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Verbindungs- und Vollendungs-Arbeiten. 353
5. Brücken-Kabel für kleinere Spannweiten sind einfache Spiralseile;
für mittlere Spannweiten wählt man die Litzen-Anordnung und verseilt mei-
stens 6 äussere Litzen um eine Kernlitze, jede Litze hat 7, 19 oder 37 Drähte,
ohne Hanfeinlage. Für grosse Spannweiten verseilt man die Drähte nicht mehr,
sondern spannt jeden Draht für sich, vereinigt eine Anzahl durch Umwickeln
mit dünnerem Draht zu einem Drahtbündel und weiter, je nach Erforderniss,
eine Anzahl solcher Bündel zu dem Kabel.
In einzelnen Fällen hat man die Kabel in ihrer endlichen Lage auf der
Brücke selbst hergestellt. Dies Verfahren erfordert allerdings besondere Hilfs-
einrichtungen und die Ausführung leidet unter Regen und Wind; aber man um-
geht dabei. die äusserst schwierige Arbeit, das fertige Seil in seine endliche
Lage bringen zu müssen. Grossartige Beispiele für derartige Ausführungen
bieten Roebling’s Drahtseil-Brücken über den Ohio zwischen Covington und
Cineinnati und über den East-River zwischen New-York und Brooklyn. —
Bei, der East-River-Brücke ist jeder Draht aus zähem Gussstahl, verzinkt und
3mm stark. Das Ziehen der einzelnen Drähte von Brückenthurm zu Brücken-
thurm geschah von einem fliegenden Stege aus, welcher von provisorisch aus-
gespannten Drahtseilen getrageu wurde. Für jedes Brücken-Kabel errichtete man
6 riesige Trommeln, auf welche zusammen 384km Draht gewunden wurden. Um
diese Drahtlänge ununterbrochen auf- und abwickeln zu können, wurden die
Fir. 629. Drahtenden mit einander verschweisst,
nachdem vorher das schraubenähnlich
zugespitzte Ende des einen in das spiral-
förmig ausgehöhlte des andern gesteckt
worden warl).
Bei den Kabeln der französischen Hängebrücken verwendete man
anfangs Kabel, in denen jeder Draht parallel zur Erzeugenden der Zylinder-
fläche lag; darauf führte man, nach amerikanischem Vorgange, gedrehte Kabel
— cäbles tordus simples — ein, bei denen alle Drähte in einerlei Sinne ge-
wunden waren. Neuerdings kommt dort ein Verfahren in Anwendung, welches
dem Kreuzschlag ähnlich ist. Dabei erhält ein Spiralseil, das um einen Herz-
draht geschlagen ist, mehre andere Draht-Umhüllungen, von denen jede in
einer Richtung gewunden wird, welche derjenigen der nächstfolgenden Umhül-
lung entgegen gesetzt ist, Fig. 622°). Gedrehte Kabel besitzen grössere Bieg-
samkeit, als die aus graden Drähten zusammen gelegten Kabel, weil ein
Theil der Spirale eines und desselben Drahtes beim Biegen des Kabels ver-
kürzt ein andrer, ebenso grosser Theil verlängert wird, so dass eine Ausglei-
chung zwischen den auf einander folgenden Verlängerungen und Verkürzungen
möglich ist. Hierbei ist voraus zu setzen, dass keine zu starke Reibung zwischen
den Drähten verschiedener Umhüllungs-Schichten hindernd eintritt, was aller-
dings der Fall ist, wenn alle Spiralen desselben in gleichem Sinne gewunden
sind, aber nicht, wenn das Kabel aus abwechselnd gedrehten Umhüllungs-
Schichten hergestellt worden ist.
Die abwechselnd gedrehten Kabel — cäbles tordus alternatifs oder Kreuz-
schlag-Kabel, wie man sie nennen könnte — besitzen noch den besondern
Vorzug, dass alle Drähte, mit Ausnahme des Herzdrahtes, gleich lang sind,
so dass sie bei der Beanspruchung des Kabels gleichmässig gelängt werden.
Der Verfertiger der Kabel, Ingenieur Arnodin in Chateauneuf-sur-Loire, be-
nutzt zu diesem Zwecke eine besondere Maschine, deren Gang derartig geregelt
wird, dass die Steigung jeder Draht-Spirale in ihrer Abwicklung dem Durch-
messer der zugehörigen Umhüllungs-Schicht proportional wird. Dadurch werden
die Spiralen der verschiedenen Umhüllungs-Schichten einander ähnlich nnd alle
Drähte gleich lang ?°).
1) Orthey. Bau der East-River-Brücke. Zeitschr. d. Ver, deutsch. Ingen. 1884, $. 119.
2) Boulogne. Note sur la construction des ponts suspendus modernes. Ann. des ponts et chauss.
1886. I..8. 170, Auch Zentralbl. der Bauverwaltg. 1887, S. 172.
3) Ueber verschiedene andere Drahtarbeiten: Gespinnste, Gewebe, Geflechte, Herstellung
von Drahtstiften, Schrauben, Haken usw. vergl. Japing. A.a. O. S. 257, 284, 344, 365.
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