziehung (Abtheilung 1, Band 2, Heft 1)

Verbindungs- und Vollendungs-Arbeiten. 339 
vorschriftsmässire Form erhalten haben. Die tauglichen, von Grat und Bohr- 
spähnen befreiten Stücke werden sodann einer gründlichen Reinigung unterworfen, 
et man alle Flächen in metallischer Reinheit, besonders ohne Spuren von 
Rost oder Hammerschlag zu erhalten sucht, um das spätere Nachrosten der- 
selben unter dem Firniss, bezw. dem Anstrich möglichst zu verhindern. Die 
Reinigung kann durch mechanische oder chemische Mittel oder auch durch 
beide genannten ‚Mittel zugleich bewirkt werden. Häufig begnügen sich die 
Besteller schon mit der mechanischen Reinigung, bei welcher Rost und Hammer- 
schlag durch Drahtbürsten, Schabeisen usw. und der in den:Poren des Eisens 
sitzende Staub durch Putzlappen beseitigt wird, verlangen dann aber zur Er- 
haltung des gereinigten Zustandes gewöhnlich einen sofortigen einmaligen An- 
strich der Stücke vor der Verbindung. Es ist aber anzurathen, nach der 
mechanischen auch noch eine chemische Reinigung vorzunehmen, weil durch 
letztere etwa noch an den Stücken haftende Rosttheilchen sicher entfernt werden 
und weil, wahrscheinlich aus diesem Grunde, erfahrungsmässig der spätere An- 
strich at einer auch chemisch gereinigten Fläche länger hält, als auf einer 
nur mechanisch gereinigten. 
Bei der chemischen Reinigung werden die mechanisch gereinigten Stücke 
in einem Bade von stark verdünnter Salzsäure gebeizt. Das Bad darf nur eine 
schwache Wirkung äussern, damit die Stücke lange genug darin liegen bleiben 
können, ohne dass man zu befürchten braucht, die bearbeiteten Flächen und 
Kanten, welche dazu am ehesten geneigt sind, möchten angefressen werden 
Die gebeizten Stücke werden durch Eintauchen in Kalkwasser von der etwa 
noch anhaftenden Säure befreit und schliesslich in kaltem Wasser oder besser 
in stark verdünnter Sodalauge abgespült. Dann bringt man die Stücke zweck- 
mässig in ein. Bad heissen Wassers (von 60—70° Wärme) und versieht sie, so- 
bald das Wasser auf den Oberflächen verdunstet ist, zum Schutze gegen das 
Wiedereinrosten mit einem Anstrich von siedend heissem dünnflüssigen Leinol- 
Firniss. Bis der Firniss genügend getrocknet ist, sind die gestrichenen Stücke 
in geeigneter Weise unter Schutz zu halten. 
Ueber den grössern oder geringern Werth der gebräuchlichen Reinigungs- 
bezw. Mittel zur Verhütung der Rostbildung herrschen sehr verschiedene An: 
sichten. Namentlich hält man das Beizen vielfach für schädlich. Dies ist es 
aber nur bei lässiger Arbeit, wenn die Säure-Reste nicht sorgfältig genug von 
den Stücken entfernt worden sind. 
b. Nieten und Verschrauben im allgemeinen. Hand-Nieterei. 
1. Vor der Vernietung sind die Stücke -- falls es erforderlich ist — 
insoweit nachzurichten, dass bei der vorzunehmenden vorläufigen Zusammen- 
fügung mit Hilfe von Dornen und Schrauben eine vollständige Flächenberührung 
aller auf einander liegenden Theile erzielt werden kann. Die genaueste Ver- 
dornung und V erschraubung ist eine wesentliche Vorbedingung für die Mösglich- 
keit einer vollkommenen Vernietung. Die Stücke sind dabei nicht gewaltsam 
zusammen zu zwängen; die vorläufige Verbindung muss derart genau sein, dass 
bei ihrer Lösung “die Stücke nicht aus einander federn. Aus der mehr 
oder minder gewaltsamen Art, mit welcher die Dorne eingetrieben werden 
müssen (Fig. 600), um ein Aufeinanderpassen der-Löcher bezw. Durchstecken 
der Schraubenbolzen zu ermöglichen, kann man einen Schluss auf die Güte der 
vorauf gegangenen W erkstatts-Arbeiten ziehen. 
Die Schrauben sollen in reichlicher Anzahl gezogen werden — im all- 
gemeinen etwa durch jedes dritte Nietloch — damit beim Vernieten weder 
gewaltsame ng noch Verschiebungen einzelner Stücke zu be- 
fürchten sind. 
Da die Nietarbeit auf der Montage bedeutend theurer zu stehen kommt, als 
in der Werkstatt, so wird das Werk bestrebt sein, die Einzelstücke, so 
weit. wie angängig, schon in der Werkstatt zu einem Ganzen zu verbinden. 
In wie weit dies geschehen kann, hängt von der Beschaffenheit der für die 
Versendung nach der Baustelle zu Gebote stehenden Beförderungsmittel und 
von der Anordnung der Stösse ab. Die Längs- und Querträger grösserer 
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