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14 Allgemeine Geschichte des Eisens und der eisernen Tragwerke.
Die Inschriften belehren uns ferner, dass die Assyrer das Eisen auch zu
Bau- und Ausschmückungs-Zwecken vielfach verwendet haben. Z. B. lauten
2 Inschriften aus Niniveh:
„Ich Sennacherib ..... usw. habe umkleidet ein Gebälk aus Zedern-
holz mit einer Verstärkung aus kiris (?) und von Eisen und habe den
sikot (?) mit silbernen und eisernen Platten umgeben‘“!), bezw. „Ich
Sardanapal .. . habe diesen Palast gegründet... ich habe eine Be-
deckung von Eisen daran gemacht ..... ich habe ein Zimmerwerk von
Sandelholz gemacht und es umkleidet mit Ringen von Eisen“ 2).
Mit Recht darf man aus den angeführten Belegen und aus, den aufgefundenen
Ueberresten der wahrhaft grossartigen Bau- und Gewerbethätigkeit in den ältesten
chaldäischen Städten schliessen, dass die Chaldäer das Eisen schon in sehr früher
Zeit, mindestens schon im 3. Jahrtausend v. Chr. gekannt und verwendet haben.
Ebenso verarbeiteten sie Gold, Silber, Kupfer und Bronze, seltener Blei. Auch den
Stahl müssen sie gekannt und verarbeitet haben; dafür sprechen ähnliche Gründe,
wie sie im Vorhergehenden bezüglich der Aegypter entwickelt worden sind.
Ob die Mischung der Bronze von den Ühaldäern selbstständig erfunden
worden ist, steht zur Zeit noch dahin. Lenormant will auch diese Erfindung
den Turaniern zuschreiben, deren Heimath den alten Fundstätten des Zinns im
südlichen Paropamisus und auch den Gewinnungsorten des Kupfers daselbst
nahe lag.
d. Bei den Lehrmeistern der Griechen.
Die von Alters her nahe den erzreichen Quellgebieten des Euphrat und
Tigris und in den Küstenstrichen des Mittelländischen und Schwarzen Meeres
sesshaften Völkerschaften semitischer, arischer oder gemischter Abkunft, die
Hebräer, Phönizier, Armenier, Lydier u. a. sind für die Geschichte
des Eisens von hervor ragender Bedeutung, nicht etwa deshalb, weil in ihren
Gebieten die ältesten Stätten der Eisengewinnung nachzuweisen sind, sondern
weil von ihnen, nach den unzweifelhaften Zeugnissen der Klassiker des Abend-
landes, asiatische Künste der Metallbereitung auf die ältesten Kulturstaaten
Europas übertragen worden sind.
Von den genannten Völkerschaften besitzen nur die Hebräer eigene, ge-
ordnete politische Geschichte. Schon auf ihrem Zuge nach dem gelobten Lande
lernte das Volk die Kunstfertigkeit der ihnen feindlich entgegen tretenden
Stämme kennen. Im Lande der Riesen, bei den Ammonitern in Rabbath, sahen
sie das eiserne Bett des Riesenkönigs Og von Basan, das nach Moses’ Be-
schreibung „9 Ellen lang und 4 Ellen breit“ war „nach eines Mannes Ellen-
bogen“ gemessen und Josua versprach den Kindern Josephs den Besitz des
Waldes im Lande der Pheresiter und Riesen, „die eiserne Wagen haben und
mächtig sind“.
Die Bewaffnung der Juden war damals mangelhafter als diejenige der
Kananiter; doch war das Schwert bei ihnen allgemein im Gebrauch. Nirgends
wird aber gesagt, aus welchem Metall es bestand; die Schriftsteller haben es
wohl als selbstverständlich angesehen, dass es aus Eisen bestehen müsse.
Zu David’s und Salomo’s Zeiten wurde das Eisen von den Juden zu Werk-
zeugen, Waffen und Ackergeräthen verwendet. David’s Regierung war der
Glanzpunkt oder — wie man sehr bezeichnend auch sagen darf — die eiserne
Aera der israelitischen Geschichte. Er legte die aufrührerischen Ammoniter
„unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile“ und führte so im wahren
Sinne des Wortes ein eisernes Regiment.
Solomo vollendete das Werk seines Vaters. Den Tempel David’s, zu dessen
Bau die israelitischen Grossen „5000 Zentn. Gold, 10 000 Zentn. Silber, 18. 000
Zentn. Erz und 100.000 Zentn. Eisen beisteuerten, liess er von tyrischen Künst-
lern und Bauleuten in bekannter Pracht und Herrlichkeit errichten. Alle Steine
„vom Grunde bis zum Dache“ waren in diesem viel bewunderten Bau „nach dem
Winkeleisen gehauen und mit Sägen auf allen Seiten geschnitten“.
1) Oppert. Expedition en Mesopotamie. II. 8.3. —
2) Ebenda. V
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