Full text: Technische Mechanik fester, flüssiger und luftförmiger Körper (Abtheilung 1, 3. Heft)

   
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Elastizitäts - Lehre. 607 
1. Voraus gesetzt wird, dass die Kraftebene — in welcher die Resultanten 
der auf die einzelnen Scheiben wirkende Kräfte liegen — mit der Krümmungs- 
Ebene, d. i. der Ebene des einfach gekrümmten Stabes 
(X Y-Ebene, Fig. 487) zusammen fällt. 
x, y seien die Koordin. eines belieb. Punktes O der Stab- 
axe. o der Krümmungs-Halbm. der Stabaxe in O; & der 
Winkel, den dieser Halbmesser mit der Y-Axe oder die 
Tangente in O mit der A-Axe einschliesst. Auf das 
belieb. Stabstück CO, dessen Axe in Ü die A-Axe be- 
rührt, wirke eine stetig vertheilte Last p pro Längeneinh. 
der Stabaxe und zwar unter einem belieb. Winkel geneigt. 
X p zerlegt sich in die Lasten v und w pro Längeneinheit 
bezw. der X-Axe und Y-Axe. 
Wenn dadurch in den Querschn. 0 und C bezw. die Axialkräfte P und H 
hervor gerufen werden, so ergeben die Bedingungen für das Gleichgew. des Stabstückes: 
: J 
m 
wenn V’ und W bezw. die gesammte auf CO wirkende Vertikal- und Horizontalkraft 
bezeichnen. 
2. Besteht die Belastung nur aus Vertikalkräften, so folet: 
Pcosg=H (78), d.h. die Horizontalspannung ist konstant. Ferner: 
d’y 
Y 
   
09 
y = > dx 
Pcse=H-—-/wdy; Psme=fvdx=V; daraus: j, tan 
0 E Ö day 
H et (79), wenn q die vertik. Belastung pro Längeneinh. der X-Axe ist. 
2 5 a 
: E 1 d2y : ee i 
Setzt man angenähert: — = + de 50 folgt für den Scheitel: 7 = g,P, (80), 
E > X% e 
wenn 9, und >, bezw. Belastung und Krümmungs-Halbm. im Scheitel sind. Ferner: 
P 96080. 
Die Axialkraft ? ist ein Zug oder ein Druck, je nachdem die 
Stabaxe nach oben zu konkav (“_) oder konvex (»—) gekrümmt ist, 
so dass p im 1. Falle positiv, im letztern Falle negativ einzuführen ist. Endlich 
ee a a 
ist: ap = = 77. 
3. Wenn die stetig vertheilte Last senkrecht auf die Stabaxe wirkt, 
so ist a=g. Femer P=gp= konstant. Das Produkt aus der Last pro 
Längeneinh.derStabaxein den Krümmungshalbm. ist =derkonstanten 
Axialkraft. 
Beispiel1; Fig. 488. Welche Form muss der Stab AB erhalten, wenn er bei gleichförm. 
über die Horizontal-Projektion vertheilter Be- 
Fig. 488. lastung — also bei konstantem g — nur auf Normalfestigk. 
in Anspruch genommen werden soll? Die zweimalige Inte- 
d2y 
gration von H ; >14 giebt die Gleichg. einer Parabel: 
ax 
q%2 } N 5 a4 3 
MN aM Ist ? die Bogensehne AB der Parabel, Fig. 488, 
und 7 der Pfeil (Stichhöhe) so folgt: 
gl / haN\? 
H—=2:_-;, P—H Yar( ) (81) 
sh 22 
II wächst also vom Scheitel aus nach den Auflagerpunkten A und B. 
Beispiel 2. Mit welchem Pfeil » muss bei einer gewissen Temperat. ein Telegraphendraht 
an den Stangen A und B aufgehängt werden, damit die Axialspannung desselben bei der stärksten 
möglichen Verminderung der Temperatur das zulässige Maass nicht überschreitet? *) 
Weil der Durchhang nur flach ist, kann man das Gewicht des Stückes CO, Fig. 487, ohne in 
Betracht kommenden Fehler dem Gewicht eines seiner Horizontal-Projektion & an Länge gleich 
kommenden Stückes gleich setzen und daher den Bogen als Parabel annehmen. Die zur Pfeil- 
822 
höhe A gehörige halbe Bogenlänge der Parabel ist’ annähernd: s=![i-+ 2 . Diese Bogen- 
länge wird bei Anlage der Leitung und bei einer Temperatur hergestellt, die um t9 höher, als 
die niedrigste zu erwartende Winter-Temperatur ist. 
  
  
  
  
79 
12 
Ä 
Ist nun H, die höchste zulässige Scheitelspannung, entsprechend der Pfeilhöhe UNE . 
5 u 
*) Nach Grashof. 
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
    
    
  
  
   
  
  
  
  
  
   
     
   
  
   
   
   
   
  
  
   
  
      
   
   
   
  
   
   
    
   
    
   
   
   
   
    
    
   
    
   
   
   
	        
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